Mit dem Rennrad in Tunesien

Radtour Nabeul – Korbous (70 km)

Meine erste Rennradtour in Afrika: nach mehr als 10000 Radkilometern mit Gepäck in Afrika könnte ich heute also das erste Mal „unbeschwert“ auf 28 mm Reifen durch den fremden Kontinent fahren. In Nabeul verlasse ich die Stadt nach Osten in dichtem Verkehr, nach 5 Kilometer finde ich tatsächlich den Abzweig nach Somaa, der später nach Beni Khalled beschildert ist. Bewusst habe ich diese Querung der Halbinsel gewählt, um ein paar Höhenmeter zusammen zu bekommen. In der Tat steigt die Strecke nach wenigen Kilometer sanft an und bietet nette Ausblicke über die insgesamt wenig spektakuläre Landschaft. Alles ist grün, vollkommen agrarisch geprägt, nur wenige Häuser, keine Dörfer. Der Verkehr ist zum Glück gering. Die Asphaltdecke ist sehr rau und löcherig, lässt sich aber zügig befahren. Später trifft die Straße auf die Strecke Korba – Soliman, die sehr gut ausgebaut ist, durch den Rückenwind rase ich hier förmlich dahin, der Teer ist aalglatt – herrlich. Hinter Menzel Bouzelfa geht es auf winkligen kleinen, nur 1 ½  spurigen Sträßchen durch die Landwirtschaft. Die Südzufahrt nach Korbous ist leider gesperrt, so geht es im großen Bogen auf wieder schnell und viel befahrener Straße um den Berg im Hinterland des Ortes herum. Der kleine Paß kurz vor Schluß ist steil und bei nun knapp 30 Grad Celsius eine echte Qual, dann geht es auf übler Decke hinab zum Wasser.

Anmerkungen zum (Renn-)radfahren in Tunesien:

Tunesien ist kein Radfahrerland, was aber nicht heisst, dass man dort nicht gut radfahren kann. Sehen tut man höchst selten einen Drahtesel in Benutzung, was in den nicht industriealisierten Ländern in der Regel auf einen hohen Entwicklungsstand hindeutet. Im Vergleich zu Marokko zum Beispiel, sind Radfahrende Einheimische eine Seltenheit.

1. Grundsätzlich kann man drei Asphaltqualitäten unterscheiden.

Kategorie 1: feinster, glatter, neuer Belag, besser als in Deutschland...

Kategorie 2: Moyen... Dieser Teer hat kleine eingearbeitete Steine und bietet einen gewissen Rollwiderstand

Kategorie 3: Grober, fast schotterähnlicher Belag, der das ganze Rad in üble Vibrationen versetzt

Die Kategorie 1 findet man insbesondere auf den großen Städteverbindungen und Überlandrouten, 3 entsprechend meist auf den alten Verbindungen und Nebenstrecken.

Problematisch ist die oft wechselnde Qualität des Belags, bei Routenwechsel, eben noch im Siebenten Himmel, rumpelt man Minuten später über übelste Abschnitte.

2. Höhenmeter: trotz einiger Bergzüge (Dahargebirge im Süden, drei Ketten des Tellatlas im Norden) ist das Land relativ anspruchslos was Höhenmeter angeht. Zumeist laufen die Straßen in den Ebenen und man sieht die Bergketten parallel in der Entfernung. Ausnahmen sind die wunderschönen Bergstrecken des Dahar und die Nord-Süd Traversierungen im Atlas. Längere Steigungen sind selten, wenn man von Meereshöhe aufsteigt, z.B. Tabarka, Tunis oder Medenine geht es schon mal 600 Höhenmeter am Stück hinauf.

3.  Unvorhergesehen tauchen große Schlaglöcher auf. Auch plötzlich wendende Autos, unvermittelt ohne Zeichen abbiegende und anhaltende Fahrzeuge, sowie Eselkarren und Fußgänger, die Radfahrer nicht erwarten (s.o.) und natürlich auch nicht hören, zwingen oftmals zu schnellen Reaktionen.

Von mir mit den Rennrad in 2006 befahrene Strecken:

Cap Bon: Nabeul – Korbous, ca. 70 km: nette Runde mit Asphaltkategorie 1 - 3 im gesunden Mix, hügelig, kaum Verkehr

 

Tamerza - Tozeur, ca. 80 km: anfangs bergig, spektakulär, toller Blick in die Ebene des Chotts, danach relativ eintönig und bei Wind eine Qual, überwiegend Kat. 3, kein Verkehr

 

 

Runde um Tozeur (Degache, El Hamma, Abstecher zum Jebel Krefane), ca. 50 km: Kurzweilige Tour,  Mix aus Kat. 1 und 2, am Krefane 3, flach, mittlerer Verkehr,

Matmata - Metameur, ca. 60 km: Traumstrecke im Dahar, danach flach und windanfällig, Kategorie 2, wenig Verkehr

 

Ksar Hadada - Beni Khedache - Ksar Hallouf, ca. 60 km: Serpentinen- und aussichtsreiche Strecke, teils steile, kurze Anstiege, großes Pistenstück, Asphalt Kat. 1 - 3., kein Verkehr

 

 

El Kef - Tabarka, ca. 100 km: Herrliche Gebirgsquerung mit langen Anstiegen und Abfahrten (> 600 HM), Asphalt Kat. 1 und 2, wenig Verkehr

 

 

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