von Thomas Longin (thlongg@yahoo.com)
Stand 3/2000
Überblick
Praktisch eine riesige
Oase in weiter Wüste, auch ein paar herrliche Berglandschaften. Im Niltal und
-delta gibt's das "pralle Leben" der einfachen Bauern; das "New
Valley" ist die Route der Wahl, wenn man mal so richtig in die Sahara
einsteigen will, ohne Überlebenskünstler zu sein. Der Sinai leitet zum Nahen
Osten über. Ägypten ist übrigens typische Winterdestination.
Einreise
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Flug z.B. nach Kairo oder
Alexandria, oder Billigflug nach Hurghada, Sharm-esh-Sheik etc.
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Fähre Aqaba (Jordanien)-
Nuweiba (i.d.R. mindestens einmal täglich ein schnelles und ein langsameres
Boot; sehr malerisches Treiben auf letzterem)
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Fähre Wadi Halfa (Sudan)-
Assuan
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gelegentlich Frachtschiff
Salerno - Alexandria (www.grimaldi.napoli.it), auch weitere Frachtschiffe ab
Europa (Frachtschiffreisen, bei: Hamburg-Süd Reiseagentur GmbH, Pf.111533,
20415 HH, 040/3705-0), dauert aber sehr lang
·
über Land von Libyen (Sollum),
Israel
Visum: an Flughäfen erhältlich,
evtl. nicht an allen Straßengrenzen; aufpassen, dass das Visum für das ganze
Land gilt (nicht nur für Ostsinai); keine zusätzliche Meldepflicht mehr; bei
Verlängerung des Visums im Land evtl. Zwangsumtausch (in moderater Höhe)
Währung
Ägyptisches Pfund,
Geldautomaten in Großstädten, ansonsten Banken, auch Hotels etc., manchmal USD
bevorzugt, Reiseschecks möglich
Geografie
fast vollständig in der
Sahara, Riesen-Oase Niltal, Nildelta, östlich des Nils "Arabische Wüste"
(bis 2000m) bis Rotmeerküste, westliche "Libysche" oder
"Westliche Wüste" mit riesigen Dünengebieten (Great
Sand Sea) und einigen großen Oasen (z.B. Siwa, Dakhla), meist flache
Mittelmeerküste, Sinai-Halbinsel mit Hochgebirgen (im Süden)
Klima, Winde
Im Norden bis ca. Höhe
Kairo etwas Winterregen, im Sommer keine extreme Hitze, südlich davon praktisch
immer heiß und trocken, März/ April oft Sand-/ Staubstürme (Chamsin), im
Sommer extrem heiß (und im Niltal schwül)
Wind im Passatbereich
grundsätzlich aus Nordost, im Winter im Norden eher aus West/ Nordwest, im
Niltal und am Roten Meer aus Nord, in der Wüste oft recht stark
Gesundheit
übliche Hygiene in südlichen
Ländern, je nach Empfindlichkeit, Leitungswasser durchaus trinkbar;
Bilharziosegefahr; evtl. zusätzliche Impfungen, vor allem Hepatitis A und
Tollwut erwägen; Malariarisiko normalerweise
vernachlässigbar
Bevölkerung
fast vollständig im
Niltal und -delta konzentriert, besonders auffallender Kontrast zwischen Stadt-
und Landbevölkerung (Nilbauern), auf Sinai einige Nomaden; hauptsächlich
Moslems, auch Kopten (christlich); starkes Bevölkerungswachstum, hohe
Analphabetenrate
Sprache
arabisch (Ziffern
ostarabisch), allerdings meist nur Dialekt, gebildete Ägypter oder in
Touristenbereichen auch andere Sprachen, vor allem Englisch
Übernachten
viele billige und sehr
billige Hotels (siehe Tondok-Führer), Wildzelten in der Wüste problemlos
(Achtung: viel Militär auf Sinai), direkt an der Küste ausdrücklich verboten
(100m-Streifen)
Verpflegung
überall
Lebensmittelgeschäfte (Spezialitäten z.B. sehr fette und süße Pfannkuchen,
eingelegtes Gemüse, Orangen höchster Qualität, Halva), extrem billig,
Entfernungen in der Wüste evtl. > 1 Tag (für Wasser maximal 150 km)
Gefahren, restriktive Gebiete
Gefahren: angeblich das
am stärksten verminte Land der Welt! (vor allem an den Küsten, auch an allen
Landgrenzen); Gefahr durch fanatische Islamisten bedeutet für
Individualtouristen eigentlich nicht viel, evtl. "Hochburgen" wie Qena,
Assiut meiden (man fällt als Gepäckradler in Ägypten innerorts recht wenig
auf); Polizei eskortiert gelegentlich Touristen durch Städte (z.B. Marsa Matruh)
oder sperrt Gegenden ab (Niltal) und man muss sich "durchreden" oder für
einzelne Strecken mit einem "Konvoi" mitfahren; vorher aktuell
informieren!
Restriktive Gebiete:
diverse Grenzgebiete in der Wüste, auch Pisten im Süden und Osten, Rotmeerküste
südlich Marsa Alam (oder weiter südlich), Strasse Assuan - Abu Simbel, evtl.
auch Gebiete auf Sinai, evtl. auch weiteres
Rad und Ausrüstung
bergtaugliche Schaltung
auf Sinai und gelegentlich in der Wüste notwendig; Ersatzteile mitbringen, überall
sehr viele kleine Fahrradgeschäfte mit chinesischen oder indischen Rädern/
Teilen, aber westliche Qualitätsteile (Shimano etc.) wohl nicht einmal in Kairo
erhältlich
Strassen
und Verkehr
Straßennetz dünn,
Asphaltstrassen meist einwandfrei, gelegentlich nagelneu (z.B. am Mittelmeer),
Ausschilderung fehlt manchmal, auch mit lateinischer Schrift
viel Verkehr in Kairo,
Nildelta und unteres/ mittleres Niltal; Wüste, Mittelmeer und Sinai: gering bis
null;
"orientalische Verkehrsregeln" mit vielen Freiräumen für Radfahrer
u.a. etwas langsamere Verkehrsteilnehmer (wichtigste Regeln: immer gucken,
gucken, gucken, nie den Überblick verlieren, zügig mitfahren, Freiräume
erkennen und sofort nutzen); wichtig: Autobahnschilder bedeuten, daß Fahrbahnen
baulich getrennt sind, sowie evtl. andere Höchstgeschwindigkeit, sonst nichts
Transport
Eisenbahn (vor allem
Niltal) problemlos, Fahrrad im Gepäckwagen oder Passagierraum, auch Busse,
Sammeltaxis, Lkw
Reiseführer und Karten
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bester Reiseführer: Wil und
Sigrid Tondok: Ägypten individuell, Reise-Know-How-Verlag (10/99)
keine exakten Karten,
aber alle benutzbaren Routen werden im o.g. Buch beschrieben oder zumindest erwähnt
(auch mit Distanzen) (z.B. neue Strassen von Al Alamain nach Wadi Natrun und von
südl. Kharga ins Niltal südlich Luxor auf Karten nie verzeichnet); evtl. genügt
Michelin 954, speziell für Niltal und -delta einige Karten in kleinerem Maßstab
erhältlich
Sehenswertes
Die weltbekannten
kulturhistorischen Sights im Niltal sowie manche Stellen am Roten Meer muss man
mit vielen anderen teilen, und man erlebt die Ägypter dort oft nicht gerade von
ihrer besten Seite. Überall sonst ist das völlig anders, vor allem in den
Sahara-Oasen, die irgendwie eine "eigene Welt" darstellen. Sonst
sehenswert: südlicher Sinai, Berge der Arabischen Wüste, Kairo (kein absoluter
Top-Act), pittoreskes bäuerliches Treiben in den Dörfern des Niltals und
-deltas, manche Stellen der Mittelmeerküste (z.B. bei Marsa Matruh)
Streckenvorschläge
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Niltal, kann wegen vieler
Checkpoints, die das Weiterfahren verbieten oder unter Auflagen stellen (z.B.
die nächsten 200 km durchfahren ohne anhalten...) z.Zt. noch etwas kniffelig
sein; man kann sich aber bei einigen Tässchen Tee durchreden (z.B. "ich
fahre nur noch zum nächsten Bahnhof und dann per Zug weiter"), oder die
Checkpoints gleich umfahren
·
"New Valley ": die
einfachste Möglichkeit, den Abwechslungsreichtum hyperarider Saharalandschaften
mit dem Rad zu erleben, hervorragende Asphaltstrasse von Gizeh über Bahariya,
Farafra, Bir Abu Minqar, Dakhla, Kharga ins Niltal südlich Luxor (ca. 1350 km
reine Wüste), genaue Beschreibung im Tondok-Buch; Wassernachschub notfalls auch
zwischen den Oasen (Kasernen, Checkpoints, kleine Minenorte,
Erste-Hilfe-Stationen), nur selten mehr als 100 km entfernt
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spektakuläre
Sinai-Durchquerung auf der Gebirgsstrasse zum Katharinenkloster (Steigung von
der Westküste her vollzieht sich fast unmerklich)
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