11.3.13
Morgens noch 10 cm Neuschnee geschippt, dann 5 Minuten vor 10.00 h der Anruf meines
Vaters: alle Türen zugefroren, Flughafentransfer nicht möglich. Schnell ein
Großraumtaxi bestellt und für 20 € im Schneetreiben nach Fuhlsbüttel...
Über 30 min Verspätung durch Enteisen. Der Flug zwar ruhig, aber durch die geschlossene
Wolkendecke keine Sicht. In Larnaca warte ich ewig aufs Gepäck, eine Lowridertasche fehlt, findet sich aber an anderer Stelle an. In der
Gepäckaufbewahrung kostet ein Stück über 50 Euro/Woche, daher habe ich meine
Radverpackung mitgenommen und unter einer Autobahnbrücke versteckt... In
völliger Dunkelheit im Linksverkehr bin ich dann gestartet, Die Luft ist feucht, aber mild,
15 Grad. Was für ein Kontrast zu den letzten Tagen zuhause.
An der ersten
Autobahnabfahrt habe ich mich total verzettelt! Kam irgendwie nicht links weg... Irgendwann
habe ich dann aber Dank GPS den rechten Weg entdeckt.
Die Luft ist würzig, griechisch, Fleischgerüche aus Tavernen mischen sich dazu.
In einem kleinen Supermarkt kaufe ich ein, Preise deutlich höher als bei uns,
Diesel 1,42 € ;-) Nach 15 km Linksverkehr glücklich einen schönen Biwakplatz auf
180 m gefunden. Die in Googlemaps vorgemerkte Stelle zierte leider ein Schild mit
"Betreten verboten, Lebensgefahr!"
15 km, 200 HM
12.3.13
Irgendwie war die Nacht hart und unbequem, die lädierte Schulter schmerzte zudem...
Dafür endlich morgens Sonne und eine Wärme, die fast unnatürlich anmutete. Der Wind
warm wie ein Fön und selbst auf 800 m noch 23, 24 Grad.
Die Strecke der ersten 60 km hatte ich ja schon Zuhause als Track
zusammengeklickt. Das war eine gute Idee und ersparte oft das Kartenstudium.
Langsam zog sich die Strecke durch ein Tal und kleine Orte bergan. Frühstück
bei km 24 in Lythrodontas, das Troodosgebirge in Sichtweite inzwischen. Der
Ausschilderung zum Kloster Macheiras folgend, ging die Strasse in eine
Schotterpiste über, die steil bergauf zog. Böiger Wind ließ die Fuhre fast
stoppen. Riesige Picknickareale säumten die Strecke, was mag hier am
Wochenende los sein?
Das Kloster war schon auf 800 m, aber danach ging es
noch mehrmals wieder 200 - 250 Höhenmeter ab und auf. Durch ausgestorbene
Dörfer im Mittagsschlaf in teils ansprechender Landschaft kurbelte ich
dahin, leider ohne Verpflegungsmöglichkeit. Gerne hätte ich etwas Warmes
gegessen! Die Nordroute über Alona und Chandria bedeutete auch zwei kleine
Pässe mit 1158 und 1346 m. Im Laufe des Tages überholten mich kaum Autos,
manchmal war ich bestimmt eine halbe Stunde alleine unterwegs. In Kyperounta
endlich ein Supermarkt.. Avocados und Taramas - und eine Coke...
An der Ortsausfahrt ereilte mich dann ein Plattfuß, leider hinten. Alles
muss dann leider runter vom Rad und die Fummelei zieht sich...
Kurz danach im Anstieg nach Troodos findet sich ein sehr schöner geschützter Platz mit
Blick in die Ebene. Und herrlich, ein ausgiebiges Essen, in kurzer Hose vorm
Zelt, ich bin ganz schön kaputt!
96 km, 2540 HM, 7:45 h Fahrt
13.3.13
Es ist ja irgendwie unheimlich, wenn Tage so rund laufen, denn dann kommen
irgendwann die schlechten jeder Radreise...
Heute war ein Bilderbuchtag. Ich habe gut geschlafen und sitze gegen 6.30 h
bei bereits 14 Grad im Sattel. Trotz des gestrigen Marathons sind Beine und
Kopf erholt. Nach Troodos geht es nochmals 400 HM bergauf an den Asbestminen von Amiantos vorbei, einem interessanten Teil der zypriotischen Geschichte.
Troodos selbst ist ausgestorben und hässlich kein Grund zu verweilen.
Vielmehr reizt mich der Gipfel des Olymps, bei heute klarem sonnigen Himmel.
Bis auf 1930 m schraubt sich das Sträßchen, dann wird militärisch Einhalt
geboten, nix mit Blick, der war von unten besser. Dennoch cool "at the top of Cyprus" zu sein, überall Schneefelder und nicht zu vergessen: die Liftanlagen
und die Skischule...
Es geht bergab. Über Prodromos, Pedoulas sind schnell fast 1000 Höhenmeter
vernichtet. Ohnehin werden es heute 3200 Meter bergab, sicher ein seltenes
Ereignis! Gegenanstieg vorm Kloster Kykkou, es ist warm in der Sonne und der
Verkehr extrem dünn, keine 10 Fahrzeuge bisher. Ich nehme mir die Zeit das
Kloster (in langer Hose...) zu besichtigen. Eine prachtvolle Anlage, das wohl
bekannteste Kloster der Insel, nicht nur weil Erzbischof Makarios hier
gelebt hat.
Das Beste: ich bin quasi alleine dort. Der riesige Parkplatz und die Souvenirbuden
lassen Schlimmes erahnen, eine Verkäuferin berichtet auf Anfrage, dass gegen
11.30 h die Hölle ausbricht. Schnell weg!
Ich umkurve das Tripilosmassiv südlich, um das Zederntal zu sehen. Dort mache
ich eine lange Rast und habe nette Gespräche mit einem Deutschen und einem
Tschechischen Paar, am Ende bekomme ich Obst geschenkt...
Die Strecke ist ein Traum auf fast ebenem Niveau kurvt sie durch die
traumhaft schöne Landschaft, ich sehe zudem Rennradfahrer Nummer Zwei.
Eigentlich hinab
nach Panorama Panagia, am Ende leider wieder mit Gegenanstieg, geht es
permanent hoch und runter weiter. Ich dachte heute das Meer zu erreichen,
aber das kann ich mir wohl abschminken! Die 2 km Hauptstraße von Polemi nach
Stroumpi sind ätzend, dann auf die Nebenstrecke, die mal eben wieder 200 m
steigt, aber ich bin "drin", der Diesel läuft und es macht einfach Spaß zu
kurbeln. Bis ans Meer hinunter folgt nun doch eine 600HM Spitzenabfahrt ohne
Verkehr ohne zu bremsen!
Hunderte von Ferienhaussiedlungen ziehen sich die Küste entlang. Ich bin
froh, diese hinter Agios Georgios passiert zu haben, erstaunlicherweise gibt
es gar einen Radweg! Das Kap Akamas ist ausgeschildert. Es beginnt ein
wilder Strand, im Hinterland Gras und Hügel, reizvoll. Ein paar leere
Tavernen, aber sonst nicht los.
Schnell ist der Abzweig zur Avakas Schlucht erreicht. Das Beste zum Schluss:
die Zufahrt zum Parkplatz ist weggerissen. Ich schleppe das Rad durch das
Bachbett und baue das Zelt direkt am Eingang auf. Es gibt eine Quelle und
eine überdachte Sitzbank, feinster Campingplatz, ein reinigendes Bad im
Fluss Avgas inklusive....
124 km, 1970 HM, 7:24 h Fahrtzeit
14.3.13
Wieder ein Tag randvoll mit Eindrücken. Ich erwache im klitschnassen Zelt,
kein Luftzug, alles klamm. Ich lasse zunächst alles stehen und breche in die Avakasschlucht auf. Ca. 25 min laufe ich in die immer enger werdende
Schlucht, sehr spektakulär, zahlreiche Querungen des Bachbettes sind
erforderlich. Irgendwann ist der Wasserstand zu hoch und ich muss leider
umdrehen, da ich die Fahrradschuhe trage. Zum Vergleich anderer Naturschauspiele ist dieses echt gering
ausgeschlachtet...
Ich ächze dann den Berg hoch, das nasse Zelt wiegt bestimmt 2 kg mehr!
Etwa 15 km entlang der Küste nach Norden zieht sich die Piste gen Akamas. Die Piste ist
stellenweise stark ausgewaschen, aber immer halbwegs gut befahrbar. Keine
Menschenseele unterwegs. Irgendwann verliere ich mein Handtuch, muss aber
nur 400 m zurückfahren, da liegt es unschuldig auf der Piste...
Schließlich geht es rechts zur Querung der Bergkette, es bieten sich tolle
Ausblicke aufs Meer und die wilde Akamashalbinsel. Auf der anderen Seite im
pittoresken Neo Chorio kaufe ich ein. Wenige Kilometer später im Lakki
erreiche ich den kleinen Fischerhafen, idyllisch nach all den Tagen der
kargen Abgeschiedenheit. Hier steppt tourimässig der Bär, ein Geschäft am
anderen, ich kaufe noch ein paar Leckereien (Donuts, Weinblätter, Zyprische
Bananen).
Dann geht es wieder hinein in die Berge, gen Stavros tis Psokas. In der
windstillen brüllenden Mittagshitze quäle ich mich erstmals auf dieser Reise
richtig. Komme kaum voran und flüchte immer wieder vor der stechenden Sonne
in den Schatten der wenigen Bäume, irgendwann ist dann nach einer Serie von
Dörfern eine wunderschöne Landschaft mit Wiesen und Hügeln erreicht, wo ich
an einen EOKA Partisanengrab mit Wasserhahn eine gepflegte Mittagspause einlege und
Mensch und Material pflege. So muss die gesamte Ausrüstung trocken gelegt
werden, ich wasche mein Hemd und die Socken.
Später geht es stetig bergan, auf einsamer Strecke schraube ich mich zum
Zentrum der Waldarbeiter. Dort gibt es sogar einen Campingplatz für zwei
Euro, der nett im Wald gelegen ist, im Cafenion kann man auch Snacks
bekommen... Zwei Zypriotinnen sprechen mich an, wir plaudern lange über das
Land und meine Reise. Sie sind schwer beeindruckt, wie man das alles per Rad
machen kann.
Ich entscheide, weiter zu fahren, es ist erst 16.00 h und wird kühl in der
Höhe. Über einen 1000 m hohen Pass kämpfe ich mich aus dem Paphos Forest,
aber bergab geht es nur spärlich. Kilometerlang hält sich die Stecke,
Rastplätze Fehlanzeige, immer fällt der Hang zu steil ab. Endlich entdecke ich
eine alte zugewachsene Piste unterhalb der Strasse, die ich sofort anfahre
und auf der ich einen Traumplatz finde.
Lange sitze ich vorm Zelt, ein warmer Wind lässt hier auf 700 m das
Thermometer von 15 auf 20 Grad steigen - unglaublich: schon wieder im Dunkeln in kurzer
Hose vorm Zelt im März...
Morgen geht's in den türkischen Teil der Insel - ich bin gespannt.
15.3.13
Wenige km, vielleicht 8, von Zentrum einer Hauptstadt habe ich meines
Erachtens noch nie WILD gecampt... Wie kam es dazu?
Zunächst ein echtes Naturschauspiel am Morgen. Orkanartige Böen hatten die
ganze Nacht am Zelt gerissen, auch hatte ich Zahnschmerzen und die ganze
Nacht kaum ein Auge zu bekommen. Beim Aufstehen 24 Grad auf über 600 m. Aber
nur 6 km weiter und 15 min später zeigte das Thermometer genau 10 Grad
weniger!! Leider war es total diesig, was den ganzen Tag so bleiben sollte.
Ich ritt entspannt nach Kato Pyrgos hinab, wo ich ausgiebig einkaufte und
frühstückte. Die Grenzüberquerung war locker, der Beamte auskunftsfreudig
und freundlich.
Einen Stempel gab er mit mit den Worten " this is an unknown country" nicht
in den Paß,
sondern auf ein Einlegeblatt. Zunächst ging es durch entvölkerte Landschaft mit
leeren Häusern, in stetem auf und ab. Ab Yesilyurt dann zunehmender Verkehr
und brüllender Gegenwind, teilweise bei entgegenkommenden LKW fiel mein
Tempo in der Ebene unter 10 km/h.
So fuhr ich denn im Zickzack kleine Strassen und Windschutz suchend durchs Land.
In Güzelyurz tauschte ich 30 Euro in 70 türkische Lira. Danach ein paar
Kilometer Standstreifen der Autobahn, ein netter Mann hielt an und wollte mich mit nach
Nikosia nehmen...
Irgendwann hatte ich dann geschafft, Wind und Verkehr war ich entronnen und wieder
in schöner Landschaft.
Insgesamt war alles eher unvollständig, unästhetisch, sozialistisch bisher,
der Kontrast zum südlichen Inselteil deutlich.
Die Strecke an der Northern Range versprach Spannung. Bis dahin quälte ich
mich über Steigungen bis 21%! Auf der ersten Passhöhe (420 m) ein Picknickplatz mit
Restaurant. Die Typen freakig und ich bekam einen Salat und eine "homemade
Lemonade". Immerhin konnten sie ein paar Details zur Strecke geben. Diese
stieg dann lange an, um bis zum Panzerwrack (von dem hatte der Mann an der
Autobahn auch schon gesprochen) leicht zu fallen. Dort wieder ein netter
Smalltalk mit zwei Herren aus Nicosia. Wunderschön schlängelte diese gut
asphaltierte Strecke sich dann durch die Berge, leider war die Sicht nicht
so toll, aber kann ahnen, was bei Sonne geht. Ein Plattfuß vorne durch einen
Draht war schnell erledigt.
Am Ende fahre ich doch hinab, da es laut der Herren regnen morgen soll. In
der Höhe und mit der langen Abfahrt vor mir habe ich dazu keine Lust. Leider ist
um Girne herum alles voller Militär, so muss ich mit Vollgas noch 10 km in
die Ferne treten um km letzten Licht einen Notplatz auf einem abgemähten
Getreidefeld zu finden, und im Hintergrund leuchtet Nikosia und lässt die
Taschenlampe ausbleiben...
Im kleinen Dickicht neben dem Feld habe ich einen Nachbarn: einen Fuchs!
130 km, 1780 HM, 8:35 h Fahrtzeit
16.3.13
Der Morgen startet mehr oder weniger wolkenlos. Ich habe großartig
geschlafen, die beste Nacht bisher. Über die kleine Nebenstraße an der
des nachts offenbar kein einziges Auto fuhr, fahre ich durch sattgrüne
Hügel nach Osten.
Plötzlich ist in Taskent ein Abzweig nach Buffavento beschildert.
Tatsächlich schraubt sich ein schmales Asphaltsträßchen an der
überdimensionalen zyprisch-türkischen Fahne vorbei, die auf den Hang
gemalt und nachts beleuchtet ist hinauf zu dieser wohl sehenswerten
Burganlage.
Bis auf knapp 700 m Höhe geht diese, dann zweigt eine Auffahrt zur
versteckt in der Felswand liegenden Burg ab. Schwarze Wolken ziehen von
Meer her auf, ein Regenbogen erscheint und winzige Regentropfen wirbeln
mir entgegen. Der weitere Aufstieg hat sich damit leider erledigt und
ich kurbele weiter voran. Die Strecke senkt sich langsam auf die
Passhöhe (!) der Hauptstraße, wo das Restaurant leider noch geschlossen
ist. Gegenüber geht die Kurbelei munter weiter, ein sehr schönes
Teerband umrundet nun das Pentadaktylos Massiv, die Regenwolken hängen
an den Westgipfeln der Northern Range,,,
Ein weiterer 688 m hoher Pass wird passiert, junge Leute zelten auf
einem der Picknickplätze. Noch mehrere Kilometer bleibt die Route auf
der Höhe, um dann nach Bahceli abzustürzen. Ich kaufe hier ein und
erreiche wenig später erstmalig wieder nach Längerem wieder die Küste.
Schrecklich wie diese auf den nächsten ca. 15 km verbaut ist, schade,
denn hier war bis vor kurzen wohl noch echt "grüne Wiese". Vieles
unvollendet, manches gesichtslos, insgesamt viel zu viel, wer soll das
füllen?!
Aber schon wenig später zeigt sich die Gegend von einsamer Schönheit,
teilweise ist die alte Küstenstraße noch befahrbar, was ich immer wieder
ausnutze. Es bläst heute ein bestialischer Westwind, der mich wirklich
die Steigungen hochschiebt. Ich lasse es recht locker angehen, die vier
letzten schweren Tage spüre ich heute.
Bei einer Rast im Windschatten eines verfallenen Gebäudes gratuliere ich
meinem Nesthäkchen Lina zu Ihrem 6. Geburtstag. Das Haus ist voller
Gäste und sie entsprechend aufgeregt. Irgendwann biegt die Strasse von
der Küste weg, quert einen kleinen Pass. Im Landesinneren regnet es
jetzt heftig, schwarze tief stehende Wolken überall. Ich ändere meinen
Kurs auf Ost um dem Wasser auszuweichen, der Plan geht auf.
Ich mache viele Pausen und genieße das tolle Licht vor schwarzen
Regenwolken. Schon früh beginne ich mit der Zeltplatzsuche, welche sich
als zäh entpuppt, stark bewirtschaftet sind die Äcker, das Korn
kniehoch...
Es findet sich aber noch ein ansprechender Platz, zwischen zwei Dörfern,
so dass ich noch mehrmals in den Genuss des Muezzin in Stereo komme!
103 km, 1400 HM, 6:37 h Fahrtzeit
17.3.13
Ich habe wieder einmal herrlich geschlafen, seltsam nur die täglich
zunehmende Anzahl von heftig juckenden Stichen an Armen und Beinen,
es sind jetzt sicher schon weit über Hundert!
Da es Abends noch leicht geregnet hatte und nur 6 Grad hat, ist das Zelt
wieder einmal ziemlich feucht. Zwar scheint die Sonne, aber bis
diese das Zelt erreicht, dauert es noch ewig. Also einpacken und
los. Schnell ist die Ostküste bei Bogaz erreicht. Leider ist heute
wieder ziemlich heftiger Wind, zur Abwechslung aus Südwest, also für
den Rest des Tages von vorne. Zäh zieht sich
die zudem nicht sonderlich interessante Strecke an der Küste
entlang. Im Kopf entwickele ich den Plan für heute. Es soll ein
angenehmer Ausklang werden für die Strapazen der letzten 5 Tage.
Die Ruinen von Salamis will ich mir ansehen, haben diese doch meine
Mutter vor vierzig Jahren schon so beeindruckt.
Wie so oft auf dieser Reise bin ich der einzige Gast in der
weitläufigen Anlage. Die frühlingshafte Vegetation und die wärmende
Sonne machen den Rundgang angenehm. Spektakuläre Dinge entdeckt mein
unwissendes Auge aber nicht.
Anschließend kämpfe ich mich nach Famagusta vor. Architektonisch ist
diese Stadt das Grauen, dennoch ergeben sich einige schöne Momente
beim Umrunden der befestigten Altstadt sowie am Wasser. Viel Militär
überall, erschreckend dann die Hotelruinen im Stadtteil Varosia. Die
Geschichte hat auch hier ihre Narben hinterlassen.
Nun bietet sich der Übergang an der Landstraße Famagusta - Larnarca
zur Rückreise an. Schnell noch die letzten türkischen Lira in
Essbares umtauschen. Lang zieht sich die Ausfallstraße zum
Grenzübergang, das Ganze stellenweise im Schritttempo, Wind in Böen
bis sicher 7 Bft. Zu allem Überfluss zickt nun auch noch das linke
Knie...
So arbeite ich mich nach problemloser Abfertigung immer in
Sichtweite der Greenline gen Larnaca vor.
Zwischendurch noch das Zelt aufbauen und trocknen und gegen 13.30 h
sind die gut 90 km erledigt, der Kreis der Rundreise geschlossen.
Satellitengestützt fahre ich das Easy-Hotel an und beziehe für 22
Euro ein Zimmer ohne Balkon... Der Typ an der Rezeption ist nett und
gibt mir noch dem Tipp, wie man unsere Stecker in den ortsüblichen
Dreifachsteckdosen zum Läufen bringt, evcharisto! Ich mache nach
ausgiebiger Körperpflege eine mindestens so ausführliche
Ortsbegehung und esse sehr lecker Moussaka. Der Ort ist leider
ziemlich gesichtslos, aber die Stimmung wegen des Karnevals und
zahlreicher Maskierter gut. Leider liegt mein Zimmer 2.14 direkt
über dem Generator, der sicher die ganze Nacht nerven wird...
91 km, 241 HM, Fahrtzeit 5:24 h
18.3.13
Nachts war der Generator aus - immerhin! Ich schlafe mal aus, war
ich doch in den letzten Tagen immer schon um 4.30 h deutscher Zeit
auf den Beinen :-). Irgendwie komisch, heute stehen an den
Geldautomaten so viele Leute herum... Meine Suche nach einem offenen
Bäcker dauert genau 45 min. Dank des Feiertages (gestern war
Karneval, heute "green monday", das orthodoxe Osterfest ist ja
reichlich gegen das unsere verschoben. Neben all den 24 h geöffneten
PERIPTEROs (Kiosks) auf Zypern ist so ein echter Bäcker ein
wirklicher Gewinn, köstliches Gebäck und Brot füllen meine Taschen.
Den Vormittag verbringe ich lesend an der Promenade Larnacas, den
Nachmittag schon in Flughafennähe, an der Hala Sultan Tekké und dem
Salzsee. Wegen des freien Tages finden traditionell Picknicks statt,
es wird Fisch gegrillt und auf allen öffentlichen Flächen ist die
Hölle los. Zwischendurch hole ich schon mal meine Fahrradverpackung
aus ihrem Versteck ab. Außer einigen Vogelschissen ist sie äußerlich
unversehrt...
Am Flughafen treffe ich zufällig die Wanderer aus dem Zederntal
wieder und wir trinken noch zusammen etwas in der Freiluftbar am
Eingang zur Abflughalle. Leider hat der Flug Verspätung, in Hamburg
hat es mal wieder kräftig geschneit! So habe ich genug Zeit mich
über den lästigen Check-in zu ärgern, es kommt mir vor, als wäre ich
der erste mit Rad auf Zypern. Als kleine Vorwarnung für
Nachfolgende: das Röntgengerät am Sperrgepäckschalter ist so schmal,
das mein unverpacktes Rad nicht hindurchpasste, ich musste das
Vorderrad ausbauen. Also das gute Stück am besten nicht im Karten
verpacken...
20 km
Kurze Zusammenfassung:
Zypern ist ein prima Radreiseland. Die Straßen befinden sich in
hervorragendem Zustand, das Straßennetz ist dicht, etliche gut
befahrbare Pisten ergänzen das Tourenangebot. Ich bin mit der
Kombination der Reiseführer "Zypern per Rad" aus dem Kettlerverlag
und dem Michael-Müller Band sowie der sehr genauen Karte aus dem
Reise-Know-How-Verlag sehr gut gefahren. Auf dem GPS war
diese OSM Karte. Die
CN 2013 von Garmin kennt Zypern nicht!
Das Troodosgebirge und insbesondere der Paphos Forest waren in
weiten Teilen so einsam, dass ich mich fast ein bisschen
verkalkuliert habe. Man sollte hier jede Gelegenheit zum Auffüllen
der Vorräte nutzen. Im März sind zudem viele Tavernen geschlossen.
Das Preisniveau liegt über dem unsrigen, nur Brot, Gemüse und Obst
sind vergleichbar.
Den Linksverkehr empfand ich als völlig unproblematisch,
allerdings war auch in der Regel der sehr wenig los. Die
Verständigung auf Englisch ist auf hohem Niveau überall - auch in
Nordzypern - möglich.
Das Bereisen der türkischen Republik Nordzypern gestaltet sich
ebenfalls völlig problemlos, vieles ist etwas einfacher, älter und
unmoderner, die Menschen sind ebenfalls sehr interessiert und
freundlich. Landschaftlich haben mich die Northern Range und die
Nordostküste besonders angesprochen. Die Kammstraße des Gebirgszuges
ist eine fantastische Route mit tollen Ausblicken und einsamen
Stellen.
Wildes Campen war völlig unproblematisch, zu dieses Jahreszeit
drängt es sich förmlich auf.
Ich kann mir gut vorstellen wieder zu kommen, vieles habe ich
nicht ansehen können. Ob es schon 2014 sein wird, glaube ich
allerdings noch nicht.