von Thomas Longin (thlongg@yahoo.com)
(Stand 8/2001)
Überblick:
Es könnte so schön
sein - Mutter Natur hat ihre Schatulle wirklich ganz weit aufgemacht und auf
kleinstem Raum alle irdischen Landschaftsformen und Klimatypen versammelt.
Jedoch sind nicht nur die Strassen schlecht, es ist auch viel Schlechtes auf der
Strasse. Au weia...
Papierkram:
Visum in Deutschland
oder unterwegs (z.B. Konsulat in Trabzon/Türkei, dort Sofortausstellung ohne
Aufpreis), „Basisangebot“ 14 Tage Aufenthalt, single entry, ca. 40 USD, für
Sofortausstellung (normalerweise ca. 1 Woche Wartezeit), längeren Aufenthalt,
double/ multiple entry, längere Gültigkeit entsprechend teurer (schnell über
100 USD). Kein visumfreier Transit mehr wie früher, wenn man ein Visum eines
benachbarten GUS-Staates hatte. Visum auch am Flughafen, aber evtl. teurer und
nur für 14 Tage.
Einreise:
·
über Land: 2 Übergänge von
der Türkei (Hauptübergang am Meer, sowie Posof - Vale bei Akhaltsikhe), 3 Übergänge
von Armenien, 2 von Aserbeidschan. Ob der Übergang von Vladikavkas/ Russland
von Touristen benutzt werden kann, ist nicht zuverlässig zu ermitteln (eher
unwahrscheinlich). Anreise von Russland durch Abchasien keinesfalls
empfehlenswert (vermutlich gar nicht möglich). Meist werden 2 oder 3 USD
„offizielle“ Verwaltungsgebühr sowie 5-10 USD unverhohlenes Bakschisch
gefordert - zumindest letzteres kann man problemlos ablehnen. Aussengrenzen der
GUS übrigens normalerweise mit russischen Soldaten.
·
per Schiff übers Schwarze Meer
von Russland (Sotschi - Poti; Sotschi - Batumi), angeblich auch von Ilichivsk/
Odessa und Burgas nach Poti, evtl. weitere
Währung:
Georgischer Lari, z.Zt.
1 USD = ca. 2,10 Lari; Regelungen zur Zoll- und Devisendeklaration unklar,
normalerweise bei Einfachreisenden unproblematisch.
Umtausch von Bargeld
(bevorzugt USD, Euro, oft Rubel) in Wechselstuben und Banken, beides nur in
grossen Orten, ansonsten evtl. Tausch bei Privatleuten. Reiseschecks in Banken;
einige wenige Geldautomaten in Tbilissi.
Geografie:
Im Norden Südseite des
Kaukasus-Gebirges (bis über 5000 m), im Süden sog. Kleiner Kaukasus (nördlicher
Steilabfall des aus dem östlichsten Pontus und Taurus gebildeten (Gross-)
Armenischen Hochlands, bis über 3000 m), dazwischen die sog. Transkaukasische
Senke mit dem kleinen Lichi-Gebirge als Verbindung der beiden Kaukasus und
Klima- u. Wasserscheide Georgiens (Rikotis-Pass knapp unter 1000 m). Vegetation
vom üppigen subtropischen Wald im Westen bis zur Steppe/ Halbwüste im Süden
und Osten. Bestimmende Flüsse Rioni im Westen und Mtkwari im Südosten (heisst
in Türkei Kura, in Aserbeidschan Kür).
Klima,
Winde:
Im Westen subtropisch
mit ganzjährig viel Regen (Batumi um 2500 mm), Winter mild, Sommer schwül; östlich
des Rikoti-Passes eher kontinental (Tbilissi nur um 500 mm), östlich von
Tbilissi beginnt Steppe. Grobklima in den Bergen durch Höhenstufen und Lee/ Luv
auf kleinstem Raum vielfach variiert. Im Sommer leider oft schlechte Sicht,
gelegentlich heftige Gewitter.
Winde meist kein
Problem.
Gesundheit:
keine Malaria
Bevölkerung:
Multiethnisch; ca.
Viertelmillion Flüchtlinge aus Abchasien. Grosse wirtschaftliche Probleme trotz
kurzem Aufschwung nach dem Ende der Sowjetunion; Auslandsarbeit häufig.
Politisch offensichtlich wieder zunehmend instabil, Präsident Schewardnadse
verliert an Autorität, erdrückende Korruption. Religion hauptsächlich
georgisch-orthodoxe Christen.
Sprachen:
Sprache Georgisch, eine
echte Kaukasussprache, mit eigenem Alphabet, einige Floskeln sollte man
beherrschen, ansonsten
Russisch als „Lingua Franca“, echte Fremdsprachenkenntnisse selten
(Englisch, manchmal Deutsch). Beschilderungen (z.B. Wegweiser) zunehmend mit
lateinischer Schrift als Zweitschrift (statt Kyrillisch).
Übernachten:
Hotels oft teuer (siehe
Lonely Planet- oder Trailblazer-Reiseführer), in Städten Homestays, z.B. in
Tbilissi:
Nasi Gvetadze, 30/92
Marjanishvili Street, Tel.995/32/950894 (ehemalige Deutschlehrerin, sehr
angenehm, kennt auch Homestayadressen in Telavi, Kazbegi, Kutaissi, Erewan
etc.). Zelten wild (sehr einfach, aber manchmal besondere Vorsicht angebracht)
oder bei Privatleuten, meist muss man improvisieren.
Verpflegung:
Einer der Hauptgründe für
einen Besuch Georgiens: alles sehr sehr lecker und extrem billig, viele
Spezialitäten auf den Märkten und in Gaststätten; in kleineren Orten evtl.
geringes oder fehlendes Angebot. Leitungswasserqualität unterschiedlich (in
Tbilissi z.B. sehr gut). Quellen oder Leitungen entlang der Strassen nicht allzu
häufig, im Zweifel entkeimen oder Flaschenwasser (Borjomi, sehr
mineralienreich).
Gefahren:
In den Tälern des
Nordens Banditen (z.B. verbreitetes Mobbing in Swanetien), Rebellen, Militäraktionen.
Echte Unfallgefahr durch
viele betrunkene Autofahrer. Georgische Beamte sind normalerweise besonders
korrupt, jedoch auch sehr umgänglich, für Radfahrer keine Probleme.
Restriktive
Gebiete:
Kaum zugänglich der
Nordwesten Georgiens, die Autonome Republik Abchasien, sonst Sperren in/ zu den
abgelegenen Tälern des Nordens möglich, vorher aktuell informieren.
Rad,
Ausrüstung:
Fahrrad berg- und geländetauglich,
sonst bleibt man praktisch auf die Hauptverkehrsader beschränkt; Ersatzteile
mitbringen.
Strassen:
Das oft gehörte
Vorurteil der schlechten Strassenqualität im ehemaligen Ostblock trifft auf
Georgien tatsächlich zu, auch auf Hauptstrassen gelegentlich völlig zerstörte
Abschnitte (selbst auf der eigentlich intakten Verkehrsader Tbilissi - Kutaissi
- Batumi ist oft der Fahrbahnrand beschädigt), Nebenstrassen sind fast schon
Extrempisten.
Verkehr:
Dichter, unangenehmer
Verkehr nur auf der Hauptverkehrsader und um Grossstädte, dünnt ansonsten
schnell aus, oft fast null; im Prinzip recht rücksichtsvoll, aber Gefahr durch
betrunkene und aus anderen Gründen unfähige Kraftfahrer.
Transport:
Nationale und
internationale Reisebusse (z.B. Trabzon, Erewan, Baku), wie üblich kann bei genügend
Platz das Fahrrad mit. Einige Eisenbahnstrecken, aber ohne Fahrradmitnahme.
Offizielle und private Taxis aller Art.
Reiseführer:
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Rainer Kaufmann: Kaukasus,
Prestel 2000 (nur z.T. auf Kunstgeschichte u.ä. fokussiert, auch viel
Aktuelles, lohnt sich sehr)
·
Tessa Hoffmann: Armenien und
Georgien, Mundo 1990 (durchaus noch interessant, evtl. vergriffen)
·
Wostok Spezial Transkaukasien,
Wostok 1997 (Beiträge von Einheimischen)
·
Der Lonely Planet-Reiseführer
„Georgia, Armenia & Azerbaijan“ von 2000 ist eher unzuverlässig und lückenhaft,
viel besser ist „Azerbaijan (with Georgia)” von Trailblazer.
Karten:
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freytag & berndt:
„Kaukasus“ 1:1 Mio (mit touristischen Hinweisen)
·
International Travel Maps:
„Georgia“ 1:625.000 (mit groben Höhenlinien und vielen touristischen
Hinweisen)
Beide Karten gut
brauchbar, aber natürlich oft genug fehlerhaft; als anschaulicher Überblick
auch RV „Naher Osten, Iran“ 1:2 Mio.
Internet:
z.B.: www.gordian.com/users/nathan/caucasus/intro.html (auch Svanetien); www.georgia.net.ge
Sehenswertes:
Es gibt im Prinzip
alles: Mittel- und Hochgebirge mit allem Drum und Dran, sanft oder schroff,
dichte Wälder, Steppe/ Wüste, Küste mit tropischer Gartenlandschaft, Trekking
und Wintersport, dazu Kirchen, Klöster, Burgen, Höhlensiedlungen usw. Vieles
ist aber schwer zugänglich; hier sind noch echte, wagemutige Pioniere gefragt.
Streckenvorschläge:
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Küste und westliches Tiefland
(Rioni-Ebene) sollten per Rad machbar sein.
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Batumi - Kloster Sarsma -
Akhaltsikhe - Aspindza - Höhlenstadt Vardzia - Akhaltsikhe - Borjomi - Gori -
Mtskheta - Tbilissi
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Vardzia - Kumurdo (Aufstieg aus
dem Mtkwari-Canyon über halsbrecherische Serpentinen auf grobsteiniger Piste) -
Akhalkalaki - Armenien
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Prestel-Führer S.172-179:
Akhalkalaki - Tabatskuri-See (brutale Piste) - Tsrazkaro-Pass (mit
Kaukasus-Panorama vom Elbrus bis zum Kasbek, falls gute Sicht) - Bakuriani -
Borjomi
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Tbilissi - Kreuzpass - Kazbegi
und zurück (Georgische Heerstrasse)
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Tbilissi - Marneuli - Armenien
über Sadakhlo oder Bolnisi - Muganlo
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Besuch der Höhlenklöster
David Garedja
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Tbilissi - Aserbeidschan
vorzugsweise über die fruchtbare Alazani-Ebene/ Telavi - Lagodekhi
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