von Thomas Longin (thlongg@yahoo.com)
Stand 2/2001
Überblick
Zwischen Tan-Tan/ Südmarokko
und Senegal liegen knapp 2000 km Transitstrecke (vorzugsweise in Nord-Süd-Richtung)
mit klar vorgegebenen Radfahrmöglichkeiten, aber keineswegs reizlos. Beste
Reisezeit ist wohl Oktober/ November, dann ist es in Mauretanien und später in
Westafrika am angenehmsten.
Einreise
Radfahrt nach Aufgabe
der Konvoipflicht bis Nouadhibou/ Mauretanien möglich (ab marokkanischem
Grenzfort Guerguerat/ Camping "La Poubelle" vorsichtshalber per
Automitfahrt, oder sehr genau vorbereiten: schwierige Pistenstücke, unklarer
Weg, Verminung); vor Weiterfahrt per Rad entweder Zug bis Choum oder Auto bis
Nouakchott; über Land nach Senegal per Fahre in Rosso (sehr unangenehme,
unvermeidliche Abzockerei), über Staudamm 50 km vor St.Louis (Piste auf
mauretanischer Seite angeblich unangenehm/ Wellblech aber machbar), oder evtl.
per Piroge über den Senegalfluss (z.B. bei Kaedi); günstige Flüge nach Atar/
Mauretanien (Le Point Afrique) oder Dakar; Visum für Mauretanien (für
Schweizer evtl. auch für Senegal), möglichst zuhause besorgen.
Währungen
Marokkanische Dirham,
keine Ein-/ Ausfuhr (in der Praxis unproblematisch), Geldautomaten in Städten
Mauretanische Ouguiya (1
DM = 110-120 UM), Ein-/ Ausfuhr streng verboten, unbedingt Devisenerklärung
(formloser Zettel, der abgestempelt wird), wird bei Ausreise evtl. genau
kontrolliert
Senegal: Franc CFA
(siehe Niger/ Mali)
Geografie
Im Norden (ca. nördlich
von Nouakchott) Wüste/ Halbwüste (Westsahara i.w.S.), einzelne relativ
niedrige Gebirgszüge (vor allem Adrar bei Atar), dort besonders faszinierender
Kontrast von Felsgebirgen mit 'eingelagerten' Sanddünen; im Süden Sahel mit
entsprechender Landwirtschaft (siehe Niger/ Mali), Savanne auf unter 50 m
Meereshöhe, nur stellenweise Relief, z.T. intensiver Anbau im Schwemmland des
Senegalflusses; abwechslungsreiche Küste, mehrere NSG in Mauretanien und
Senegal (Artenreichtum an Vögeln etc.)
Klima,
Winde
Westsahara: entlang der
Küste ganzjährig sehr angenehmes 'Kanarenklima'; zeitweise sehr starker Wind
(vermutlich entsprechend den in der westafrikanischen Trockenzeit zunehmenden Wüstenwinden),
z.B. vormittags aus Ost, nachmittags aus Nordwest, manchmal auch stark aus Süd/
Südost/ Südwest, nachts gelegentlich abschwächend
Mauretanien: Wüstenklima,
deutliche Milderung von Nouakchott nach Nouadhibou, maritimer Einfluss nur
unmittelbar am Meer spürbar (Taubildung, Wolken, evtl. Nebel), Nouakchott ist
bereits eher 'wüstendominiert', im Süden bis 600 mm Niederschlag; deutlicher
Nordost-Wind, bereits sehr früh im Jahr oft stark staubbeladen ('poussiere'),
Radfahren zumindest gegen den Wind dann definitiv unmöglich (beste Jahreszeit
wohl November bis Januar)
Nordsenegal: Sahelklima
(siehe Niger/ Mali), aufgrund niedriger Meereshöhe besonders heiss, erst ab ca.
Richard Toll/ Rosso maritimer Einfluss spürbar (höhere Luftfeuchte, milder, 'kühle'
Brise); Wind stets und
unangenehm aus Ost, gegen West immer mehr auf Nordost drehend, im Frühjahr
manchmal staubbeladen.
Gesundheit
Gelbfieberimpfung
empfohlen (für Westafrika sowieso obligatorisch); Malariaprophylaxe (Lariam)
auf jeden Fall ab Nouakchott, angeblich auch in den mauretanischen Oasen und in
Nouadhibou (Risiko dort aber jedenfalls wesentlich geringer als in Westafrika).
Bevölkerung,
Sprachen
Westsahara: ursprünglich
sehr dünn besiedelt (Sahauris, meist Nomaden), seit Annexion durch Marokko
massive Ansiedlung von Marokkanern (viel Militär, Zollfreigebiet) in Laayoune,
Dakhla und Boujdour
(sonst keine grösseren Ortschaften), Sprachen wie in Marokko, d.h.
maghrebinisches Arabisch, Französisch verbreitet, auch Spanisch (Sahauris)
Mauretanien: Übergangsland
Weiss-/ Schwarzafrika, hellhäutige Mauren und vor allem im Süden Farbige,
gelegentlich ethnische Auseinandersetzungen, traditionell Nomadenland, heute Hälfte
der Einwohner in
Hauptstadt, in kurzer Zeit sehr stark touristisiert (durch Autoschieber-Transit
und forcierten Qualitäts- Gruppentourismus, z.B. Nouvelles Frontieres u.v.a.),
Sprache Hassani (arabischer Dialekt), Französisch in den Städten problemlos
Senegal: Vielvölkerstaat,
an der Küste deutlich höherer Lebensstandard, bessere Infrastruktur (St.Louis),
Amtssprache Französisch, aber 'Hauptsprache' Wolof, im Osten evtl. noch Bambara.
Übernachten
Westsahara: am Strand
(herrliche Plätze zum Zelten z.B. direkt unterhalb des Steilabbruchs, von Straße
nicht zu sehen) und in der Wüste völlig problemlos, billige Hotels in den
Orten, Campingplatz in Dakhla 5 km vor dem Ort
Mauretanien: in der Wüste
problemlos, Hotels in Nouakchott ab ca. 2000 UM
Nordsenegal: in Savanne,
Hotels etwas teurer als Mali
Verpflegung
Westsahara: in den drei
Orten sehr gut und billig, Leitungswasser z.T. aus Meerwasserentsalzung (leicht
brackig aber trinkbar), bis Dakhla längstes Stück ohne Versorgung ca. 140 km
direkt südlich von Boujdour,
sonst einige Cafes/ Tankstellen zwischen den Orten, hinter Dakhla evtl. nur ein
oder zwei Versorgungspunkte (aktuell informieren)
Mauretanien: in den größeren
Orten, vor allem Nouakchott und Nouadhibou sehr gutes Angebot, aber eher teuer
(vor allem Nouakchott), da viel von den Kanarischen Inseln importiert (z.B.
Obst), sehr gute Bäckereien, außerhalb der grossen Orte kaum Infrastruktur
(Wasserversorgung sehr schwierig)
Nordsenegal: entlang
Senegalfluss (ähnlich Mali) sehr karg, wenig Obst, ab Richard Toll/ St.Louis
deutlich
bessere Auswahl (viele Geschäfte), Wasserversorgung entlang des Flusses nicht
ganz einfach (Leitungen meist abgestellt)
Gefahren,
restriktive Gebiete
Westsahara: südlich
Dakhla miliärisches Sperrgebiet (leider die schönste Gegend der Westsahara),
z.T. auch das übrige Hinterland
Mauretanien: im
Vergleich zu seinen Nachbarländern und anderen Sahelländern ausgesprochen
korrupt, ein Dienstweg existiert nicht, alles funktioniert ausschließlich über
Beziehungen, Offizielle meist sehr korrupt und entlang der 'Autoschieberroute'
oft sehr grob, willkürliche Festsetzung von 'Stempelgebühren' etc.;
gelegentlich Überfälle auf motorisierte Wüstenfahrer fernab der Orte und
Strassen, sowie evtl. im Grenzgebiet zu Mali, sonst problemlos
Nordsenegal: keine
Probleme
Rad
und Ausrüstung
Relief meist
anspruchslos, bei Bedarf Pistentauglichkeit, Ersatzteile dabeihaben, im Sahel
z.T. viele Dornen, z.B. entlang des Senegalflusses (stellenweise extrem
'verseucht'), sonst siehe Niger/ Mali.
Strassen
und Verkehr
Asphaltstrassen i.d.R.
tadellos bzw. sogar nagelneu, Pisten meist zu sandig, Verkehr überall sehr
gering (ausser Boulevard Nasser in Nouakchott).
Transport
Sammeltaxis (in
Mauretanien Landcruiser), Lkws, aber Gefahr für das Fahrrad durch Überfüllung,
in der Westsahara bis Dakhla auch Busse
Reiseführer und Karten
siehe Niger/ Mali, außerdem:
Erika Därr: Marokko, 8.Aufl. 1999/ Redaktionsschluss 9/98;
Michelin 959/ Marokko
(1:1 Mio), IGN-Karten nicht notwendig (auch nicht hilfreich)
Sehenswertes
·
kontrastreiche Wüsten-Küsten-Szenerie
mit Sand- und Steilküsten, Sebkhas (Salzsenken), Mündungsgebieten, idyllischen
Plätzen zum Campen, artenreichen Nationalparks, etc., nur z.T. mit dem Rad zugänglich
·
ungewöhnliche Wüstenberglandschaft
im Adrar, Kontrast Felsgebirge/ Sanddünen, einige besonders schöne Oasen
·
etliche sehr bedeutende
historische Stätten in Mauretanien (z.B. Chinguetti, Ouadane, Oualata), nur
z.T. mit dem Rad zugänglich
·
Erlebnis eines Landes
(Mauretanien), das in wenigen Jahren vom tiefen afrikanischen Mittelalter in die
automobile Moderne geraten ist (Stadtverkehr in Nouakchott)
Streckenvorschläge
·
Hauptstrecke Tan-Tan - Laayoune
- Dakhla - Nouadhibou, dann Nouakchott - Rosso/ St.Louis - Ouro Sogui -
Ostsenegal, oder - Dakar - Tambacounda - Ostsenegal (Tambacounda - Kidira
angeblich fertig asphaltiert)
·
in Südmarokko/ Westsahara
Umweg über Smara möglich, vermutlich weniger sehenswert als Küstenstrecke
·
in Mauretanien: Choum - Atar
sandige und z.T. bergige Piste; Atar - Nouakchott großenteils nagelneuer
Asphalt; Atar - Chinguetti neu asphaltierte Passstrasse (New Pass), außerdem
alter Pass; Nouakchott - Nema ('Strasse der Hoffnung'), angeblich recht
reizvoll, asphaltiert, aber zwischen Aleg und Kiffa ruiniert; per Fahrrad möglicher
Grenzübertritt nach Senegal auf Asphalt über Aleg - Bogue - Kaedi, dann per
Piroge, Einreise in Matam
·
Weiterreisemöglichkeiten statt
nach Mali nach Gambia, Südsenegal, Guinea-Bissau (und mit Schwierigkeiten evtl.
auch nach Guinea usw.)
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