Länderinformation

Mali/Niger

von Thomas Longin (thlongg@yahoo.com)

Stand 1/2001

Überblick 

Schmelztiegel sind beide Länder - und das nicht nur im völkerkundlichen Sinn. Hitze vor allem im Süden auch im "Winter" schwer erträglich, ca. 12-15 Grad heisser als zur selben Zeit etwa in Südmarokko oder Ägypten. Luftfeuchtigkeit extrem niedrig, dazu ein verlässlicher, stark austrocknender Wind aus Ost.
Extremer Wasserverbrauch. Landschaftstyp Savanne in verschiedenen Ariditätsgraden, meist abwechslungsreich (vor allem in Mali), z.T. auch monoton. Reisezeit, Routen und Fahrtrichtung sind praktisch vorgegeben. Es ist fraglich, ob man Land und Leuten in wenigen Wochen Durchreise gerecht wird, aber schaden kann es auch nicht. Auf jeden Fall ein echter Härtetest; und ein Lehrgang in Sachen Desertifikation.

Einreise

Mali 

Landgrenzen: Pisten von Algerien, Mauretanien, Senegal (Asphalt in Senegal bis zur Grenzbrücke bei Kidira), Guinea, Niger, je eine Asphaltstrasse von Burkina Faso und Cote d'Ivoire; Flugzeug nach Bamako (relativ teuer) oder mit Le Point Afrique nach Gao. 

Visum in Deutschland oder in Westafrika (nicht überall), i.d.R. nicht an der Grenze, Verlängerung im Land möglich, keine zusätzliche Meldepflicht mehr, aber angeblich doch noch in Mopti, Djenne, Dogon-Gegend.

Niger 

Landgrenzen: über Hoggarpiste von Tamanrasset/ Algerien (vorzugsweise per Lkw), theoretisch auch von Libyen und Tschad, mehrere asphaltierte Grenzübergaenge von Nigeria, je einer von Benin und Burkina Faso, auf Piste von Gao/ Mali; Flugzeug nach Niamey (relativ teuer) oder mit Le Point Afrique ( www.point-afrique.com ) nach Agadez.  

Visum in Deutschland (am einfachsten beim Konsulat in Mannheim) oder auch in Westafrika (nicht überall), i.d.R. nicht an der Grenze, Verlängerung im Land möglich; theoretisch zusätzliche Meldepflicht bei der Polizei bei jedem Stadtaufenthalt, wurde aber nirgends mehr verlangt oder überprüft (auch nicht in Niamey), das bestätigten auch andere Reisende.

Währung 

Wie in einigen anderen westafrikanischen Ländern der Franc CFA (100 FCFA = 1 FF), keine
Devisendeklaration, theoretisch Ausfuhrbeschränkung auf 25.000 FCFA (normalerweise nicht kontrolliert); Geldtausch in Banken, bisher auch oft privat (FF), auch gelegentlich FF (heute evtl. Euro) direkt akzeptiert, Reiseschecks manchmal problematisch oder hohe Gebühren (FCFA in Europa kaum zu tauschen, evtl. Paris Flughafen).
 

Geografie 

im Norden Vollwüste mit Hochgebirgen (Air/ Niger), mittlerem Bergland (Adrar des Iforas/ Mali, Djado/ Niger) und viel Schotter- und Sandwüste (Tanezrouft/ Mali, Tenere/ Niger), große Ergs, Gao und Agadez liegen bereits im Sahel, der unregelmäßig und insgesamt gering beregneten Übergangszone zum sog. Sudan, nach Süden Dornbusch- und in Mali auch Trockensavanne (mit immer intensiverer Viehhaltung und auch Anbau von Hirse, Erdnüssen, Zwiebeln); z.T. waldartig dichte Vegetation um und südlich/ westlich von Bamako. Indikatorpflanzen z.B. Calotropis (nimmt nach Süden ab), gelbes Cram-Cram-Klettengras (nimmt zu), Akazien in der Dornbusch- und die beeindruckenden Baobabs (Affenbrotbäume) in der Trockensavanne. Die feuchtesten Regionen und reichste Fauna findet man südlich der Hauptstädte. Übergang zur Trockensavanne in Mali etwa südlich Mopti. Lebensader Malis ist der Nigerfluss mit riesigem Binnendelta; auch in Niger wichtiges Anbaugebiet entlang des Flusses. Gefährliche Wildtiere, wenn überhaupt, nur in Reservaten. Profil meist ganz leicht hügelig mit oft weiter Sicht, im Süden gelegentlich Plateauberge, z.B. zwischen Douentza und Hombori (Mali) oder östlich Dogondoutchi (Niger). Um Bamako und westlich stärker hügelig.

Klima, Winde 

Im Norden vollarid, ab ca. Gao/ Agadez beginnen nennenswerte Sommerniederschläge, die Regenzeit wird nach Süden länger, regelmäßiger, ergiebiger (ca. 1-5 Monate, 100-1500 mm), Trockenzeit ca. Oktober bis Mai/ Juni mit zunehmender Hitze, erträglichste Tages- und Nachttemperaturen im "Winter" im Norden (Sahara), im Süden sind 40 Grad im Januar keine Seltenheit, meist wolkenlos (gelegentlich leichte Cirren), Temperaturmaximum ca. 13-16 Uhr, starke Abkühlung nachts nur im Norden, Luftfeuchtigkeit extrem niedrig, vor allem auf Pisten riesiger Wasserbedarf (10-20 Liter), entsprechende Transportkapazität notwendig.  

Extrem austrocknender und absolut verlässlich wehender Wind (auch böig) aus ziemlich genau Ost, gelegentlich etwas wechselnd ONO/OSO, Richtung Westen deutlich auf Nordost drehend, meist windstill von abends bis vormittags, bei "falscher" Reiserichtung nach Ost sehr hinderlich (unbedingt vermeiden!), Staubstürme ('poussieres') i.d.R. erst März bis Mai.

Gesundheit  

Gelbfieberimpfung vorgeschrieben (wird kontrolliert); Malariaprophylaxe (Zone C) mit Lariam (aus Europa mitbringen) wohl unvermeidlich (Moskitobelastung zur Trockenzeit aber meist gering), zusätzlich Moskitonetz/ Zelt, Repellent; 'Dispensaires' auf dem Land häufig, aber gute Medizin. Versorgung wohl nur in den Hauptstädten (wenn überhaupt). 

Bevölkerung 

Schmelztiegel verschiedener schwarz- und weißafrikanischer Völker, die auf Erhalt ihrer Kultur und Tradition noch sehr bedacht sind, z.B. Haussa, Fulbe (Peul), Bambara, Tuareg. Unterschiede hinsichtlich Äußerem/ Kleidung, Dörfer, Lebensweise etc. sehr interessant. Religion hauptsächlich Islam, viel weniger 'streng' als in den arabischen Ländern, keine Geschlechtertrennung; fast nur Landwirtschaft, Lebensstandard sehr niedrig, in den abgelegenen Gebieten vor allem im Norden extrem niedrig, allerdings kaum Kriegs-/ Bürgerkriegselend. 

Besonderer Hinweis: Leuten, die gerade am Straßenrand kacken (sehr häufig), braucht bzw. sollte man nicht zuwinken - den Blick dafür bekommt man aber erst mit der Zeit :-)) 

Sprachen 

Alleinige Staatssprache Französisch, jedoch nur für sehr wenige Einwohner Muttersprache, eher weniger verbreitet als z.B. in Marokko; viele verschiedene Sprachen, z.T. verwandt, in Niger Haussa und in Mali Bambara am meisten verbreitet, gewisse Kenntnisse sehr nützlich (restliche Sprachen kann man sich schenken bzw. wird sowieso kaum Informationen beschaffen können. 

Übernachten 

In größeren Ortschaften oft billige Zimmer (1000-5000 FCFA), Preis-Leistungsverhältnis oft unklar, in den wichtigsten Städten teuer, Übernachtung im Zelt ('en brousse', im Hof eines Hotels, oder z.B. in Dörfern, an Mautstellen etc.) ist aufgrund der nächtlichen Abkühlung sowieso vorzuziehen, in Räumen findet man nur schwer Schlaf (Klimatisierung teuer); beim Zelten 'en brousse' kann man sich meist erst direkt nach Eintritt der Dunkelheit niederlassen ('die Savanne ist voll...'), außerdem hohes Plattfussrisiko (morgens erst mal flicken...)

Verpflegung 

Lebensmittelangebot meist sehr karg, Qualität z.T. schlecht (z.B. Orangen), gut erhältlich sind Reis/ Nudeln in großen Packungen, Salz, Zigaretten, Pillen (z.B. Aspirin), Erdnüsse; Orangen in großen Orten, auch etwas Gemüse und tropisches Obst (in Niger vor allem Ananas, in Mali Papayas, Mangos, Guaven etc.), guter und großer Frischmarkt nur an den jeweiligen Markttagen (Dauermärkte in den Hauptstädten), in Südmali bestes Angebot, Brot nicht überall, Grillfleisch an der Strasse, die Bevölkerung isst vor allem Hirse/ Reis mit Sosse (sauce noire/ sauce rouge), in Städten gelegentlich Mini-Markets mit Keksen etc., in Niamey und Bamako Müsli, Eigenprodukte sehr billig, Importe teuer (mit Kühlkette extrem teuer); Wasser: in größeren Dörfern meist sauberes Leitungswasser (außerdem Brunnen jeder Art), Entkeimen genügt, z.B. entlang des Niger nur Flusswasser (filtern). 

Gefahren, restriktive Gebiete 

Zur Lage nördlich Agadez/ Arlit und Gao immer aktuell informieren. Radfahren kommt dort sowieso kaum in Frage. 

Risiko von Diebstählen und Überfällen außer in den Hauptstädten sehr gering, auch dort keine besonders auffällige Unsicherheit; Polizeikontrollposten entlang der Strasse, vor allem in Mali fast beunruhigend lasch bzw. gar nicht besetzt (Polizei macht keinen besonders professionellen Eindruck).

Rad und Ausrüstung 

·                     bei Pistenfahrt sehr stabiles Rad, Ersatzteile mitbringen (regional sehr unterschiedliche Verbreitung von Fahrrädern und Fahrradgeschäften/ Werkstätten, nur sehr einfaches Angebot von Reifen etc.), Relief anspruchslos, aber auf Pisten (vor allem Sand) niedrige Gänge notwendig (wie steiles Gebirge)

·                     leichtes Zelt, selbststehend, mit Moskitonetz (möglichst kein neues oder hochwertiges Zelt, da der Zeltboden - wie auch andere Ausrüstungsgegenstände wie Matratze, Wassersäcke - in der Savanne sowieso schnell durchlöchert wird)

·                     sehr leichter Schlafsack (im Süden genügt auch Decke/ Inlet)

·                     Moskitonetz für Übernachtung in Räumen

·                     viel Entkeimer (z.B. Certisil flüssig), da sehr oft sauberes Leitungs- oder Brunnenwasser (Wasserfilter für 'Notfälle' bei Verwendung von Oberflächenwasser - ansonsten für die riesigen benötigten Wassermengen zu langsam und kraftraubend)

·                     gute (lange) Luftpumpe (wird häufig gebraucht)

·                     viel Flickzeug

·                     Sonnenschutz mit maximalem Lichtschutzfaktor für Gesicht und Handrücken, Rest des Körpers durch luftige Kleidung vollständig bedecken (Kopf mit Chech oder besser Legionärsmütze)

·                     Lippenpflege

·                     Radio als einziges afrikataugliches Informationsmedium, um z.B. aktuelle Entwicklungen in den nächsten Reiseländern mitzubekommen 

Strassen und Verkehr 

Asphaltstrassennetz sehr dünn, Qualität fast immer gut brauchbar, Pisten i.d.R. mehr oder weniger sandig (Radfahren schnell unmöglich) oder mit Wellblech (qualvoll), Ausschilderung ausreichend, oft Km-Steine  

Verkehr fast überall sehr gering, nur innerorts und lokal zeitweise etwas stärker, nur in Bamako stark, 'Verkehrsregeln' eher europäisch (z.B. Anhalten an Ampeln), nicht wie in arabischen Ländern, aber auch gewöhnungsbedürftig, jedoch mit sehr großen Freiräumen für Radfahrer (kleines Positiv-Feature: man trifft garantiert keine Wohnmobilfahrer)

Transport
 

·                     Eisenbahnlinie Dakar (Senegal) - Bamako: Ticket und Platzkarte (auch für Lokalzüge Bamako - Kayes) einen Tag vorher besorgen, Fahrrad einen Tag vorher aufgeben, allerhöchste Beschädigungsgefahr für das Rad im vollgepferchten Gepäckwaggon (unbedingt gutes Trinkgeld (20 FF) an den, der es verladen wird!)

·                     moderne Reisebusse ein- oder mehrmals wöchentlich auf den Hauptstrecken

·                     Sammeltaxis aller Grössen und technischer Zustände

·                     Lkws  

Fahrradmitnahme (außer evtl. Reisebusse) kein Problem, da grundsätzlich alles transportiert werden
kann (Fahrzeughöhe unbegrenzt), aber große Gefahr für das Rad; Preise sehr gering (außer Eisenbahn).
 

Reiseführer und Karten 

·                     Klaus und Erika Därr (Hrsg.): Durch Afrika, 10.Aufl. 2000; Erika Därr (Hrsg.): Westafrika Band 1 Sahelländer, 5.Aufl. 2000/ Red.-Schluss 10/99 (beide Reise-Know-How-Verlag, regelmäßige Updates bei www.reise-know-how.de)

·                     Michelin 953 Nordwestafrika (1:4 Mio), zusammen mit den Streckeninfo aus Reiseführern; IGN 'Niger' und 'Mali' informativ und brauchbar, aber nicht notwendig; alle Karten relativ häufig ungenau/ fehlerhaft

·                     Bettina Selby: Timbuktu! (im Orig. 1991), TB Piper-Verlag

www.biketour.lda.de : Martin Moscheks Radtour nach Timbuktu 2000

Sehenswertes

Niger 

·                    Sahel-/ Savannenlandschaft unterschiedlicher Aridität und Nutzung, Lehrgang in Sachen Desertifikation, gelegentlich auch Abwechslung im Relief

·                     kulturelle Aspekte vor allem im Haussa-Land, z.B. Sudan-Architektur, Markttreiben, spärlicher Ackerbau

·                     Nationalpark des 'W' des Niger südlich Niamey (Fahrrad kaum nutzbar)

·                     Nigerpanoramen, z.T. pittoresk

·                     Air-Gebirge, Tenere-Wüste, Djado-Plateau (nur Geländewagentour, Kameltrekking, Salzkarawane o.ä.)

Mali

·                    Sahel-/ Savannenlandschaften wie in Niger, besonders abwechslungsreich, z.B. Übergang von Dornbusch- zu Trockensavanne und im Süden z.T. zum Wald

·                     Nigerdelta; mehr (z.B. Djenne, Mopti) oder weniger (z.B. Timbuktu, Gao) sehenswerte historische Stätten, Lehmmoscheen

·                     Markttreiben, authentisches afrikanisches Dorfleben

·                     Land der Dogon: geheimnisvolle, sehr fremde Kultur in schwer zugänglicher Landschaft (Falaise von Bandiagara), Maskentänze; ist im Aussterben begriffen (wohl nur zum geringen Teil durch den Tourismus)

·                     grandiose Landschaft mit Plateaubergen auf ca. 200 km zwischen Hombori und westlich Douentza (evtl. vergleichbar mit Monument Valley in USA)

·                     weitere interessante Landschaften, z.B. westlich Bamako, schwer zugänglich (u.a. Boucle du Baoule)


Streckenvorschläge

Niger 

Asphalt: von Ayorou (nahe malischer Grenze) über Niamey (Asphalt westlich Dosso auf ca. 80 km ruiniert), Zinder bis Nguigmi nahe Tschadsee, ab Birni - Nkonni über Agadez nach Arlit, 2/3 der wichtigen Verbindung Agadez - Zinder, verschiedene kürzere Verbindungen um Niamey und nach Nigeria 

Pisten: per Rad mit Gepäck nur zum kleinen Teil machbar (viel Sand), auf jeden Fall maximal anstrengend,
sowie schwierige Versorgung; Pistenstück Agadez - Zinder auf ca. 145 km, sandig, großenteils auf
festem Untergrund gut fahrbar, aber viele tiefe 'Schiebestellen' ('Schieben' kann man das nicht mehr
nennen), vor allem Südausfahrt aus dem Dorf Aderbissinat, mehrmals regelrechte Dünenpassagen, maximal Anstrengung, 2 Tage, mindestens 15 Liter Wasser/ Tag, Wasser nur in Aderbissinat (sowie sehr kleines Dorf und ein 'Truckstop' am nördlichen Pistenanfang), von Agadez her beim Ende des Asphalts links weiterfahren (nicht geradeaus); von Zinder her eindeutig (rechts, nicht geradeaus)

Mali 

Asphalt: im wesentlichen Gao - Bamako (1200 km), und verschiedene Verbindungen zu den Nachbarländern sowie nach Djenne, Mopti, Sikasso  

Pisten: Gao - Ayorou/ Niger (ca. 250 km) gut machbar, gelegentlich kürzere Einsandungen vor allem in Ortschaften und am Nigerufer, schlechtester Teil mit besonders viel üblem Wellblech zwischen Gao und Ansongo (vor allem um Haussa-Fulane), Wasser aus dem Fluss (oft ein gutes Stück entfernt), in Ansongo Wasserleitungen, evtl. auch sonst; Bamako - Kayes zumindest bis Kita (angeblich auch darüber hinaus bis Bafoulabe) zum grossen Teil nagelneu und gut; Bafoulabe-Kayes angeblich extrem schlecht und kaum zu schaffen (Autofahrer mussten sich den Weg frei sägen, Radeln geht vielleicht?); Kayes - Diboli (Grenzort zu Senegal) problemlos; zu Pistenverhältnissen siehe v.a. Bettina Selby (Ostmali) und Martin Moschek (Westmali, aktuell)

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