Vom
Flugplatz Agadir nach Rissani, zurück entlang dem Plateau Nou Haouar
("Piste interdite") nach Tagounite und Zagora, weiter auf der Piste
6953 über Bou Er-Rbi nach Foum Zguid, Teerstrasse nach Tata, Tisgui, Piste nach
Tazegzaoute, Ifassfas, Tazalarhite, Teerstrasse nach Ait Baha; 1.550 km in 15
Etappen.
Vorbemerkung:
Jedem Rad- und Wüstenfahrer sticht auf der Michelin 959 sofort die lange rote, geheimnisvolle Linie ganz im Südosten Marokkos entlang der Grenze zu Algerien ins Auge. Exotische Namen wie El Remlia, Hi-Ouzina oder Tamassint lassen die Augen glänzen und Fernweh aufkommen. Schon die 700 km lange Anfahrt bis zum Pisteneinstieg ist beinhart: 1. Die Geduldsprobe auf der elend langen Zieher-Steigung entlang der schiefen Souss-Ebene mit dem unglaublich rauen Asphalt (140 km), 2. eine Berg- und Talbahn durch die Ausläufer des Anti-Atlas mit einem Pass 1850 m hoch bis endlich die affengeile Abfahrt runter nach Bou Imzilene kommt, auf der man die Berber mit ihren klapprigen Pöschrotts ordentlich versägen kann, dann noch ein letzter Pass 1450 m hoch (230 km) , 3. der Rest bis Merzouga eine sehr windanfällige, wellige Strecke (330 km).
Marokko-Ranicki Jan Cramer war noch nicht
auf dieser Piste und wollte auch nicht einmal am Hinterrad mitfahren, so sehr fürchtete
er die Kraft der einen Andenlunge eines Endvierzigers. Er wettete lediglich
vorsichtig dagegen, dass dieses Unternehmen in 14 Tagen zu bewältigen ist:
"Erika (Därr) fährt das mit ihrem Geländewagen".
Nun lieber Jan, ich gebe dir recht, 14
Tage sind zu kurz, um alles zu erleben, besser sind für diese Radtour 18 oder
gar 21 Tage anzusetzen, um auch einmal das harte Leben der Wüstenbewohner z. B.
in Ouzina in Ruhe studieren zu können. Mein Schedule hingegen war, wie der Lügen-Hans
immer sagt, "auf Kante genäht" und das macht ja gerade den
sportlichen Reiz einer solchen Rundfahrt aus. Nach der Tour will ich einen
ordentlichen Streifen auf der Landkarte sehen und langsam fahren kann ich noch
als Rentner.
Genug
der Vorrede, auf geht's ran an Lenker und in die Pedalen:
Etappe
1, 21.12.2004, 34 km, 1:25 h, ø 24 km/h
Wie immer bin ich mit dem Rad zum Flughafen gefahren. Diesmal war es saukalt, -5 Grad, Heg- und Apfelbach zugefroren, Mensch hab' ich mir einen in die Beine geschossen. Ich beneide die Pauschaltouristen, für die alles hergerichtet ist, während ich mit schlechten Beinen hinaus in die Nacht fahren muss. Nun, in Marokko empfing mich eine laue Abendluft mit ca. 22 Grad, meine Beine und meine Laune waren sofort wieder topp und ich beschloss noch 35 km zu fahren, so bräuchte ich in dem anstehenden Viererblock á 175 km am ersten Tag nur 140 km zu fahren. Frech und provokant stecke ich mein Geko (GPS) vor den Augen der in der Nase bohrenden Sicherheitsbeamten auf. Die erforderliche Einfuhrgenehmigung besitze ich natürlich nicht. Der nächste Schritt wäre dann wohl eine Einfuhrgenehmigung für ein Schweizer Taschenmesser oder Rasierklingen. Die neue Schnellstrasse nach Taroudant ist jetzt komplett fertig geteert, ein Genuss. Am Rand eines Maisfeldes finde ich einen brauchbaren Biwakplatz.
Etappe
2, 22.12.2004, 168 km, 7:22 h, ø 23 km/h
Bei starkem Nebel starte ich in der Frühe. Erst ab ca. 400 hm kommt die Sonne hervor und die Icebreaker Unterwäsche kann abgelegt werden. Ganze Berge von Heuschreckenleichen liegen auf der Straße. Am späten Nachmittag erreiche ich die Stadt Talioune, schön unterhalb eines Felsen gelegen mit allen touristischen Möglichkeiten. Hier beginnt ein auf 1850 m führender Pass, kurz vor der Passhöhe beginnt die Dunkelheit und ich baue mein Zelt auf. Vor dem Einschlafen stecke ich die Ohrhörer auf und bei "Mezmerizing" von Liz Phair denke ich selbstzufrieden und überheblich zugleich: "Läppisch, dieses Marokko, für einen, der in den Höhen Boliviens war. Morgen werde ich ganz locker nach Agdz rollen. Mir eine schöne Herberge suchen, heiß duschen und dann die Nippes-Händler ein bisschen veräppeln" (Erika Därr oder Edith Kohlbach sprechen in ihren Reiseführern immer vornehm von "Kunsthandwerk", und wahrscheinlich recyclen die Damen den dort aufgetürmten und von als Touareg verkleideten Berbern oder Arabern feilgebotenen, zu nichts brauchbaren Schrott in ihre Villen). Ich ahne nicht, wie bald mir Allah eine gigantische Lektion erteilen wird.
Etappe
3, 23.12.2004, 28 km, 4:00 h, ø 7 km/h
Gegen 4 Uhr werde ich von einem Prasseln
gegen die Zeltwand geweckt, außerdem starker Sturm. Ich denke mir nichts dabei,
wundere mich nur, dass die Zeltwand mit meinen Wertsachen so schief hängt. Als
ich gegen 7 Uhr aus dem Zelt krabbele, sehe ich warum: 10 cm Neuschnee und ein
eiskalter Schneesturm bläst. Unmöglich, einen Tee zu kochen, eine Ortlieb außerhalb
des Zelts zu füllen oder das Zelt ohne Handschuhe zu verlassen. Auf der
Teerstrasse haben sich riesige Verwehungen, eine Art Wellblech aus Schnee,
gebildet, Sicht im Schneesturm vielleicht 5 m. Vorne schalten geht schon lange
nicht mehr, zum Glück habe ich noch von der Biwaksuche das Babyblatt drauf.
Hinten kracht's und springt's eine Weile, bis der Gang sitzt. Aufgrund dieser
Erfahrung halte ich es für fast unmöglich, dass eine(r) mit einer
Kettenschaltung im Winter übern Baikalsee fährt. Der eisige Sturm peitscht mir
ins Gesicht, verreißt mir den Lenker und saugt mir den Saft aus den Akkus. Nach
28 km taucht rechts eine kleine Straßenmeisterei auf. Ich bin platt, zittere am
ganzen Körper. Wie ein störrischer Esel bleibe ich stehen und denke: eins muss
hier aufhören: der Schneefall, der Sturm oder die schlechte Sicht. Sofort
nehmen mich die Arbeiter auf, räumen und fegen ihren Schuppen aus und zwischen
Zement- und Mehlsäcken findet sich Platz für meine Isomatte. Immer wieder
betonen sie, dass sie keine Araber, sondern Berber sind. Ihre Gastfreundschaft
ist unglaublich herzlich und echt. Gut, dass es noch solche unkomplizierten
Kumpel gibt.
Schneekatastrophe im Antiatlas am
23.12.2004 Tizi Taghatine
Schnee
sogar in den Laufrädern
Etappe
4, 24.12,2004, 168 km, 7:13 h, ø 23 km/h
Gegen 5 Uhr in der Frühe werde ich durch
ein panzerähnliches Geräusch geweckt, es ist die Schneefräse, die den Pass
frei räumt. Hurra, es geht weiter. Der Sturm hat sich gelegt, ab 1400 m geht
der Schnee in Regen über. In Tazenakht lege ich die warme Bekleidung ab, es
geht jetzt über einen letzten 1450 m hohen Pass, dann muss eine monotone Ebene
gequert werden, bis sich bei Agdz mit dem Draa-Tal eine reizende Landschaft öffnet.
Der Regen ist verflogen und die Sonne strahlt wieder über die wunderschönen
Tafelberge. Fleißige Hände und intelligente Köpfe haben am Draa gut bestellte
Beete angelegt. Stets findet sich am Rand jedes Beets ein Kräutergarten, der
zum einen mit Kreuzkümmel zur Verfeinerung der Küche dient, andererseits
werden auch Kräuter zur Produktion einer Art Myrre angebaut, mit der sich die körperlich
sehr hart arbeitenden Frauen einreiben und im Gegensatz zu mir stets einen
angenehmen Geruch verbreiten. Es macht Spaß den intakten Familienverbänden bei
der Feldarbeit zuzuschauen: Die Frauen mit ihren kleinen Sicheln, die Männer
beim Beladen und Führen der Esel und Maultiere, Kinder, Alte, Schwangere mit
leichteren Arbeiten beschäftigt von Arbeitslosigkeit keine Spur. Jeden Meter
genieße ich im Draa-Tal, bis ich leider in Tansikht links weg nach Nekob muss.
An einem kleinen Fluss finde ich einen guten Biwakplatz. Die Nacht wird eiskalt,
dicke Eiskrusten bilden sich auf der Außenhaut meines Zelts.
Agdz:
Blick aus Straßencafe
Blick aus dem Zelt auf das Draa Tal
Etappe
5, 25.12.2004, 230 km, 8:04 h, 29 km/h
Lange muss man auf solche Tage warten. Man
wacht nach gut durchschlafener Nacht mit einem 36er Ruhepuls auf. Jede
Krankenschwester würde jetzt aufgeregt den Chefarzt um Hilfe rufen. Unser einer
hingegen ist begeistert, und denkt: Heute wird geballert und das 140 km Loch im
Zeitplan wieder geschlossen. Erst eiskalt, dann angenehme Temperaturen um die 20
Grad, Arm- und Beinlinge können abgelegt werden. Starker Rückenwind, welliges
Streckenprofil, bei dem man auf kurzen Steigungen immer wieder den Puls richtig
hoch jagen kann, mit anderen Worten: eine Strecke, auf der bei einem Großmann
der Nachbrenner zündet. Ergebnis 230 km in 8 Stunden, aha Erika, es geht auch
ohne Rudolf (Diesel). Einen Konvoi von Landrovern, die mich gegen 11:30 Uhr überholen,
habe ich während ihrer Mittagspause an einer großen Kasbah zu ihrem blanken
Entsetzen wieder eingeholt. Und sie kriegen mich,
jetzt begeistert hupend, erst kurz vor Rissani wieder ein, geiles Gefühl.
Nie mehr gesehen hätten sie mich, wäre meine Heidelberger Rennradgruppe mit
Christian Henn, Volker Haxsen, Andreas Dumm und Hanno Haag mit dabei gewesen.
Wir hätten einen Kreisel aufgezogen und das Tempo
wäre nicht mehr unter 35 km/h gefallen. Maßlos enttäuscht bin ich von
dem überschwemmten und verschlammten Rissani, kein anständiges Hotel in der
Stadt, in einer Absteige beziehe ich Quartier und genieße eine umso herrlichere
Tajine.
Schnee
auch in den Bergen hinter Nekob
Etappe
6, 26.12.2004, 112 km, 6:20 h, ø 18 km/h
Die geteerte Strasse führt entgegen der
Angaben in Berichten und Reiseführern bis Taouz. Eine sehr schöne Strecke auf
einem ausgetrockneten Salzsee. Links große und sehr schön geformte Sanddünen,
das Erg Chebbi. Verglichen mit den Frauen auf der Strecke zwischen Swakopmund
und Walfishbay in Namibia sind dies allerdings nur Mädchen. Mir kommt der ganze
Fuhrpark deutscher Individualtouristen entgegen: Umgebaute, ehemalige
Feuerwehrautos, hochbeinige 4x4 Wohnmobile, normale Geländewagen, und nicht zu
vergessen diese Abteilung der Möchte-gern Kleinschmidts und Schlessers (man
sieht auch immer öfter Frauen am Steuer dieser ebenso aufgeblasenen wie unnützen
2 Tonnen 4x4 Ungetüme). Jeder marokkanische LKW Chauffeur grüßt mich, aber
meine Landsleute heben fast nie die Hand. In Merzouga treffe ich zwei ganz liebe
Rentner aus Eutin und Dresden. Sie campieren an einer Düne und machen mit ihren
Trekkingrädern Tagestouren, kennen sich perfekt in der Gegend aus. Sie erklären
mir genau den Weg auf die neu geteerte Straße nach Taouz und weisen mich noch
darauf hin, dass die Piste 6953 von Zagora nach Foum Zguid als der "Ölwannentöter"
bei den Jeepfahrern gilt. Am Ortsende von Taouz beginnt an einem Militärposten
nun die lang ersehnte "Piste interdite". Bretthart rollt sie sehr gut,
und man muss nur ab und zu den großen Pfützen von den starken Regenfällen der
letzten Tage ausweichen. Auch die Sandpassagen sind gut zu meistern, da der Sand
durch die Feuchtigkeit schön griffig ist. Die Landschaft ist sensationell und
sehr abwechslungsreich. Schon bald erreiche ich Ouzina, dass auf einem Sandhügel
liegt, den ich halb schiebend, halb fahrend empor klettere. Das halbe Dorf läuft
zusammen, um den Exoten zu bestaunen, der sich erst einmal am Dorfbrunnen die
Schlammspritzer abwäscht. Ein sehr hübsches Berbermädchen bringt
unaufgefordert Tee und selbstgebackene Kekse, die von Sesam umhüllt und noch
mit bunten Zuckerperlen bestäubt sind. Sehr ordentlich gemacht, könnten auch
von einer Odenwälder Hausfrau stammen. Sprechen dürfen allerdings nur die Männer
mit mir. Ich frage sie sofort nach Kamelmilch, die ich ebenso wie das Fleisch
dieser Tiere unbedingt probieren möchte. Nein, sagen sie, dies bekomme man nur
bei den Nomaden in der Wüste und beides sei sehr teuer. Also wird weitergezogen.
Noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang finde ich einen traumhaften Biwakplatz
direkt gegenüber dem Plateau Haouar, Namensgeber dieser Radtour. An diesem
Fleck herrscht eine unbeschreibliche Stille. Kein Fahr- oder Flugzeug mehr, kein
Vogel zwitschert. Man erholt sich sagenhaft, ihr müsst das einmal selbst erlebt
haben. Schach matt, ich finde dafür keine Worte.
Große
Düne bei Merzouga
Überschwemmter
Pistenbeginn bei Taouz
Plateau
Nou Haouar - Namensgeber meiner Rundfahrt
Abendstimmung
am Plateau Haouar
Biwak
- ohne Worte
Etappe
7, 27.12.2004, 73 km, 5:14 h, ø 14 km/h
Heute
steht das bei Jeepfahrern gefürchtete Qued Rheris an. Ein tiefsandiges, etwa 3
km breites Flussbett. Vohrer rolle ich auf einer kleinen Fahrrad- und
Tragtierspur nach El Remlia ein. Alljährlich
macht hier der "Marathon des Sables", ein 260
km langer Wüstenlauf, Station. Begeistert werde ich hier empfangen und
sofort wird frisches Fladenbrot und grüner Tee aufgetischt. Ein besonders
freundlicher junger Mann füllt mir noch fünf Liter Wasser in meinen Wassersack
und sagt, das Flussbett sei problemlos mit dem Rad zu meistern. So ist es dann
auch, vielleicht insgesamt 500 m habe ich dort geschoben und kann all die
Horrorberichte nicht nachvollziehen. Nun, es geht zügig weiter, die Landschaft
ist einmalig schön. Extrem weite
Ebenen, in denen du dir klein und hilflos vorkommst, umrahmt von majestätischen
Tafelbergen. In dem Dorf Tafraoute mache ich Kaffepause. Die Berber bereiten mir
leckere Käsebrote mit selbst angebauten Kreuzkümmel und Knoblauch. Bis zu
dieser Ortschaft eignet sich die Piste interdite auch für Radfahrer, die ihre
ersten Pistenerfahrungen sammeln möchten. Die Versorgung mit Wasser und
Lebensmitteln ist sehr gut, und wem es keinen Spaß macht, der könnte hier die
Notbremse ziehen und mit einem Kleinbus über eine andere, leichtere Piste nach
Rissani zurückfahren. Die nachfolgende Strecke bis Tagounite ist hingegen nur
erfahrenen und gut ausgerüsteten Tourenfahrern zu empfehlen. Nach der Ortschaft
beginnt der Lac Maider, ein ausgetrockneter, weiter Salzsee. Ohne GPS wäre ich
hier verloren, da viele Spurenbündel vorhanden sind. Die Abfahrt vom
"See" ist tiefsandig, ich verlasse die Fahrspur und ziehe meine eigene
durch den etwas feuchteren Sand. Dies
erhöht natürlich auch das Risiko eines Platten, der sich dann auch nach 6 km
einstellt. Jetzt merke ich auch, dass ich etwas vom Kurs abgekommen bin und
daher steuere ich den nächsten Wegpunkt per direkter Linie an. Es geht über
fast haushohe Dünen quer durchs Gelände, obwohl Schwerstarbeit, es macht einen
unglaublichen Spaß. An einer schönen Akazie sind meine Kräfte erschöpft und
ich baue mein Biwak auf. Bin ich schon auf algerischem Staatsgebiet? Die Frage
beschäftigt mich nicht weiter und ich schlafe tief und fest ein.
Fahrradspur
nach El Remlia
Stolze
Berberfamilie in El Remlia
Etappe
8, 28.12.2004, 74 km, 5:48 h, ø 13 km/h
Am
nächsten Morgen sehe ich bald das Militärfort Tamassint, nachdem ich einen
weiteren Platten flicken musste und dabei den neuen Schlauch gleich bei der
Montage zerstört habe (Ja, Ja, lacht euch nur kaputt!). Da ich noch genügend
Wasser habe, beschließe ich, es rechts liegen zu lassen. Die Landschaft ist
jetzt sehr weitläufig und nicht mehr ganz so spektakulär wie zuvor. Einige
sehr heftige Sandpassagen sind zu queren. An einem Gräberfeld mache ich halt.
Es ist eine sehr würdevolle Stelle, an der ich kurze Zeit innehalte und dankbar
bin, dass bisher alles gut geklappt hat. Kurze Zeit später bekomme ich einen Bärenhunger.
Die restlichen Riegel und Gels werden vernichtet. Die Piste besteht jetzt teils
aus hartem Lehm, so dass ich sehr zügig vorankomme. Schon bald erreiche ich das
Fort Zguilma, an dem Registrierungspflicht besteht. Die freundlichen Soldaten füllen
mir meinen Wassersack. Der nun folgende Anstieg ist sehr steil und ebenso geht
es wieder hinunter in eine von schwarzen Bergen umrahmte Fläche, ähnlich einem
Meteoritenkrater. So etwas habe ich noch nie im Leben gesehen. An einem
ausgetrockneten Flusslauf wird abgesattelt und leckere Spaghetti mit Thunfisch
zubereitet.
Schicksal
eines Radlers - erst ist das Tempo gut, dann verreißt's den Lenker und er wird
neben sein Rad gezwungen....Man beachte das viele Grün...
Auffahrt
zum Krater
Ziehbrunnen
im Krater
Etappe
9, 29.12.2004, 110 km, 4:49 h, ø 23 km/h
Es
folgt eine Flachstrecke, die wiederum sehr zügig gefahren werden kann. Eine aus
dem Fels gehauene, gut zu fahrende Steigung aus dem Krater heraus heize ich mit
ordentlichem Tempo herauf und auch herunter wird geblasen. Mein rechter vorderer
Tubus ist längst abgerissen und ein riesiges Loch klafft in der Gabel. Ein
richtiger Metzger fährt jedoch so lange, bis sich gar nichts mehr dreht. Die
sich anschließende, eklige Wellblechpiste bringt mich fast zur Verzweiflung und
die Laune bessert sich erst als ich den Oasengürtel um Tagounite erreiche.
Herrlich grün ist es hier, schade, dass ich weiter ziehen muss. Nach einer
Teepause jage ich den Pass nach Zagora hoch. Kurz vor der Passhöhe überhole
ich zwei Fahrer eines Joghurt-LKW, die sich zum Mittagsgebet niedergelassen
hatten und gerade ihren Teppich einrollen. In der rasenden Abfahrt reichen sie
mir bei ca. 70 km/h eine Box mit leckerem Orangennektar an. Ja, Ja, riskante und
waghalsige Manöver, das lieben sie, diese Araber. Mit meiner einen Ortlieb
vorn, da musste ich alles Fahrkönnen aufbieten. Gegen 15 Uhr erreiche ich
Zagora und finde mit der Auberge Chez Ali sofort eine traumhafte Unterkunft:
einfache, sehr saubere Zimmer, ein blühender Garten, bestes Essen. An einem großen
Waschstein wasche sofort meine salzverkrusteten Trikots, ich dusche nur ganz
kurz, um den Bewohnern nicht zu viel Wasser zu nehmen. Mitten in Zagora gibt es
eine Konditorei mit den besten Keksen...
Etappe
10, 30.12.2004, 90 km, 6:18 h, ø 14 km/h
Gut
gestärkt starte ich erst gegen 10 Uhr zu einer schrecklichen Etappe. Ein langer
Schwatz mit einem Schweizer Paar hatte mich aufgehalten. Zwei Reiseradler
warnten mich vor: "Du wirst zwei Tage für diese Steinhölle brauchen und
die Versorgung ist schlecht". Die Piste beginnt bretteben und gut präpariert,
so dass ich ihre Meinung zunächst nicht nachvollziehen kann. Erst nach ca. 15
km beginnt wirklich der Steinbruch. Schieben muss man wegen des flachen Profils
kaum, auf Tempo kommt man wegen der vielen Steine aber auch nicht, aus dem
Sattel fahren geht auch kaum, dazu ist es zu weich. Eine monotone Landschaft.
Die Versorgung würde ich hingegen als gut bezeichnen, gibt es doch etliche
Beduinenzelte, deren Bewohner gerne etwas verkaufen. Außerdem etwa in der Mitte
das Dorf Bou-Er-Rbi, das allerdings ca. 3 km abseits der Piste liegt. Nachts
zeigt mein Geko -5 Grad.
Zagora
Etappe
11, 31.12.2004, 107 km, 4:48 h, ø 22 km/h
Zum
Abschluss noch ein 5 km langer
Sandkasten, den ich allerdings zum größten Teil umfahre. Dann kommt endlich
die Teerstraße nach Foum Zguid. Dort mache ich unter einem alten Baum eine
ausgiebige Mittagsrast bei gegrillten Hammel und Pommes frites (Ja, ich weiß
schon, nicht streng nach Dr. Konopka). Dabei lerne ich zwei sympathische
Motorradfahrer aus Frankfurt kennen. Mit ihren sehr geländegängigen KTM
Maschinen hatten auch sie mit der Piste schwer zu kämpfen. Der Mann sagt zu
mir: "Mensch, Alter, hast dich gut gehalten". Vor der Frau, einer
kleinen Blonden, ziehe ich den Hut, mit einem so schweren Bock durch diese
steinige Hölle, alle Achtung. Wir plaudern noch über alles Mögliche, dann
breche ich auf. Ich weiß, dass etwa zehn km vor Tissint eine prima Biwakstelle
ist. Der Fluss Tissint hat sich hier zu kleinen Badewannen gestaut, die ich
sofort nach der Ankunft ausgiebig nutze. Ich kann vom Rauschen des Wassers gar
nicht genug bekommen. Ein traumhafter Platz und wenn ihr dort Rast macht, bitte
verlasst ihn so sauber, wie ihr ihn angetroffen habt. Das Wasser ist sehr
mineralhaltig, es schmeckt selbst nach Filterung nicht.
Moschee
vor Foum Zguid
Biwakplatz
vor Tissint
Etappe
12, 01.01.2005, 86 km, 3:30 h, ø 25 km/h
Eine
Zwergetappe nach Tata. Dort steige ich im Hotel Sahara für 20 Dirham ab, der
junge Besitzer könnte aus dem baulich schönen Hotel eine Goldgrube machen,
wenn er nur wollte. Aus Jux schaue ich mir mal einen Teil der in Tata
offerierten Unterkünfte an. Auf dem Campingplatz jede Menge deutscher Rentner
mit Wohnmobilen, die fett wie Grillschinken auf ihren Liegen in der Sonne
bruzzeln und mich mustern, als würde ich auf der Fahndungsliste des George W.
Bushs stehen. Hinten im Eck eine Gruppe langhaariger, verkiffter Hippies mit so
einem Wellblech Citroen Bus und verwahrlosten Kötern. Nicht gegen mein übliches
Stundenhonorar würde ich hier mein Zelt aufschlagen. Vor dem Luxushotel
"Relais de Sables" die dicken Geländewagen der Europäer und die
Quadbikes des Eigentümers. Allein dies reicht, um dort nicht abzusteigen. Im
Renaissance Hotel lungern die Angestellten auf der Couch herum und ziehen an der
Wasserpfeife. Benebelt zeigt mir einer die Zimmer, nicht schlecht für 120
Dirham (11 Euro). Warme Dusche jedoch erst um 18 Uhr. Ich würde aber jetzt
duschen wollen. Ferner eine fette "Castle" Werbung an der Fassade.
Dies gehört sich nicht in einem Land, in dem die Religion der Mehrheit der Bevölkerung
den "Genuss" von Alkohol verbietet. Castle, eine Marke der SAB Gruppe
(South African Breweries Ltd.), die ich u. a. wegen ihrer aggressiven
Aufkaufpolitik in Deutschlands Osten, nicht
mag. Ich genieße noch ein Kaffeetscherl auf der Terrasse des schönen
Restaurants neben dem Campingplatz. Abends
kehre ich in einem rustikalen Lokal am Marktplatz ein. Der hübschen,
unverschleierten Köchin lächle ich freundlich zu und prompt erhalte ich
kostenlos einen Pfannkuchen mit Erdbeermarmelade, klasse! Ich plaudere noch
lange mit einem holländischen Ehepaar, die mit ihren schönen, klassischen Koga
Rädern unterwegs sind und morgen auch Richtung Igherm aufbrechen.
Etappe
13, 02.01.2005, 105 km, 6:17 h, ø 17 km/h
Nach
einem ausgiebigen Frühstück breche ich mit guten Beinen auf. Mit der von Jan
Cramer entdeckten Strecke von Tisgui rüber in den Antiatlas habe ich noch eine
Rechnung offen. Orientierungslos bin ich dort letztes Jahr kläglich gescheitert
und wieder umgekehrt. Schon nach kurzer Zeit fahre ich auf die Holländer auf
und wiederum wird etwas geplaudert. Lange kann ich jedoch nicht mit ihrem Tempo
fahren, das mich an meinen ersten Bausparvertrag erinnert. Ihr Fietser wart
nette Leute, aber fahren wollte ich nicht mit euch. Raus aus dem Sattel und
hinter Tisgui geht es links weg auf eine der schönsten Pisten weltweit. Da ich
die Strecke im letzten Jahr abwärts gefahren war, habe ich einen genauen GPS
Track, fahre absolut sicher. Der untere Teil der Strecke bis Tazegzaoute ist gut
präpariert, da die in der Schlucht befindlichen Dörfer jetzt elektrifiziert
werden. Mit guten Beinen geht es mit einem anständigen Tempo aufwärts. Hinter
Tazegzaoute wird der Pfad deutlich schwerer und teilweise sehr steil, so dass
auch ich für kurze Passagen neben mein Rad gezwungen werde. Die letzten Stunden
hatte ich vor lauter Eifer etwas überzogen und fahre jetzt in den Bereich einer
"Hungermacke". Also
anhalten, Banane und Riegel essen, Malto-Dextrin trinken, warten bis der Sprit
wieder richtig fließt. Dies sehen am oberen Rand der Schlucht befindliche
Kinder. Erst schreien und zetern sie, dann fliegen Steine. Die Situation
erinnert mich ein bisschen an ein Kapitel aus dem Buch von General Lebed über
seine Lage im Pandschir Tal, strategisch aussichtslos. Ich weiß aber, diese
Bankerte kommen aus dem Dorf etwa 1 km oberhalb von meinem Rastplatz. Dort werde
ich sie jagen. Dies ist aber nicht mehr nötig, da sie bereits von den wütenden
Müttern geohrfeigt werden... Auch in der Schlucht müssen Schnee und Kälte
furchtbar gewütet haben. Vor Ifassfas liegt ein toter Esel in einer Felsspalte
unterhalb der Piste. Die Zähne fletschende, wilde Hunde verteidigen ihn wie Wölfe.
Mit Steinwürfen halte ich sie mir vom Leib. Auf einem Steinplateau finde ich
einen traumhaften Biwakplatz. Es kommen noch einige kichernde Berbermädchen
vorbei, sie tragen riesige Kiepen mit Gras und Zweigen für ihr Vieh. Gern hätte
ich mal ihren lustigen schwarzen Geißbock gestreichelt, aber der lässt mich
nicht heran. Auf ihr großes Interesse stößt mein fauchender XGK Kocher, auf
dem bereits die Spaghetti kochen. Nachts wird es bitterkalt, 0 Grad zeigt der
Geko und die Sonne kommt erst spät über die Berge.
Jans
hohle Gasse
Der
Strom kommt!!!
Etappe
14, 03.01.2005, 110 km, 5:45 h, ø 19 km/h
Der letzte Teil der Piste erfordert höchste Kondition, Konzentration und Geschicklichkeit. Ein erfrorenes Kamel liegt auf der Piste. Zügig passiere ich die Hochebene und erreiche bald Tazalarhite, das auf fast 1900 m Höhe liegt und eine geniale Fernsicht auf die Soussebene, die verschneiten Riesen des hohen Atlas, die etwas niedrigeren Berge des Antiatlas und die benachbarten, tiefer liegenden Dörfer bietet. Am Ende der Piste beginnt sofort der Antiatlas, eine landschaftlich schöne Gegend, die ich jedoch radfahrerisch hasse. Für mich zu lange und zu steile Steigungen und keine Rollerstücke, auf denen ich die Bergziegen so anknocken könnte, dass ich die Berge wenigstens am Hinterrad mitfahren könnte. Ewig lang zieht sich die abwechslungsreiche Strecke auf der S 509 nach Ait-Baha. Dort angekommen, beziehe ich sofort Quartier im Hotel Al Adarissa, ein riesiges und schönes Zimmer mit eigener Dusche kostet dort 106 Dirham, also etwa 10 Euro. Sensationelles Preis-Leistungs-Verhältnis.
Etappe
15, 04.01.2005, 55 km, 2:15 h, ø 24 km/h
Die
Rausschmeißer Etappe zum Flughafen. Dort lungere ich ein paar Stunden herum und
tippe schon fleißig in den Palm. Interessante Leute sprechen mich an:
-der
braungebrannte Charly aus HH, der seit 25 Jahren in Marokko lebt, mit 3.000 DM
aus dem Verkauf seines Wohnmobils angefangen hat und mittlerweile eigene
Bungalows am Meer vermietet. "Ich bin zu fett, Du bist austrainiert wie ein
Tour de France Teilnehmer, und Dein Rad, super, kein so'n Schicki-Micki-Teil,
dem sieht man richtig an, wo Du warst" sagt der ehemalige Box-Trainer.
-???
aus SFA, der mit einem 45 Jahre alten Borgward LKW unterwegs ist und sich mit
seinem Reisepartner verstritten hat und nun alleine weiterfährt.
-???
aus NOL, der Marokko mit einem IFA LKW bereist, dieser LKW ist, sensationell,
serienmäßig mit einer Reifendruckregelanlage bestückt.
-???
ankommender Reiseradler aus Schorndorf, dessen Zelt von Hapag-Lloyd verschlampt
wurde und der mich nun um mein Zelt bittet. Nein, ein MacPac Microlight aus der
Zenith Serie verkauft man und verleiht man schon gar nicht. So ein Zelt wird nie
mehr gebaut werden. Außerdem meine ich, die Hapag müsse ihm das Zelt per
Kurier nachfahren. Jedenfalls tun sie dies mit den Schminkkoffern der
Pauschaltouristinnen an der Küste. Etwas mürrisch zieht er weiter, den dicken
Wälzer von der Erika in der Packtasche.
In
Frankfurt nachts um ein Uhr angekommen, geht's sofort in die Pedale, heim nach
Heidelberg. Der Westwind bläst schwer, vier Stunden fahre ich fast wie gegen
einen Berg...
Ihr
wisst ja, nach der Tour ist vor der Tour und ich träume von:
Khardung
La, Karakorum Highway, K2, verspreche aber: keine weitere Flugreise in 2005...
Glücklicher
Metzger beim Tee
Ein
Loch ist in der Gabel - oh Germans mach's zu!
Besonderheiten
in Marokko und Sonstiges:
1.
Kinder(plagen), Halbstarke und Strukkis
Leider
sind die lieben Kleinen nicht immer so artig, wie uns dies die kinderlose
Unicef-Fee Sabine Christiansen weismachen will. Nicht toleriert habe ich Steinwürfe,
ich habe entweder ordentlich zurückgefeuert (geht prima mit deutschen
Kastanien) oder die Eltern zur Rede gestellt, die sich ausnahmslos sofort
entschuldigten und mich stets auf einen Tee oder ein Käsebrot einluden.
Interessant für Low-Budget Touristen, oder? Gut, ich möchte das Thema nicht überbewerten,
wir wären schließlich auch neugierig, kämen die Araber mit ihren Kamelen zu
uns. Und in Bolivien, wo die Kids extrem zurückhaltend waren, habe ich eine
Rotte frecher Bankerte zur Steigerung des Adrenalinausstoßes regelrecht
vermisst...
Ätzender
können diese pubertierenden Halbstarken mit Damenbärten sein. Mit
krottenfalscher Sitzposition kommen sie mit ihren MTB's freundlich schleimend
angeschlichen. Die Piste sei so schwer und sie wüssten eine prima Abkürzung.
Folgt man ihnen, verschiebt sich der Pfeil des GPS sofort und sie sind gleich
als Lügner entlarvt. Ihr Ziel ist es, einen gegen eine Provision in ein Lokal
oder eine Pension zu locken. Einen dieser klebrigen Jünglinge hatte ich schon
schön sauer gefahren und ich hätte ihm auch noch einen Satz heiße Ohren
verpasst, jedoch ist er mir dann schimpfend entwischt.
Der
ganze Tourismus in Marokko ist ein gigantischer Strukturvertrieb und jeder
deutsche Versicherungskonzern wäre stolz, wenn er so ideenreiche Vertreter hätte.
Der Hotelier erhält eine Provision, wenn er eine Taxi- oder Busfahrt vermittelt
usw., usf. Ich möchte jedoch ganz deutlich darauf hinweisen, dass ich Marokko
als sehr angenehmes Reiseland empfunden habe, in dem man viel Spaß hat. Die
wenigen Nachteile werden durch viele Vorteile wie z. B.: geringe Verkehrsdichte
und gutes Preis-Leistungsverhältnis dicke überkompensiert. Denkt daran: Auch
die Schweiz oder Monaco sind nicht perfekt!
2.
Feilschen, Essen & Trinken: Wie in vielen heißen Ländern sind die Getränkepreise
in Marokko recht hoch, Drinks wie Poms, Ice, Hawaii schmecken gut und laufen
literweise hinunter. Hier lohnt sich handeln. Wer dazu zu kaputt ist, der
filtert kostenlos Leitungs- oder Brunnenwasser und gibt Getränkepulver oder
Malto-Dextrin (z. B. Lamperts Malto-Dextrin 12) und frisch gepressten Saft dazu.
Ich habe auch immer einen Sirup, z. B. Holunderblüte dabei. Den Rücktausch von
Dirham erledigt man am besten in den Lebensmittelgeschäften gegenüber dem
Flugplatz, die haben zwar nur Euromünzen, man bekommt jedoch 100 % über dem
Marktkurs - eines der wenigen guten Geschäfte, das man in Marokko machen kann.
Wer wie ich Ziegen- und Lammfleisch liebt, den Kreuzkümmel als bestes Gewürz
verehrt, der wird die marokkanische Küche als eine der besten der Welt preisen.
Marokko hat außer Fernost den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Grüntee.
Serviert wird in aller Regel tagsüber köstlicher chinesischer Gun-Powder, gebrüht
auf Holzkohle in kleinen, urigen Kannen mit (zu) viel Zucker
und frischer Pfefferminze. Abends wird hingegen reiner Pfefferminztee,
aus frischer Minze gebraut, serviert, genialer Geschmack, nicht zu vergleichen
mit dem für mich ungenießbaren Kräuterzeugs aus Deutschland. In den
Oasen sollte man einmal die herrlichen, frischen Datteln genossen haben,
gibt's weltweit bessere? Leider blieb es mir verwehrt, einmal Kamelmilch und
Kamelfleisch zu probieren.
3.
Ausrüstung, Verpflegung, Training und Geräusche:
Aufgrund
der teils harten und steinigen , teils sandigen Böden empfiehlt sich ein Zelt,
das ohne Heringe und in einer Minute steht. Aus Platz- und Gewichtsgründen
hatte ich nicht mein Marmot Uphigh (steht ohne, Gesamtmasse 2.400 g), sondern
ein MacPac Microlight (steht mit 10 Häringen, Gesamtmasse unschlagbare 1.800 g
bei bestem Material und guter Windstabilität) dabei. Vorsicht, überall
messerscharfe Akaziendorne. Schlafsack nicht zu leicht, nachts kann es recht
kalt werden, ich hatte einen Marmot Helium dabei. Da es in Marokko noch viele
Nomaden und Hirten gibt, wird wildes Zelten überall akzeptiert und respektiert.
Marokko ist ein sehr ruhiges Land. Mit
Sonnenuntergang wird es bald still und es fahren kaum noch Fahrzeuge.
Bei
der Verpflegung lehne ich diese überteuerten Trockengerichte diverser
Hersteller ab. Bei mir werden richtige Spaghetti oder andere Nudeln mit
Tomatensauce und Olivenöl gekocht. Sehr gut schmeckt auch Dinkel Schnellkochgrütze
vom Bauckhof (erhältlich in Bioläden). Diese ist in zwei Minuten gar und spart
somit Sprit und Zeit. Kann mit Tomaten, Knoblauch und Zwiebeln abends oder mit
Milch(pulver) und frisch gepresstem Bananenmark zum Frühstück gegessen werden,
unglaublich lecker. Ferner sind diverse Nüsse in meinem Proviantsack (Exoten
wie Erd-, Para-, Macademianüsse und natürlich selbst geerntete Wal- u. Haselnüsse
aus dem Heidelberger Wald). Mein Frühstücksmüsli basiert auf Allos Amaranth
Früchtemüsli. Ich reichere es noch mit Dinkelflocken und unverzichtbar mit
Quinoa (bester Eiweißlieferant) an. Bester Riegel ist nach meiner Meinung der
englische High5 Sportsbar, davon hatte ich 14 Stück dabei. Bei den Gels
bevozuge ich Enervitene "Cola" oder Powerbar "Black Berry".
Trockenfrüchte sind unverzichtbar und ich habe stets dabei: Ananas, Feigen,
Datteln. Anders als viele Radsporttrainer bin ich der Meinung, dass Schokolade
ein hochwertiger und reiner Energielieferant ist, mein Tip: probiert mal
Rapunzel "Krachnuß"...Irre!
Für
so eine Gewalttour sollte man auftrainieren: a) Grundlagenausdauer im Bereich
60-80% der maximalen Herzfrequenz; b) Fahren mit hohem Hämatokritwert (ohne
Trinken 2-3 Stunden), hilfreich bei langen, wasserlosen Wüstenetappen; c) Um
mal eine Lücke schließen zu können, sollte man eine Stunde mit 85-90% der
maximalen Herzfrequenz fahren können.
Auf
langen, endlosen Geraden steigert es die Wattzahl, wenn der richtige Sound auf
dem Ohr liegt. Ich hatte ein iRiver iFP-790 dabei, läuft mit einer AA-Zelle
unglaubliche 36 Stunden. Zusammen mit einem Etymotic ER 6 Ohrhörer hat man fast
Highend im Trikot. Bitte nicht nach dem Preis fragen...
4.
Kosten
Flug
LTU mit Rad
375 Euro
Taschengeld
120 Euro
zusammen
495 Euro
10x
im Zelt und
4x
in Hotels, Pensionen übernachtet.
5.
Danke!, sage ich zu:
-Garmin,
die kleine, bezahlbare Geräte produzieren, die einem per Pfeil den richtigen
Weg weisen und sich auch immer wieder an diesen Weg erinnern können,
-Scott,
der mit Pathaway für Radfahrer und Wanderer ein Wunderwerk der Softwaretechnik
produziert, das selbst unter schwersten Bedingungen den letzten Zweifel über
Position und Kurs ausräumt,
-Tom,
der mit TTQV ein ebensolches Wunderwerk zur Vor- und Nachbereitung von Radtouren
dieser Art geschaffen hat, z. B. können die Bilder der Digitalkamera
automatisch zugeordnet werden,
-Last
but not least, allen Marokkanern, die anständig und ehrlich zu mir waren.
Für
den Inhalt verantwortlich: Julius Großmann, Waldhoferstraße 102, 69123
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