von Meike:
Es ist das zweite Mal, dass ich an einem Frühjahrs-Trainingslager auf Mallorca teilnehme. Dieses Mal gestaltet sich die Zeit jedoch etwas anders als vor zwei Jahren, denn der Nachwuchs muß mitgenommen werden.
Dadurch, dass ich noch stille, fällt für mich das normale Trainingsprogramm in der Zeit von 10 bis 16 Uhr über bis zu 140 km Strecke in flachem, hügeligen sowie bergigen Gelände aus. Also gilt es zu improvisieren:
Rennrad ja, Geschwindigkeit und Kilometerleistungen über 75 km nein. Ich bin fest entschlossen, Lars die Insel im Fahrradhänger schmackhaft zu machen. Lars ist zur Zeit 5 ½ Monate alt und sitzt im Babysafe, den wir im Hänger mit Gurten festzurren. Wir sind an der Playa de Palma stationiert, es geht also bei allen Touren immer von Meeresspiegelniveau auf ca. 150-200 m hinauf .
Wir fahren die meisten Tage mit einer gemütlichen Truppe über die Küstenstraße in Richtung Hotel Delta aus dem Moloch heraus. Auf ebener Strecke kann ich gut mithalten, aber sobald es hügelig wird, bremsen die 25 kg, die per Weberkupplung am Rennrad hängen, doch erheblich.
Die Truppe ist immer rücksichtsvoll, wartet an Bergkuppen auf mich. Zum Vergleich: ohne Hänger fahre ich die 5%-ige Steigung mit ca. 18 km/h hinauf, mit Hänger bringe ich es auf 10-14 km/h. Manchmal mache ich mit der Genießertruppe die kürzeren Tagesausflüge mit. Wir bringen es dabei auf jeweils ca. 75 km. Mehr ist jedoch nicht Bereich des Machbaren.
Einerseits geht mir eine solch lange Strecke erheblich in die Beine, andererseits ist auch bei Lars die Geduld, den Tag sitzend zu verbringen, irgendwann vorbei. Lars hält 2-3 Stunden am Stück aus, schläft oder guckt in die Landschaft. Nach dieser Zeit machen wir eine lange Pause in einem Café, wo er liegen und strampeln kann. Die Wärme und die Sonne tun ihm sehr gut. Nach der Pause geht es dann zurück.
Die Gruppe ist, wie gesagt,
immer sehr rücksichtsvoll. Trotzdem fahre ich lieber allein, denn
dann kann ich mehr Rücksicht auf Lars nehmen und fühle mich zu nichts
verpflichtet. Mir machen Strecken von bis zu 50 km Spaß, dann wird es
anstrengend. Lars findet 2 Stunden vormittags, 2 Stunden nachmittags spaßig.
Macht bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 20 km/h also max. 80
km/Tag.
Der Hänger lässt sich gut fahren, an das Ruckeln beim Beschleunigen gewöhnt man sich recht fix. Ich kann jedoch bergan nicht aus dem Sattel gehen, um im Wiegetritt hochzukommen, das macht das Rennrad nicht mit.
Leider ist es auf der Insel immer so windig, dass Lars eigentlich hinter dem Plastikwindschutz sitzen müsste – der ist allerdings für die Mittelmeerregion bereits im Frühjahr zu warm. Ich habe das am ersten Tag praktiziert und sah meinen Sohn nach 15 km mit hochrotem Kopf im Hänger schmoren. Als mußte das „Fliegengitternetz“ her. Leider schützt dieses nicht vor Zugluft und wenn wir gegen die Sonne fahren, reicht es nicht als Sonnenschutz. Wir helfen uns mit einem Mulltuch geholfen, dass wir als Sonnensegel im Gestänge drapieren. Das Sonnensegel, welches man von hinten nach vorn klappen kann, bietet keinen völligen Sonnenschutz. Ich glaube , dass diese Mängel mit dem Babysafe zusammenhängen. Im Babysafe sitzt Lars ziemlich weit vorn im Hänger. Wenn er erst einmal selbständig sitzen kann, wird dieses Problem wahrscheinlich verschwinden.
Insgesamt sind wir 400 km mit dem Hänger über die Insel gefahren.
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