1. Tag 03.03.06
Start vom Stuttgarter Flughafen mit dreistündiger Verspätung, es hat die ganze Nacht geschneit. Die Autobahn war fast 150km lang schneebedeckt. Dann Ankunft um 15.30 Uhr Ortszeit. Marokko von oben gesehen ist richtig grün im Vergleich zum letzten Jahr. Schnell zur Passkontrolle, wir wollen zügig starten. Wir hängen die Satteltaschen ein, holen Geld, ziehen uns um, und radeln los. In Inezgane ein Knall, Schlauch und nagelneuer Mantel sind explodiert. Um die Ecke gibt’s Ersatz für 8€ der Mantel, 2€ der Schlauch incl. Montage. Schüler bringen uns nach langem Suchen zum Busbahnhof. Wir wollen ein Stück in die Berge, unser Route machen wir ein bisschen abhängig von der möglichen Busfahrgelegenheit. Inzwischen ist es schon dunkel. Ein Bus startet bald nach Tazenakht ( 280km), also nehmen wir den. Harte Preisverhandlungen, für 2 Personen incl. Fahrräder und Gepäck 120 Dirham (12 €) Unsere Mountainbikes wandern zwischen Stahlplatten und sonstigem Metallschrott. Mühevoll verstaut, verlangt nun das Personal noch ein Preiszuschlag für das Gepäck. Wir sind verärgert und wollen nicht bezahlen, woraufhin unsere Räder wieder ausgeladen werden, wir wollen daraufhin die Tickets komplett zurückgeben, das wollen sie dann auch wieder nicht, wir machen klar, wir bezahlen nicht mehr. Kurz, irgendwann geht’s los, nach den ersten 3 km stehen wir das erste Mal, das Getriebe lässt sich nicht mehr schalten. Kurz gesagt, einer fährt, einer managt und ein jugendlicher Marokkaner hängt mit meiner Stirnlampe in einer Luke über der Hinterachse mit Blick frei zur Straße und schaltet die Gänge. Bis Taroudant (60 km) brauchen wir 2,5 Std. Bis zur Passhöhe standen wir ca. 30 mal, weil sich der Gang dann erst im Stehen einlegen lies. Unzufrieden mit der Schaltfrequenz, erhält der Jugendliche eine massive Ohrfeige vom „Manager“! Die verlorene Zeit versucht er jetzt durch riskantes Fahren und Überholen wieder gut zu machen, was solange gelingt, bis er beim Überholen eines LKW ein entgegenkommendes Auto streift und dieses komplett einseitig verschrammt wird. Auf der Passhöhe angelangt wird es nun richtig gefährlich, bergab lässt sich auch kein Gang einlegen und wir rasen mit stinkenden Bremsen hinunter! Um 02:30 Uhr erreichen wir erschöpft Tazenakht, beladen unsere Räder und schlagen einige Kilometer außerhalb das Zelt auf und schlafen erschlagen ein. Nachts verbellt uns ein Dorfköter und um 06:00 Uhr schreit der Muezzin: wir sind in Marokko angekommen!
2. Tag 04.03.06
Wir beginnen den Tag mit dem Muezzin, frühstücken in Tazenakht, müssen einen zweiten Plattfuss flicken und kommen endlich zum Radeln. Wir wählen den Weg nach Agdz über Bou-Azzer (91km). Trostlose steinige Hochebene, die „Piste“ ist inzwischen geteert. Kilometerlang geradeaus und kaum Menschen oder PKW. Mit wenig Wasser bis Agdz. Agdz lädt uns nicht zum Verweilen ein, wir trinken und sind noch fit und schlagen die Route nach Zagora ein. Dies ist gleichzeitig unsere Entscheidung für die Piste von Mhamid nach Foum Zguid! Ein Bad im Restwasser des Draa erfrischt uns zwischendurch, denn nach der kühleren Hochebene steigen die Temperaturen merklich an. Wer weiß, ob wir auf der weiteren Tour noch einmal Wasser finden! Nach gesamt 125 Tageskilometern übernachten wir in einem Oasengarten am Qued Draa.
3. Tag 05.03.06
Vor Sonnenaufgang trifft sich die „Oasenjugend“ im sandigen Flussbett zum Fußball, Vögel zwitschern in den Palmen, saftiges Grün tut Augen und Sinn gut – ein guter Start in einen spannenden Radeltag!
Im herrlichen Morgenlicht geht es los, Oase reiht sich an Oase, 70km bis Zagora. Eine wunderschöne und abwechslungsreiche Strecke. Mit jeder Stunde wird es heißer. Wir besuchen den Souk in Zagora, kaufen Orangen, Wasser und gute Erdnüsse ein. Wir trinken Tee und Kaffee und schauen noch beim Friseur vorbei. Ein erster Sonnenbrand macht sich schon bemerkbar. Nach Zagora macht die Straße noch eine Kurve und dann geht es kerzengerade Richtung Wüste: wir bekommen Respekt vor unserem Vorhaben. (34Grad!). Im letzten Jahr stieg die Temperatur nicht über 20Grad, mit dieser Hitze hätten wir nie gerechnet! Wir müssen alle freien Körperstellen bedecken. Ein Horde Jugendlicher will uns zum Anhalten zwingen, sie verfolgen uns mit dem Rad und lassen kaum von aus ab. Nur durch einen energischen Schrei geben sie auf. In Tamegroute stärken wir uns bei Cola und Brot, es wird immer einsamer und die Straße steigt langsam auf eine Passhöhe zu. Bettelnde Kinder stehen am Straßenrand. Wundeschöner Blick vom Pass, die Sonne geht langsam unter. Wir sehen bereits klar und deutlich den Ibel Bani - Gebirgszug, an dem wir uns in den nächsten Tagen orientieren wollen. Mein Bruder ist ein ausgezeichneter Kartenleser und kann alles gut umsetzen. Das gibt Sicherheit! Bis jetzt hat er alles wieder gefunden, auch wenn unser Kartenmaterial nicht das Beste ist.
Von der Passhöhe können wir in der Weite Tagounite und Mhamid erkennen, die ersten Lichter brennen bereits. Wir radeln in der Abenddämmerung weiter durch Sanddünen und wollen die 45km bis Mhamid noch schaffen. In Tagounite trinken wir Tee, melden uns telefonisch aus eine „Teleboutique“ zuhause für 3 Tage ab, setzen unsere Stirnlampen auf und radeln in die Nacht. Jetzt noch einen Pass „Tizi Beni Selmane“ 747 m hoch. Es ist eine besondere Stimmung in der Wüste bei Nacht zu radeln, wir genießen noch, obwohl der Tag schon anstrengend war und wir noch 20 km radeln wollen. Kurz vor Mhamid übernachten wir in einem Oasengarten. Wir können duschen und bekommen auch noch abends um 10.00Uhr ein Abendessen mit Tajine, Wasser, und Orangen. Männer mit Turban sitzen unter Palmen. Ein traumhafter Abend, mit einem unbeschreiblichem Sternenhimmel, zum Schlafen fast zu schade. Wir sind nun aber schon seit 16 Stunden auf den Beinen (im Sattel) und sind heute mit schwerem Gepäck 165 km geradelt. Wir staunen selber über unsere Fitness. Nur der „Hintern“ schmerzt.
4. Tag 06.03.06
Wir verbringen eine absolut ruhige Nacht, die gewaschenen Kleider sind auch über Nacht getrocknet, und frühstücken marokkanisch. Wir erkundigen uns bei unserem Gastgeber über die Strecke nach Foum Zgiud und an einer Wand finden wir eine Detailkarte, die wir uns einzuprägen versuchen. Smalltalk mit einer Kanadiern, die eine Dromedartour in die Wüste plant. Wir radeln die letzten km nach Mhamid, kaufen Fladenbrot und Wasser. Wir müssen mit 3 Tagen Wüstenquerung rechnen und versuchen so viel Wasser wie möglich unterzubringen. Mehr wie 7,5 Liter pro Rad lassen sich aber nicht verstauen! Wir trinken noch das Maximum und verlassen diesen schmuddeligen Ort. Schon am Ortsrand müssen wir die richtige Piste finden, in jede Richtung gibt es eine, welche ist unsere? Die richtige Wahl ist entscheidend. Der Blick in die trockene baumlose Landschaft flößt Respekt ein. Wir radeln los. Wir wollen die Strecke in zwei Tagen schaffen. Es herrscht starker Südwind, der Rückenwind freut uns zwar, aber viel Sand wird aufgewirbelt und vernebelt unseren wichtigen Orientierungspunkt, den „Ibel Bani“. Jeden Tag allerbeste Sicht, nur heute nicht!
Wir halten uns an die Routenbeschreibung aus Erika Därrs Reiseführer, und an ein Mail, das mir Jan Cramer noch kurz vor der Abfahrt zugeschickt hat: Zunächst 15km Schieben durch Sanddünen, wir schaffen 4km in der Stunde, dann flach und eben, wir stoßen auf eine kleine Kamelkaravane, deren Führer uns zum Tee einlädt. Eigentlich müssten wir weiter, aber die Neugierde ist groß und dies erlebt man nicht alle Tage.
Viele Weggabelungen stellen uns vor schwierige Entscheidungen, wir lassen uns vom Gefühl und dem Sonnenstand leiten. Wir wissen nur grob die Richtung und wissen, den südlich gelegene Draa dürfen wir nicht überqueren! Nach endlosen Stunden der Unsicherheit erreichen wir eine Piste, die mehr befahren aussieht als unsere. Und irgendwann begegnet uns ein Jeep mit Franzosen. Wir sind also auf der Hauptpiste angelangt und freuen uns. Wir erreichen dann die heilige Quelle, aus der man aber nicht trinken will, sie ist verschmutzt. „Links von der Hauptpiste abzweigen und in Richtung Süden auf die Dünen zu fahren.“ Vielleicht hätten wir diesen Satz mehrmals lesen müssen, aber schlauer ist man hinterher immer. Es wird Abend und wir stehen vor unüberwindbaren hohen Sanddünen; soweit das Auge reicht Sand, der Weg ist kaum erkennbar, und oft völlig verweht. So, dass wir genau hinschauen müssen wo denn noch Spuren zu erkennen sind. Wir sehen große Dromedarherden und eine Nomaden-Zeltstadt. Wir schieben durch den Sand. Zwei Nomaden wollen uns zum Tee und übernachten einladen, wir lehnen ab und wollen weiter. Die nächsten 20 km soll es noch durch den Sand so weitergehen. Es ist bereits leicht dunkel und immer noch heiß. Wir wollen ohne Sonne noch möglichst weit kommen und beschließen schon jetzt, morgen früh noch in der Dunkelheit aufzubrechen, um der Hitze zu entgehen. Ein 35kg schweres Fahrrad stundenlang durch den Sand zu schieben ist eine unglaubliche Kraftanstrengung! Erschöpft übernachten wir im Sand. Heute hatten wir nur 60km geschafft – von Sonnenaufgang bis in die Nacht.
5. Tag 07.03.06
Wie beschlossen, stehen wir bereits vor der Dämmerung auf, bauen das Zelt ab und machen uns auf den Weg. Wir schieben tatsächlich über 20km, aber heute sehen wir die Berge wieder. Das macht Mut, die Richtung stimmt und wir erreichen den „Iriki“- einen ausgetrockneten See. Wir queren den See ohne Piste in Richtung Norden. Hier wird der Untergrund fester, wir können wieder auf den Sattel und endlich radeln. Auch wenn es eine wüste Steinpiste ist und die Räder sehr beansprucht werden, ist es doch besser als laufen. Wir erreichen die Oase Sidi Abd-en-Nedi – ein trostloser kahler Ort; Auch dort wohnen Menschen und die Kinder laufen uns gleich nach und wir flüchten in die flache Seeebene und radeln mit Rückenwind schnell über 20km weit. Dann steinig bis zum Militärposten. Wir haben nur noch eine Flasche Wasser, müssten eigentlich etwas essen, aber die Hitze lähmt und wir haben Schluckbeschwerden und einen trockenen Mund und Hals. Von hier bis Foum Zgiud ist die Piste so übel, dass sie unserer Meinung nach, kaum befahren werden kann. Wir wundern uns, dass unsere Räder das mitmachen. Es macht keinen Spaß. 20km vor unserem Ziel bricht Rudis Gepäckträgerstrebe. Wir fixieren ihn mit Draht und Kabelbinder am Alurahmen. Dabei bemerke ich meinen Plattfuss und beim Reparieren sehe ich drei ausgerissene Stellen an meiner Alufelge. Das gibt uns noch den letzten Rest. Das Rad hatte wohl schon lange einen „Achter“, aber auf diesen Pistenverhältnissen war dies nicht zu bemerken. Auf dem letzten Stück überlegte ich angestrengt, wie ich das Problem beheben könnte – mit einer passenden Felge rechnete ich in Foum Zguid nicht!
Ankunft um 21:00 Uhr in Foum Zguid, wir trinken und trinken und essen und trinken und nächtigen auf einem Zeltplatz am Ortsrand. Durch energisches Auftreten mussten wir uns zweier aufdringlicher Jugendlichen erwehren, die es auf unsere Tasche abgesehen hatten. Die einzige Situation, die mir wirklich gefährlich erschien und unter Umständen. ein Überfall geworden wäre! (Heute 90km, unter übelsten Bedingungen geschafft, sehr wenig Wasser und kaum gegessen, eine Wahnsinnsleistung! Von den gesamten 150km der letzten zwei Tage sind wir 60km gelaufen)
6. Tag 08.03.06
Der Vormittag galt der Reparatur der Räder. 30 Jahre Feinmechanik machten sich hier bezahlt. Viele Hilfsangebote und viel Palaver, zum Glück wusste ich , was zu tun ist. Ich bin stolz auf die gelungene Reparatur: neue Löcher bohren und Speichen versetzen. Auch die Fachleute vor Ort staunten nicht schlecht.
Gegen Mittag verlassen wir den Ort und radeln in großer Hitze noch 95km. Die Strecke ist ohne Abwechslung und meist langweilig. Fast kein Auto, wir übernachten neben der Straße.
7. Tag 09.03.06
Noch ca. 50km bis Tata, dort radeln wir ins Zentrum. Wir machen Mittag und sind doch ziemlich ausgepowert. Die Hitze tut ihr übriges. Ein Bus fährt vor, wir erkundigen uns nach seinem Ziel: Guelmin – 280km Richtung Küste. Das passt uns, denn der Reiseführer verspricht eine eintönige Strecke bis dorthin. Nach viel Diskussion und unfreundlichen Verhandlungen über Gepäckkosten etc. werden die Räder verladen und wir sitzen drin. Drei Stunden später in rasender Fahrt sind wir in Bouzakarne, diese 240km reichen uns, jetzt wollen wir wieder auf die Räder. Die Busentscheidung war goldrichtig. Viel LKW- und Militärverkehr von Bouzakarne bis Guelmin, auf halber Strecke übernachten wir etwas abseits. (75km)
8. Tag 10.03.06
Morgens müssen wir ein leicht feuchtes Zelt zusammen packen, die Meernähe ist deutlich zu spüren. Von Guelmin durch herrlich grüne Berglandschaft, Blumen, Gras, Kakteen. Immer wieder bergauf und bergab, aber schön. In Sidi Ifni genießt jeder sechs in Fett gebackene Kuchen und viel Kaffee. Wir hängen in den Stühlen und radeln im Sonnenuntergang aus der Stadt hinaus und der Steilküste entlang. Dort finden wir einen herrlichen Übernachtungsplatz mit Meerblick. Wir müssen alles gut einpacken, die Meerluft macht alles feucht. (92km)
9. Tag 11.03.06
Beim Aufwachen um 07:00Uhr ist alle neblig und feucht. Um 09:00 Uhr starten wir. Total einsam, kein Ort bis Mirleft. Kaffee und Kuchen in der Pause, wir kaufen Orangen, Zwiebeln und Thunfisch fürs Abendessen. Lt. Karte ist der Weg eine Piste, wir können aber ganz entspannt auf einer neuen Teerstraße bis Aglou-Plage radeln. Trotz Meer wird es wieder sehr heiß. Dort kaufen wir Cola und Oliven, wollen aber nicht auf dem Wohnmobil-Campingplatz bleiben und suchen nördlich einen Platz zum Übernachten. Überall Leute oder einzelne Wohnmobile, wir sind erschöpft und bauen unser Zelt an der Steilküste auf. Gemütliches Abendessen im Sonnenuntergang und mit Meerblick. Bald kommt ein zahnloser Fischer vorbei, der uns in seine „grote“ einlädt – wir könnten dort essen und schlafen! Trotz steifer Meerbrise ist sein Geruch schwer zu ertragen und wir sind froh, als wir ihn abwimmeln können. Jetzt erst stellen wir fest, dass wir direkt über den im Reiseführer beschriebenen Höhlenwohnungen der Fischer unser Zelt aufgestellt haben. Viele sind verlassen, aber in einigen wohnen noch Leute direkt im Fels am Meer. Wir schlafen unruhig, denn immer sind Schritte zu hören und Menschen kommen am Zelt vorbei. (65km)
10. Tag 12.03.06
Um 8 Uhr aufstehen die Sonne scheint schon warm ins Zelt. Frühstück mit einem kg Oliven (12DH) mit Fladenbrot. Sonne mit Meeresrauschen und schönem Blick. Wir starten gemütlich, nachdem das Hinterrad nachzentriert ist. Auf einer Piste 5km zurück nach Aglou Plage. Noch den Abfall entsorgen. Überall Wohnmobile. Wir biegen ab nach Tiznit 250 Höhenmeter, Gegenwind und sehr sehr heiß. Tiznit ist modern. Wir gehen auf den Markt. Kaffee, Orangen, (4DH) Bananen, Kuchen, Brot, Tajine. Wir ruhen uns aus. Jetzt 10km auf der Hauptstraße Richtung Agadir. Wir machen aber lieber noch einen Abstecher rechts in die Berge. Schöne Gegend, steil bis zum Stausee, der tatsächlich Wasser hat. Aber Baden darf man (Militär) und kann man auch nicht: überall Leute, und im Radlerdress und mit Rad sind wir schon eine Attraktion, wie erst in der Badehose! Wahnsinnig heiß, der einzige See unserer Reise, aber Baden nicht möglich. Ich bin leicht frustriert. Wir radeln weiter, wollen noch die Piste nach Asserif machen. Nach viel Palaver hin und her finden wir, immer wieder von Kindern verfolgt, kaum den Weg. Es wird schon wieder dunkel, wir bauen auf, kochen Suppe, zum Nachtisch gibt’s Kuchen. Ein herrlicher Sonnenuntergang. Nach 85km schlafen wir gut.
11. Tag 13.03.06
Vom Muezzin geweckt, das nasse Zelt gepackt, um 9.00Uhr geht’s los. Die Piste ist inzwischen geteert. Sie verläuft nicht nach Karte, egal. Rudi orientiert sich schon wieder an den Bergen, die Richtung stimmt. Schönes Wetter, schöne Landschaft, alles fruchtbar und grün. Überall Frauen mit Eseln. Wir kommen durch ein schmuddliges Dorf. Kaffe, Kuchen, Wasser. Wir radeln weiter, finden eine Schildkröte auf der Straße und retten sie. Weiter nach Biougra, Staub und Dreck. Wir gehen durch den Souk, alle starren uns an. Überall wird gekocht und gebraten, sogar gebratene Tierhoden entdeckt Rudi. Starker Gegenwind durch El Kolea, Dreck, Qualm – so geht es bis Ait Melloul. Wir suchen vergeblich ein Hotel, keiner weiß Bescheid und so radeln wir Richtung Flughafen. Wir müssen unbedingt duschen, der Tipp ist eine Tankstelle, doch deren Manager erlaubt uns dies nicht. Ein Taxifahrer versucht uns im Dorf eine Dusche zu vermitteln, wir werden unfreundlich und abweisend behandelt. So bauen wir unser Zelt auf dem Flughafengelände auf und übernachten 150m vom Tower entfernt auf einem Grünstreifen. Niemanden stört es und die notwendige Dusche erledigen wir mit Wasserflaschen! (89km)
12. Tag 14.03.06
Nach dem Aufstehen packen wir zum letzten Mal unser Zelt und die Matten reisefertig zusammen, radeln zum Frühstücken ins nahe gelegene Dorf, und hoffen, dass das Frühstück uns bekommt. Rudi hat seit heute Nacht heftige Probleme, Durchfall und Erbrechen, und wir überlegen, was die Ursache sein könnte.
Beim Bezahlen der Frühstückskosten überrascht uns der Cafebesitzer mal wieder mit seinen Rechenkünsten, wie so oft in Marokko sind die Preise sehr flexibel. Der Besitzer kann nicht rechnen und frägt andere Kunden nach den Preisen und Summen.
Jetzt rasch zum Flughafen und wir checken als Erste ein. Unser Alurahmen wird nach Drogen abgeklopft. Ohne Probleme starten wir pünktlich und erreichen um viele Eindrücke reicher und um 6kg leichter(!) Stuttgart wie geplant.
Unser Fazit:
Gesamt sind wir ca. 960km geradelt und sind am Anfang 280km und dazwischen 240km mit dem Bus gefahren. Nach meiner letztjährigen Reise zur gleichen Jahreszeit hätte ich nie mit dieser Hitze gerechnet. Größten Respekt und den tiefsten Eindruck haben die riesigen Sanddünen und die fast nicht fahrbaren Steinpisten hinterlassen. Die schwersten Entscheidungen sind immer die, wenn sich eine Piste teilt und man nicht weiß, soll man links oder rechts und sind wir noch richtig? Die körperlichen Anstrengungen waren enorm, aber der Kopf wird total frei von allen Wehwehchen und Alltagssorgen.
Für den Inhalt verantwortlich: Franz Horn, Email: fam.horn.ltk(ät)t-online.de
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