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Man fragt sich immer, ob eine Reise noch spektakulärer werden kann, als alles was man in 20 Jahren Marokko erlebt hat.
Immer noch gibt es etliche offene Strecken, die es zu befahren gibt, auch solche, die irgendwann einmal nicht geklappt haben aber natürlich weiterhin reizen. Der Cirque de Jaffar z.B. ist ein solcher. Und ganz neu: La piste des cols, aus dem Gandini Band 1, Auflage 2001, Route C3. Stundenlang hatten wir diskutiert, Georg, Ralf, ob der im letzten Jahr gescheiterte Versuch von der anderen Seite aus dem Assif Melloultal klappen würde.
Wir haben eine gigantische Tour erlebt, knapp 600 km, 10000 Höhenmeter, waren am körperlichen und mentalen Ende unserer Kräfte. Aber: es war ein Traum...29.04.2014
Nachdem wir gestern Abend entspannt von Hamburg nach Berlin gefahren waren und an dem uns bekannten Stellplatz wild nahe einem See übernachtet hatten und um halb acht schon in der Sonne kurzärmelig gefrühstückt haben, checken wir um 9.30 h am Easyjetterminal ein. Leider passen die Fahrradkartons nicht durch das Röntgengerät uns so müssen diese wieder ein bisschen geöffnet werden für die Sprengstoffprobe...
An Sicherheitscheck muss Moni leider Ihren Flickenkleber (Gefahrenstoff) abgeben, den der Typ zufällig findet.
Der Flug ist ruhig, neben uns sitzen Kletterer aus Polen (Wroclaw), die in der Nähe von Ahansal klettern wollen.
Am Menara Airport läuft alles glatt, noch bevor Daniel unsere Kartons abholen kommt, sind wir schon fast fertig mit dem Zusammenbauen der Räder. Bei knapp 30 Grad im Schatten eine sehr schweißtreibende Angelegenheit.
Wir treffen Daniel am Gare Routiere wieder und machen den Bus nach Khenifra (80 pP, 20 pro Rad) klar, trinken dann noch einen O-Saft und stellen fest, dass Daniel auf dem Rückweg nicht in Marrakesch sein wird. Wie schade, hatten wir uns schon auf den gemeinsamen Abend gefreut!
Der 17.00 h Bus kommt gut voran, dennoch brauchen wir 3,5 Stunden für die 200 km bis Beni Mellal. Auf der Fahrt passieren wir Dutzende gut gefüllter Restaurants, es läuft das Champions-League Halbfinal-Rückspiel Bayern-Madrid. Hinter der großen Stadt Beni Mellal touchiert der Bus einen mit Flaschen beladenen Radfahrer in der Dunkelheit. Ich renne zum Unfallort zurück, Menschentraube, Verkehrschaos, helfen tut keiner, wir tragen den am Kopf verletzten, aber wachen und orientierten älteren Mann aus der Gefahrenzone, zurück am Bus werden wir aufgefordert, diesen zu verlassen und in den bereits dahinter haltenden Nachtbus nach Fes umzusteigen. Dieser ist deutlich komfortabler, aber gefüllter und stickiger, was auf der nun folgenden Gebirgsstrecke kein Nachteil ist. Sobald es draußen etwas kühler wird, wird die Heizung angeschmissen...
Gegen 23.30 erreichen wir Khenifra. Völlig ausgehungert und ziemlich erschöpft fallen wir im erstbesten Restaurant ein und essen Merguez und Pommes. Die Suche nach einem Quartier gestaltet sich schwierig, das erste Hotel ist voll, im zweiten will man 130 DH für ein mageres Zimmer. Wir handeln ein bisschen, aber todmüde und kurz vor Mitternacht hat man schlechte Karten, für 100 ziehen wir dann ein, immerhin ist die Dusche heiß!
30.4.2014
Die Nacht ist kurz, im Zimmer waren 28 Grad und ab 6.00 h braust der Verkehr auf der N8.
Etwas gerädert nehmen wir noch ein Frühstück im Hotel ein, beim Start ist es schon mächtig warm...
Die gute Asphaltstraße zieht sanft nach Osten aus der Stadt. Immer ruhiger wird der Verkehr, es ist unbeschreiblich grün, Getreide, Feigenbäume, dazwischen Mohn und andere Farbtupfer. Wir treffen drei Rad fahrende Franzosen und sonst so gut wie niemanden. Moni entdeckt in den Dichter werdenden Zedernwäldern einen Affen! Nach 30 km endet die Ausbaustrecke, an einer Schule bekommen wir vom Lehrer Wasser, nicht eine Versorgungsmöglichkeit haben wir bis dahin gesehen.
Die Strecke wendet sich nach Süden, im ersten Anstieg pausieren wir und überlegen zu einem See abzubiegen, da überholen uns zwei Tschechen aus einer organisierten Gruppe mit 17 Fahrern, deren ersten 6 wir den Rest des Tages immer wieder sehen. Bei km 43 ist eine mächtige Quelle, die beiden "führenden" Tschechen bieten uns ein Bier an...
Im gemäßigten Auf und Ab geht es bis 1800 m hinauf, die wenigen Ansiedlungen sind ärmlich, wir sehen den ganzen Tag über noch ein Auto und 6 Motorradfahrer. Plötzlich bei km 56 ein kleiner Laden. Proviantmässig sind wir völlig aus dem Ruder gelaufen, daher füllen wir einiges auf. Weitere 2 km entfernt ist das Zeltlager der Tschechen, idyllisch an einer Wiese am hier breiten und tosenden Fluss. Leider stürzt Moni wenige Meter vor dem Erreichen des Lagerplatzes und prellt sich die rechte Hüfte und das Handgelenk. Wir pausieren und langsam geht es besser. Weitere 300 HM weiter waschen wir uns an einem Bach. Es ist immer noch erstaunlich warm, obwohl der Nachmittag schon fortgeschritten ist. Allerdings sind wir mitten im Anstieg, die Vorräte sind knapp und Boumia weit weg, daher beschließen wir noch ein bisschen weiter zu klettern. Auf gut 2000 m finden wir einen schönen Platz auf einer zedernbestandenen Wiese. Vier Schafherden mit ihren Schäfern kommen noch vorbei, dann ziehen Wolken und Wind auf und es wird schnell kühl. Kurz vorm Einschlafen tröpfelt es noch, aber echter Regen bleibt trotz Wetterleuchten aus.
74 km, 6:25 h, 1780 HM, Ü auf 2020 m, 14-30 Grad
1.5.2014
Die Nacht war ein bisschen windig und zum Morgen hin kühl, aber das Thermometer zeigt 7 Grad... Es ist wolkenlos. Monis Halsschmerzen sind leider schlimmer geworden. Die Strecke verläuft wunderschön über eine grüne Hochebene, Blumen und Wasser überall. Lange hält sich die Strecke über 2000 m, dann öffnet sich ein toller Blick ins Tal und hinüber zum noch schneebedeckten Jebel Ayachi.
Nach 26 km ohne zu essen erreichen wir nach stetem Auf und langem Ab das auf gut 1500 m liegende, große Boumia. Es findet ein gigantischer Viehmarkt statt und entsprechend rege ist das Treiben in dieser sympathischen Stadt. Auch eine Apotheke ist schnell gefunden, ein Spray gegen Halsschmerzen besorgt, anschließend wird geschlemmt. Zwei frische Orangensäfte für jeden, Kaffee, Tee, Brot, hartgekochte Eier, das alles für 36 DH, also etwa 3,20 €. Weitere Vorräte werden gebunkert, Bananen, Orangen, Kekse, Brot, Sardinen - wir wollen nicht noch einmal so darben...
Erfreulicherweise ist es heute nicht ganz so heiß, zudem geht immer ein kühles Lüftchen, so dass wir die nächsten 20 km locker wegspulen. Der Streckenverlauf ist etwas seltsam, die geplante Piste ist eigentlich nicht existent, die gefundene Straße führt am Ende nicht zu unserem geplanten Einstieg in die Piste zur Jaffarschlucht. Stattdessen müssen wir überraschend ein sehr breites und tiefes Oued queren, um dann glücklicherweise noch einen offenen Laden zu entdecken. Die Schuhe trocknen in der Sonne, wir beobachten einen Storch.
Endlich der Einstieg in unsere Strecke, gut 300 HM erklimmen wir auf einer etwas anstrengenden Piste, passieren die typischen Nomadenzelte, sehen stundenlang kein Fahrzeug und arbeiten uns der Bergkette entgegen.
Plötzlich tauchen wie aus dem nichts zwei Eselreiterinnen auf, wollen Geschenke, mein Trikot, Wasser, Geld für ein Foto. Die ersten Nervensägen bisher. In der Regel ein Zeichen für den einen oder anderen Touristen. Wir fahren steil hinab ins Flussbett und Erreichen eines der Traumziele dieser Reise, den Canyon des Jaffarflusses. Über etwa 3 km schlängelt man sich auf teils nur 10 m breiter Strecke mit bis zu etwa 100 m hohen Wänden durch diese zumindest jetzt trockene Schlucht. Mit einem leichten Wind im Rücken können wir sogar fast die gesamte Strecke fahren und erreichen dann am Ende ein breites Flussbett, das weiter bergan zieht. Der Schluchtausgang lag schon über 2000 m hoch!
Hier wieder nervige Kinder, die einen Tee anbieten oder eine Unterkunft im Haus.
Wir kurbeln und schieben noch zwei Kilometer weiter und finden dann im Anstieg zum etwa 2250 m hohen Pass eine schöne, halbwegs Ebene grasige Stelle, wo wir schon gegen 18.30 h das Ende des Tourtages einläuten.
Moni fällt erschöpft in den Schlafsack. Es hatte sich im Laufe des Nachmittags zugezogen, sogar gedonnert, nun reißt es wieder auf und berühmte Cirque de Jaffar leuchtet direkt unter uns - ein Traum!
75 km, 6:00 h, 1038 HM, Ü auf 2140 m, 7-25 Grad
2.5.2014
Als wir aufwachen scheint uns die Sonne ins Gesicht. Weiter zieht sich die Strecke über eine exzellente Piste auf knapp 2200 m, die Ausblicke sind sehr imposant. Als ich einen Platten repariere, kommt uns ein Reiseradler entgegen, der sich als Urs aus dem Marokko-per-Rad.de Forum entpuppt. Wir klönen ein bisschen und setzen die Fahrt nach der Reparatur auch zweier kleiner Risse an der Flanke meines Hinterrades fort. Nach 14 km erreichen wir zunächst wieder Asphalt, der auf den nächsten Kilometern immer wieder zwischen Piste und festen Belag wechselt. Es ist wieder warm heute, die Route zieht durch ein endlich einmal wieder besiedeltes Hochtal und dann nach dem tiefsten Punkt bei 1700 m, langsam bergan an wasserführendem Assif. Gegen 14.00 h erreichen wir Tagoudit. Der Himmel ist schwarz und es scheint ein mächtiges Gewitter zu geben, weshalb wir zunächst an der Auberge am Ortsende halten und eine Mahlzeit (Salat und Omelett) bestellen. Drei französische Quadfahrer sind schon da und wir tauschen unsere Reisen aus. Nach längerem Hin- und Her beschließen wir hier heute die Etappe zu beenden.
Die Übernachtung mit HP ist mit 150 pP zwar kein Schnäppchen und zudem sind nun auch die 17 tschechischen, uns bekannten Radfahrer eingetroffen, dennoch haben wir keine Lust uns noch einmal aufzuraffen, zumal uns Assul, der Besitzer, ein ruhiges Zimmer im Keller angeboten hat.
Wir duschen, waschen und genießen den Rest des Tages im Zimmer und auf der Terrasse. Zum Abendbrot gibt es Suppe, Couscous mit Huhn und einen Obstteller.
55 km, 4:30 h, 640 HM, Ü auf 2000 m, 9 - 25 Grad
3.5.2014
Irgendwie haben wir diese Nacht überhaupt nicht geschlafen... Das Bett unbequem und eng. Das Frühstück ist im Vergleich zu denen der Gites im letzten Jahr leider auch weniger reichhaltig und liebevoll. Wir zahlen insgesamt 410 DH und brechen um 8.00 h auf. Zunächst folgt ein Anstieg auf knapp 2400 m auf einen 100 m zu niedrig beschilderten Pass, recht moderat und entlang eines Flusstales. Unterwegs sehen wir mehrere Auberges. Der nächste Anstieg führt durch gelichtete Zedernwälder und führt auf neuer, asphaltierter Trasse auf den ebenfalls gut 2400 m hohen Tizi-n-Timicha. Oben bitten, wie so oft, Hirten um Wasser. Es folgt eine lange Abfahrt durch ein Hochtal nach Anefgou, ebenfalls mit Auberge, wo wir ein wenig Einkaufen und einen Softdrink trinken. Der nun folgende terminale Anstieg auf den 2640 m hohen Tizi-n-Inouzane in der hoch stehenden Sonne ist langgezogen und raubt die letzten Reserven, oben essen und trinken wir ausgiebig aus unseren Packtaschen.
Die folgende Abfahrt mit Rückenwind wird nur getrübt durch den jetzt einsetzenden Regen, der immer stärker wird. Zum Glück ist es warm und wir retten uns irgendwie nach Bou Zemou. Zu berichten ist noch, dass die Kinder im Hochtal des Assif Melloul ausgesprochen nervig und aufdringlich sind. In Bou Zemou wollen wir übernachten und unseren Traum, die Befahrung der Piste de Cols, die letztes Jahr gescheitert war, verwirklichen. Es gibt etliche Unterkünfte, von denen aber eigentlich nur die Auberge Tafilalet in Frage kommt. Mohammed ist sehr freundlich und für 260 DH gibt es ein schönes Zimmer mit Bad und Halbpension. Die Tschechen sitzen übrigens auch mal wieder hier und warten den nicht enden wollenden Regen ab... Die Tajine zum Abendbrot ist wirklich köstlich, zum Nachtisch gibt es Bananen und Orangen. Meinen Hinweis, dass wir morgen nach Anergui wollen, scheint keine besondere Reaktion hervorzuziehen. Wir werden sehen. Beim Zubettgehen leben die Gewitter wieder auf...
78 km, 5:30 h, 1540 HM, Ü auf 2300 m, 10- 25 Grad
4.5.2014
Am Morgen ist keine Wolke am Himmel. Wir kaufen noch ein paar Kleinigkeiten als Proviant und brechen nach dem etwas unspektakulärem Frühstück vor 8.00 h auf. Die legendäre Piste de Cols aus dem Gandini beginnt in der Ortsmitte von Bou Zemou und zieht nach Westen. Der erste Anstieg auf den mit 2970 m höchsten der Pässe, den Tizi-n-Igui, bietet tolle Aussichten ins Melloultal und auf einen kleinen Stausee. Oben treffen wir Brahim, der als Schweizer Wanderführer gearbeitet hat und gut Deutsch spricht. Er sagt, es sei kein Problem Batli zu erreichen. Die erste Abfahrt ist steil und führt auf eine Alm mit Flüsschen, extrem schön hier. Es folgen zwei knapp 2800 m hohe Pässe, immer wieder stehen Häuser herum und Hirten hüten ihre Herden, der Streckenverlauf ist schnell nicht mehr identisch mit dem Track, den wir haben. Er führt deutlich weiter westlich und umgeht so offenbar den 2. hohen Pass. Dafür passieren wir traumhafte Almen, Flusstäler und Nomadenzelte. Leider haben wir den ganzen Tag einigen Gegenwind und ich insgesamt drei Plattfüße...
Am späten Nachmittag, kurz vor Ende der im Wesentlichen guten Piste, treffen wir erneut das Fahrzeug von Ibrahim. Er erklärt uns noch den Weg und schenkt uns eine Sprite und Sardinen. Die Strecke nach Batli zieht nun als rudimentärer Trail den Hang entlang, teilweise ganz ok, teils nicht zu fahren. Wir passieren eine große Quelle und tun uns zunehmend schwer, den Weg zu finden und landen irgendwie am Geröllhang. Vor geht es nicht mehr, zurück bergauf mit den schweren Rädern ist es eine Katastrophe, ich wuchte erst Monis, dann meines hinauf. Ob der richtige Weg weiter unten im Einschnitt des Flusses läuft? Wir erkennen es nicht. Also zurück zur Quelle, wo Wasser und Biwakplatz warten. Hier holen mehrere Frauen und Kinder noch Wasser mit Eseln und waschen ihre Wäsche. Wir fragen mehrere passierende Eselreiter, alle sagen, die Strecke sei nicht passierbar. Wir gehen irritiert zu Bett und wissen nicht was wir tun sollen.
50 km, 6:31 h, 1700 HM, Ü auf 2525 m, 11 - 24 Grad
5.5.2014
Die Nacht war erfreulich ruhig und erholsam, es gab wenig Wind und zum Glück wurde uns trotz der Höhe nicht kalt. Der erste prüfende Blick gilt den Reifen, meiner ist hinten, Monis vorne platt. Also erst einmal ausgiebig flicken! Am Morgen sind wir weiter unentschlossen. Erneut fragen wir etliche vorbeikommende Eselreiter, aber unisono teilt man uns mit, die Strecke sei für uns nicht machbar.
Offenbar geht es nach anfänglichem Abstieg sogar wieder bergan.
Nach längerer Diskussion entscheiden wir zurück zu fahren. Selbst wenn wir mit hohem Aufwand nach Batli kommen sollten, müssen wir von dort noch nach Anergui und dann die schwere Strecke durch die Melloulschlucht hinab...
Wir schieben zunächst etliche Höhenmeter hinauf und erreichen nach viel Kraftaufwand die Hauptpiste. An der Quelle haben wir zusammen fast 6 Liter Wasser gefasst. Pass für Pass arbeiten wir uns zurück, der Wind ist heute zwar mit uns, aber die psychischen und physischen Strapazen haben dazu geführt, dass unsere Reserven aufgebraucht sind und wir am Ende unserer Kräfte sind. So müssen wir immer wieder lange Stücke schieben. Die Hitze ist wieder heftig, weit über 30 Grad zeigt das Thermometer in der Sonne und das, obwohl wir uns nie unter 2500 m bewegen!
Die letzte Pause machen wir 14 km vor dem Ziel am Fusse des knapp 3000 m hohen Tizi-n- Igui. Der finale, 400 m lange Anstieg ist grausam, irgendwie kommen wir hoch, ich schiebe zwischendurch auch immer wieder Monis Rad. Endlich oben, es bewölkt sich und wir vernichten 750 Höhenmeter nach Bou Zemou im Schuß. Dort rollen wir völlig erschöpft, aber glücklich wieder in der Auberge Tafilalet vor und merken, wie die Anspannung und Strapazen der letzten 30 Stunden von uns abfallen.
Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit Tee trinken, Wäsche waschen und dem Verplanen der restlichen Urlaubstage. Mehrere Optionen stehen zur Wahl, aber erst einmal wollen wir eine warme Mahlzeit einnehmen...
Interessanterweise hat es seit unserer Ankunft wieder einmal nur geregnet und gestürmt...
Zum Abendbrot gibt es wieder eine köstliche Lammtajine, während wir draußen auf der Terrasse die Bergstimmung genießen wird auf dem staubigen Fußballplatz eifrig gekickt...
45 km, 5:19 h, 1266 HM, Ü auf 2230, 10 - 26 Grad
6.5.2014
Nach dem Frühstück macht uns Mohammed noch ein Lunchpaket fertig, Cassecrout nennt er es, eine Apfelsine und ein mit Rührei und Tomate gefülltes Brot für jeden. Wir haben uns gestern Abend noch gegen die Südvariante durch die Todhraschlucht entschieden. Die ersten 20 km nach Imilchil bei Windstille laufen gut. Dort kaufen wir ein und genießen "Großstadtflair". Am Lac Tislit machen wir einen weiteren kurzen Stopp und stellen fest, dass das Baden verboten ist... Über einen kleinen Pass geht es weiter nach Tassint, wo die Piste Richtung Anergui abgeht. Inzwischen hat es sich bezogen, dennoch ist trotz der Höhenlage drückend warm. Nachdem wir seit langen einmal wieder unter 2000 m gelangt waren, steigt die Piste nun stufenartig an. Ein langes Hochtal wird durchfahren, welches im Vergleich zum Vorjahr in grüner Pracht steht!
Hinab zu einem Oued, beginnt die Straße wieder zu steigen und wenn Moni es nicht kommentiert hätte, wäre es mir gar nicht aufgefallen, dass hier plötzlich Asphalt liegt. Noch 7 km bis Tasreft, die Strecke ist sehr steil, abwechslungsreich und farbenfroh.
Die Kinder im Ort nerven, einen offenen Laden gibt es nicht, also weiter. Bis auf über 2400 m zieht sich die Straße, dann geht es am Abzweig links nach Anergui. Zunächst noch bergauf auf den Pass, dann folgen fast 1000 HM allerbester Panoramaabfahrt ins Tal. Dort die Überraschung, die Gite am Ortseingang ist geschlossen, überall rege Bautätigkeit. Wir fahren zunächst zum Marktplatz und kaufen ein, dort zeigt man uns die Gite von Hamou. Über eine steile Piste geht es hinauf, ein paar wortkarge Franzosen sind schon da. Der Standard ist sehr gering, Preis 130 pP. Angesichts der instabilen Wetterlage entscheiden wir uns aber gegen ein Biwak und kehren ein. Es gibt eine warme Dusche und einen Begrüßungstee, sogar ein Hammam wäre verfügbar...
Zum Abendbrot gibt es Harira und sehr leckeres Couscous mit Rindfleisch.
89 km, 6:36 h, 1560 HM, Ü auf 1567, 11 - 27 Grad
7.5.2014
Die Nacht war stickig und unruhig. Zum Frühstück gibt es Tee, Kaffee, Margarine, Milch, Olivenöl, Marmelade, Riki und Brot. Die Toiletten sind verstopft...
Es ist wieder bedeckt, aber windstill. Der Einstieg in die Schlucht ist schnell gefunden, und die Wasserpassage am Anfang vom letzten Jahr existiert nicht, der Wasserstand ist deutlich geringer! Die ersten zwölf Kilometer lassen sich problemlos fahren, man sieht, dass hier regelmäßig auch Autos verkehren. Die Schlucht selber ist traumhaft, ruhig, grün, geheimnisvoll. Wir treffen eine Handvoll Leute, Esel und werden von einem Einheimischen im Allradjeep überholt. Dann endet der für Autos befahrbare Teil. Die nächsten fünf Kilometer sind ausschließlich für Fußgänger, Radfahrer und Esel passierbar. Immer wieder muss kurz geschoben oder getragen werden. Die nächsten 5 km sind dann wieder besser befahrbar, dann kommt eine ca. 50 m lange Durchquerung des Flusses, die theoretisch auch oben am Hang langwierig umgangen werden kann.
Nun folgt der letzte, 15 km lange Teil, der oft oberhalb des Flusses läuft. Wir machen eine kurze Rast an einer zugänglichen Stelle und Moni badet sogar kurz.
Bei km 24 km rammt ein Bagger Steine aus dem Fels und räumt zudem die Straße, offenbar hat es hier einen Erdrutsch gegeben. Kurz danach sehe ich eine Touristin um die Ecke der nächsten Kurve lugen, diese erinnert mich ein bisschen an Beatrice aus Agouti. Beim Näherkommen ist sie es wirklich! Welch ein Zufall - zusammen mit Lahoucine erkundet sie die Strecke für eine Tour mit einer Radfahrergruppe Ende Mai.
Wir verabreden uns spontan in der Gite La Cathedral und fahren bei heftiger Hitze die letzten 10 km dorthin.
Hier klönen wir gefühlte zwei Stunden über Gott und die Welt und vergessen die Strapazen der letzten Tage. Wir bekommen sogar noch eine Honigmelone, Yoghurt und Gemüse geschenkt! Die beiden fahren dann weiter nach Anergui, aber den großen Bogen, wir brechen kurz darauf Richtung Tilougguite auf. Die Strecke dorthin ist relativ lästig, die Piste im steten Auf- und Ab extrem holprig und die Hitze tut ihr Übriges, wenngleich es zwischendurch donnert und beginnt zu regnen. Leider verabschiedet sich auf dem Weg meine Hülle von der Schaltung und ich kann nur auf dem kleinen Blatt fahren. Im Ort nach 10 km fallen wir in ein Restaurant ein und essen Tajine und Linsensuppe. Im Ort beginnt der Asphalt und wir fahren noch 6 km zumeist bergab hinaus auf der Suche nach einem Biwakplatz. Dieser ist in einem lichten Wäldchen schnell gefunden, wir duschen, genießen die Honigmelone und die Einsamkeit...
51 km, 5:34 h, 847 HM, Ü auf 1450 m, 12 - 33 Grad
8.5.2014
Am Morgen ist der Himmel wie sooft wolkenlos, nachdem am Abend noch Regen auf unser Biwak gefallen war. Leider habe ich mal wieder einen Platten hinten und entschließe mich, den Reservereifen und einen neuen Schlauch zu montieren. Zäh zieht sich die Strecke nach Norden auf einen gut 1800 m hohen Pass. Die Landschaft ist ansprechend grün und wenig besiedelt, weiterhin ideales Biwakrevier. Die folgende Abfahrt von knapp 1000 HM zum nun aufblitzenden Bin el Ouirgane-Stausee ist herrlich, die tollsten Farben schimmern unter uns, grün, rot, blau, alles ist dabei. Allerdings wird es zunehmend heißer und das Gekurbel auf Seehöhe, um diesen herum und im ständigen Auf- und Ab nach Ouaouizarht wird zur Qual. Wir entscheiden daher nach einem Caféstopp im großen Ort, ein Taxi nach Beni Mellal zu nehmen, da noch einmal gut 500 HM im Mittleren Atlas auf uns warten würden - bei deutlich über 30 Grad keine guten Aussichten. Zudem können wir so heute noch Marrakesch erreichen... Für 25 pP und Fahrrad düsen wir im typischen Taxi collective in die Ebene nach Beni Mellal, einer großen und aufstrebenden Stadt. Kilometerlang zieht diese sich an der N 8 entlang.
Am Busbahnhof erwischen wir nur gut 30 min nach Ankunft den Bus nach Marrakesch, 50 pP und 15 das Rad. Erst wenige Minuten vor Abfahrt steigen alle ein, die Hitze lastet über dem Platz.
Nach gut 3,5 h kommen wir am Gare Routiere in der roten Stadt an. Wir fahren zunächst zum Platz und beziehen das Hotel Essaouira ganz in der Nähe. Der obligatorische O-Saft für 4 DH ist Programm....
Abends essen wir am Stand 14 Fisch und Moni kauft jede Menge schöner Dinge ein.
Leider ist mir beim Einschlafen ziemlich komisch und ich fürchte krank zu werden.
40 km, 2:50 h, 700 HM, Ü auf 460 m, 14 - 34 Grad.
9.5.2014
Ein Tag von dem es wenig zu berichten gibt, da ich ihn fast komplett im Bett und auf der Toilette verbringe. Moni durchläuft das Wellnessprogramm, empfängt viele Komplimente auf den Soukbummeln, geht ins Hammam, zur Massage, zum Friseur, shoppt… Im Laufe des Tages trifft der Schlüssel von Daniels Auto ein, welches am Flughafen parkt und unsere Fahrradkartons beherbergt.
10.5.2014
Es ist noch wärmer geworden. Bei 37 Grad rollen wir zum Flughafen, treffen den holländischen Radfahrer, der mit uns im Hotel gewohnt hat und bitten ihn, uns zu begleiten und den Autoschlüssel dann an der Rezeption im Hotel zu hinterlegen. Wir verpacken die Räder in brüllender Hitze und genießen die klimatisierte Abflughalle. Am Flughafen gibt es einen sehr schönen Aufenthaltsbereich, in dem man auf marokkanische Art auf Kissen auf dem Boden ruhen kann… Ich überstehe den Flug recht gut, in Berlin regnet es bei 12 Grad. Im Nieselregen hole ich das Auto von seinem Parkplatz ab und wir verladen die völlig durchweichten Kartons in den Bus. Nach einer guten Stunde Fahrt, schon weit nach Mitternacht, fahren wir von der A 24 ab und schlafen an Rand eines Feldes.
11.5.2014
Sonntagmittag kehren wir nachhause zurück. Leider lässt der Infekt nicht locker und ich muss daher sogar den Montag noch zuhause verbringen.
Die Reise war dennoch großartig. Wir haben einen Woche in Folge auf über 2000 m übernachtet, 4 wilde Biwaks gehabt, waren sogar mal am Rande der körperlichen und psychischen Möglichkeiten, aber schön war es immer. Marokko ist seit vielen Jahren immer wieder für eine Überraschung hinter der nächsten Kurve gut. Und immer wieder eine Reise wert.Radreisen | Radsport |