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Eine Art "Best of" sollte es werden. Best of Marokko aus vielen Jahren Marokko, vielen teils großartigen Touren. Ein paar Dinge waren immer wieder verschoben worden, die Cathedral, das Bougemeztal, neues auf der Ideenliste, die Piste du Cols, das Mgountal. Es wurde eine wirklich spektakuläre Tour, die wir spontan Transatlas tauften. Knapp 600 km und 10000 Höhenmeter hinterließen aber auch ihre Spuren an uns und den Rädern.
29.4.13
Nach ruhiger Nacht fahren wir nach Neukölln und kaufen etwas zum Frühstück,
heben Geld ab und suchen einen Elektroladen wegen des fehlenden
I-Phone-Ladekabels. Das Umziehen und Packen im Auto ist schwierig, da die beiden
Fahrradkartons kaum Platz lassen.
Ich schmeiße Moni mit dem ganzen Geraffel am Flughafen raus, leider sind wir
eine Minute zu langsam und müssen die Gebühr für eine Stunde zahlen…
Ich parke das Auto etwa einen Kilometer entfernt im Wohngebiet und gehe zum
Terminal. Der Check in hat noch nicht begonnen, wir werden von Daniel
angesprochen, der in Marrakech lebt und nach Verpackungsmaterial für seine
Sportbogenausrüstung fragt.
Im Flieger ist es wegen starkem Gegenwind unruhig, es ist bewölkt.
Immer wieder werden Snacks angeboten, wir nehmen Kaffee und einen Muffin.
Nach butterweicher Landung und herrlichen Panoramaanflug sind wir die ersten an
der Einreisekontrolle.
Schnell sind Gepäck und Räder da und Daniels Auto gefunden. Dieser hatte uns
angeboten die Kartons einzulagern während unserer Reise.
Es ist angenehm mild, 20 Grad, in der Sonne ist das Zusammenbauen der Räder
schon fast zu warm.
Die Fahrt in die Medina ist für Moni der Alptraum. Die orientalische
Verkehrshektik ist immer wieder gewöhnungsbedürftig... Unversehrt erreichen wir
den brodelnden Djemaa el Fna und biegen zum Hotel Essaouira ab. Für 100 DH
quartieren wir uns dort ein. Es folgt der obligate lange Bummel durch Gassen und
Souks. Wir bekommen das Iphone-Teil für 30 DH in einem Handyladen. In den
Garküchen essen wir Tajine und ein Fleischgericht, später wird eine Patisserie
aufgesucht.
Völlig erschossen fallen wir ins Bett!
7 km
30.4.13
Eine unruhige Nacht...
Wir frühstücken sehr lecker für 25 DH auf der Terrasse ausgiebig und lecker in
der Sonne. Es gibt WLAN und ich sende ein paar Grüsse.
Wir buchen im Hotel Sherazade die Übernachtung der Rückfahrt und unterhalten uns
ausgiebig mit Sabina, der Besitzerin. Der Versuch, den Jardin Majorelle zu
besuchen scheitert angesichts der langen Schlange vor dem Eingang. Stattdessen
bekämpfen wir den ersten Afrikakoller im Garten der Kotoubia mit
Vögelgezwitscher und in blühender Frühlingslandschaft.
Auf dem Weg zum Bahnhof SNCF kaufen wir ein und finden noch ein nettes kleines
Restaurant in Gueliz wo es Tajine Poulet gibt.
Pünktlich um 13.30 h treffen wir Beatrice und Lahoucine und verladen die Räder
auf dem Minibus. 5 junge Franzosen gesellen sich zu uns, die mit nach Agouti
fahren und den Mgoun besteigen wollen. Die Fahrt zieht sich ewig. Hinter Azilal
geht es noch 80 km durch grandiose Berglandschaft und einen 2300 m hohen Pass.
Langsam wird es dunkel und mir wegen der Schaukelei schlecht... Beatrice ist
schon da und empfängt uns in der Gîte Flilou.
Nach einer Führung gibt es den Begrüssungstee und dann ein leckeres Menü mit
Suppe, Tajine und Obstsalat.
Wir schlafen im Gîte-Teil auf einer Doppelmatratze. Die gesamte Unterkunft ist
stilvoll eingerichtet und sehr heimelig.
13 km
1.5.13
Ein schöner Tag zum Einstieg in den Hohen Atlas! Morgens verschläft der Neffe
von Beatrice und das für 8.00 h geplante Frühstück auf der Sonnen beschienenen
Terrasse verschiebt sich...
Der Blick in das Bougemeztal ist wirklich großartig, eine tolle Gegend besonders
auch mit Kindern!
Wir genießen Beatrice´ Gesellschaft beim Essen und erfahren viele interessante
Dinge.
Freundlicherweise leiht sie uns noch Ersatz für die in Marrakesch auf der
Wäscheleine vergessenen Handtücher. Wir zahlen 140 DH pP.
Als wir loskommen steht die Sonne schon hoch. Ein paar km begleitet uns noch die
Asphaltstraße, dann holpern wir über die Piste, zunächst versehentlich nach
Tabant. Leicht steigt sie Strecke flussaufwärts im immergrünen Tal an, das von
etlichen Orten gesäumt wird. Nach knapp 20 km beginnt der Anstieg auf den knapp
2800 m hohen Pass. Moni hat Schmerzen im Bein, der Achillessehne und am Po,
zudem einen Sonnenbrand an den Armen.
Aber sie kämpft sich tapfer voran. Ich nutze die kurzen Pausen, wenn ich einmal
warten muss, zum Fotografieren.
Einmal stürze ich heftig an einer hohen Kante, das Hinterrad ist schwer beladen,
zusätzlich mit Monis Packsack und daher hat das Vorderrad wenig Traktion. Das
GPS reißt ab und der Lenker verdreht sich... Zum Glück ist mir nichts passiert!
Ab 2700 m sind Schneereste am Wegesrand. Nach der Passhöhe trinken wir einen Tee
im einzigen Café weit und breit am Ende der Abfahrt. Danach geht es nochmals auf
2600 m hinauf, dann folgt eine 1000 HM Abfahrt vorbei an den marokkanischen
Dolomiten hinab nach Ahansal, welches wir völlig verfroren erreichen. Es ist
bewölkt, 11 Grad, und trotz der Winterhandschuhe ist uns kalt. Der Ort liegt
malerisch in einer Talenge und am Ende geht es nochmals bergauf, zur Gite. Hier
werden wir freundlich empfangen und bekommen Tee und Gebäck, sowie Brot und
Olivenöl!
Nach der warmen Dusche gucken wir das Champions-League Halbfinale
Barcelona-Bayern mit 25 Marokkanern in einem kleinen Raum...
Zum Abendbrot hatten wir uns Couscous gewünscht, dazu gibt es Gemüse und Huhn.
Ziemlich fertig sinken wir ins Bett.
72 km, 1460 HM, 6:15 Fahrzeit
2.5.13
Wir haben herrlich geschlafen und werden erst vom Klopfen an der Tür wach. Zum
Frühstück gibt es u.a. Pfannkuchen, Milchpulver und Margarine. Alles zusammen
kostet die Halbpension nur 100 DH pP. Um 8.30 h kommen wir los. Die Piste ist
weiterhin gut trassiert und wir passieren einige kleine Weiler ohne
Einkaufsmöglichkeiten. Einmal passen wir nicht auf und werden fast von
Gegenverkehr erwischt. Eines von nur 10 Fahrzeugen heute...
Entlang des Oued Ahansal geht es hinab. Ein relevanter Pass von 1800 m muss
überwunden werden. Es ist den ganzen Tag bewölkt und daher auch kühl. Plötzlich
können wir die Cathedral sehen! Auch vorher schon waren die Dolomitenartigen
Bergketten beeindruckend, die ganze Strecke ist ein echter Augenschmaus und
sicher eine der schönsten in ganz Marokko. Auf der langen Abfahrt stürze ich
leider erneut, dieses Mal gibt es zwei, drei Schrammen. Am Abzweig nach Anergui
vorbei fahren wir zur beschilderten Gîte Cathedral, dort bekommen wir ein
Omelett, Salat und Honigmelone. Ein bisschen Brot und Wasser füllt unsere
Vorräte auf. Wir erfahren, dass die Strecke nach Anergui seit sechs Jahren
unpassierbar sei, zumindest bei dem herrschenden Wasserstand. Wir wollen es
dennoch versuchen! Die Strecke ist spektakulär, durch die enge Felsschlucht des
Asif Melloul presst sich reichlich türkisfarbenes Wasser. Die Piste schwebt
immer oberhalb des Flusses, anfangs rechts, dann an einer rot weißen Brücke
wechseln wir nach links. Leider nehmen Monis Schmerzen in Knie und Achillessehne
zu, so dass wir nur langsam vorankommen und an einigen Stellen sogar schieben
müssen. Bei km 15 dann die Schlüsselstelle. Zunächst können wir noch mit
Sandalen den Flussrand passieren, 200 m weiter jedoch endet die Piste im
reißenden Strom. Ich versuche halbnackt ihn zu queren, aber es ist schon ohne
Ausrüstung nicht ungefährlich, zumal das Wasser bis an die Mitte der
Oberschenkel reicht. Aber es gibt eine offenbar von Maultieren genutzte Umgehung
am Hang, die Moni ausprobiert. Es ist schon 19.00 h, daher richte ich unser
Biwak, als sie zurückkommt meint sie, der Weg wäre machbar und führe zur Piste
zurück.
Wir essen eine Kleinigkeit und bekommen noch Besuch von einem jungen Burschen,
der die Möglichkeit der Umgehung bestätigt. Morgen werden wir sehen - inshallah!
61 km, 5:51 h, 1130 HM, Ü auf 1250 m
3.5.13
Die Nacht ist ruhig, wenngleich es am Abend noch begonnen hat zu nieseln. Kurz
nach dem Aufwachen passiert uns ein Eselreiter.
Das Einpacken beim ersten Biwak ist immer etwas ungewohnt…
Wir kommen gehen 7:45 h los. Steil geht es am Berg hinauf und ebenso auf der
Gegenseite hinab, aber die erste Engstelle ist nach nur 500 m passiert. Die
ersten 2,3 km sind halbwegs gut befahrbar, dann geht der Hauptweg rechts über
eine Brücke den Hang hoch und die alte Piste auf der wir bleiben, wird spürbar
schlechter. Wir müssen hier erneut furten. Nach 5 km platzt mir der Schlauch, da
der Reifen einen Riss an der Flanke hat! Ich flicke Schlauch und Mantel zunächst
mit einem normalen Flicken, nach 2 weiteren km wechsele ich den defekten Mantel
von hinten nach vorne und verwende zusätzlich den Mantelflicken.
Kleine Hängebrücken überspannen den Assif Melloul. Die Landschaft ist weiter so
malerisch, dass wir glauben zu träumen. Das Wetter ist zudem heiter bis sonnig
und die Temperatur ideal.
Immer wieder sind schwierige Schiebepassagen zu überwinden, die enorm Kraft
kosten. Die Piste ist definitiv seit Jahren unbefahren, viele Steinschläge haben
den Weg verlegt und einige quer ins Oued schießende Nebenarme für Fahrzeuge
unüberwindbare Gräben geschaffen.
An einer Strandbucht baden wir zum Abkühlen kurz, in der Annahme das Gröbste sei
geschafft. Aber 1,5 km vor Anergui müssen wir erneut langstreckig durch das
Oued, allerdings nur am Rand. Zunächst sah es so aus, als müssten wir umdrehen!
Endlich die ersten Häuser, Esel, Menschen, Autos.
Auf dem Marktplatz inmitten von Staub und Müll plündern wir einen kleinen Laden
und probieren alles quer durch...
Nach dieser Pause nach 19 km Tagesleistung biegen wir auf die Piste nach Batli.
Moni ist eigentlich fertig und schiebt bergauf nur noch. Angeblich soll es hier
eine Gîte geben. Die Suche endet nach 6 km an einer unscheinbaren Lehmhütte.
Innen verbirgt sich eine wunderschöne Einrichtung. Die Zimmer haben ein Bad mit
Dusche.
Der Preis soll 220 DH pP betragen. Mangels Alternativen schlagen wir für 200 zu.
Die Verhandlung erfolgt per Handy des Vaters mit dem Sohn in Marrakech... auf
Englisch.
Zur Begrüßung gibt es den obligaten Tee, Brot und Honig, Marmelade und Olivenöl.
Wir waschen uns und die Klamotten, ich richte noch meine HR Bremse und dann
laufen wir in der wunderschönen Nachmittagsstimmung im kleinen Ort umher.
Wir fällen die schwere Entscheidung, die ursprünglich geplante Piste du Cols
nicht zu fahren, da der Weg ab hier erneut in kilometerlangem Schieben enden
würde.
27 km, 700 HM
4.5.13
Ein echter Hammertag. Das geplante Frühstück um 7.00 h wird verschoben, da die
nette Köchin verschlafen hat. Wir zahlen die verabredeten 400 DH und fahren los.
Die Entscheidung fiel gegen die Piste de Col und das war auch gut so.
Der Tag beginnt wolkenlos. Moni hat immer noch erhebliche Knieprobleme und daher
gucken wir in Anergui, das wir nach 6 km erreichen, nach einem Transfer. An der
Gite stehen etwa 15 Mountainbiker aus dem Baskenland, die wir ansprechen. Sie
wollen am Asif Melloul zur Cathedrale fahren. Da sie ein Begleitfahrzeug haben,
das außen herum muss, kann Moni mit diesem auf den 2500 m hohen Pass fahren und
so 1000 HM sparen.
Wir fahren zunächst los, da Hassan, der Fahrer noch zum Schluchteinstieg fährt.
15 min später sammelt er Moni ein, dann schmeiße ich meinen Rucksack in den
Jeep. Der Anstieg ist schwer, 1000 HM auf 12 km. Ich erreiche nach ca. 90 min
den Tizi und Moni döst in der Sonne. Nach einer kurzen Abfahrt geht es leider
wieder bergauf... Am unbeschilderten Abzweig nach Imilchil verlassen wir den
Teer und fahren auf der wohl besten Piste Marokkos gen Osten. Tasreft ist nach 5
km erreicht, heute ist Markt. Menschenmassen versperren die Strecke, im Nu sind
wir umringt von Kindern. Wir kaufen Obst und einige Kleinigkeiten ein. Mit
Rückenwind brettern wir im Rekordtempo weiter. Die Strecke ist für uns ungewohnt
bevölkert, zahlreiche Eselreiter, Kinder und Fahrzeuge passieren. Landschaftlich
sind die sich aneinander reihenden Hochtäler sehr attraktiv und grün. Leider
geht es im ständigen Auf- und Ab daher, so dass die Strecke zweimal unter 2000 m
fällt um später auf 2300 m anzusteigen.
Wir treffen ein italienisches Landroverteam und haben einen netten Plausch. Nach
einer langen Talfahrt furten wir mit nassen Füssen und gelangen dann bei Tassent
auf die geteerte R 317 nach Imilchil. Leider folgt hier nochmals ein quälend
langer, wenngleich wunderschöner Anstieg bis auf fast 2400 m, der oberhalb des
Lac Tislit endet. Gekrönt wird die Etappe mit der langen Abfahrt hinein nach
Imilchil. Wir gucken drei Unterkünfte an und entscheiden uns dann für das Hotel
Todhra mit einem netten Besitzer Hamou für 90 DH. Die Dusche ist halbwegs warm
und wir bekommen ein leckeres Abendbrot mit gegrilltem Hähnchen und Salat. Es
regnet kräftig und ist durch die Höhe ziemlich kalt. Anschließend machen wir
einen kleinen Spaziergang und sprechen noch mit einem spanischen Fahrradführer
Autor.
Völlig erschöpft fallen wir ins Bett.
75 km, 7:02 h, 2186 HM, Ü auf 2170
5.5.13
Trotz der Nähe zur Hauptstraße haben wir gut geschlafen. Allerdings hatte es
abends noch geregnet und der Morgen ist kühl, wir rücken die Stühle zum
Frühstücken in die Sonne.
Anschließend überlegen wir, wie wir den Tag herumbekommen in Imilchil. Am späten
Nachmittag entscheiden wir, dann doch weiter zu fahren, zumindest bis Agoudal.
Langsam rollen wir das Assif Melloul Tal entlang, betriebsame Hektik auf den
Äckern, Frauen waschen ihre Wäsche im Fluss.
Es beginnt sich zuzuziehen, einen kurzen Schauer warten wir im Schutz einer
Lehmbehausung ab. In Bou Zemou schauen wir sehnsüchtig nach Westen, wo die Piste
du Cols sich über die Kuppen schraubt.
Ein richtiges Gewitter jagt nun hinter uns her, wir retten uns nach Agoudal in
die Auberge Chez Ibrahim.
Hier ist es sehr heimelig und bevor der Regen zuschlägt, genießen wir den
Begrüßungstee.
Im Innenhof liegen einige sehr schöne, geräumige Zimmer. Der Blick in die
umgebenden Berge ist zudem wunderbar. 4 französische Allradfahrzeuge kommen noch
zu Gast. Wir machen einen langen Spaziergang in den Ort und finden fast zufällig
die in den abweisenden Lehmhütten versteckten Läden.
Beim Abendbrot ist uns kalt, durch die Höhe hat es mächtig abgekühlt. In den
Zimmern laufen die Ofen und spenden ein bisschen Wärme.
37 km, Übernachtung auf 2340 m
6.5.13
Die Nacht war gemütlich warm, wenngleich auf den Fahrzeugen Raureif liegt. Es
ist wolkenlos, ich frage die Franzosen nach ihrem Tagesziel. Auch sie wollen
über den Tizi-n-Ouano.
Schnell erklären sie sich bereit, Moni mitzunehmen. Wir frühstücken und ich
breche gegen 7:45 h auf, meinen Rucksack lasse ich bei Moni zurück.
Der Anstieg ist zunächst mäßig, die Piste folgt dem Flusslauf, leider bläst ein
kalter Gegenwind. Ich passiere einige Ansiedlungen und Feldarbeiterinnen. Auf
2700 m nach 15 km holen mich die eine Stunde später gestarteten Fahrzeuge ein.
Nach einem weiteren Anstieg senkt sich die Piste wieder auf ein Hochtal. Überall
sprudeln Quellen, es ist eine traumhafte Campinglandschaft. Der Schlussanstieg
auf ausgewaschener Piste geht dann auf gut 2900 m hinauf, oben blickt man weit
in das Dadestal hinein. Die Abfahrt zieht sich genial an den Bergflanken, so
dass ich die Fahrzeuge nach 500 HM Abfahrt sogar wieder einholen kann. Am Ende
des Passes bei km 40 trinken wir einen Tee zusammen. Nach weiteren gut 20 km
zweigt links die Piste zur Todhraschlucht, die die Franzosen nehmen. An der
Kreuzung warten sie schon auf mich und nach der Verabschiedung fahren Moni und
ich zusammen weiter.
Die Strecke steigt hinter dem überraschend großen Msemrir nochmals an um einen
spektakulären Blick in die Tiefe der Dadesschlucht freizugeben. Weitere 55 km
arbeiten wir uns das Tal hinab, von immer neuen Schluchten und Landschaftsformen
überrascht. Einmal wird Moni von einer Biene ins Ohr gestochen!
Wir passieren den Pistenabzweig, den wir probieren wollen, eine vielleicht neue
Verbindungen hinüber nach Westen zum Plateau. Erst einmal haben wir aber Hunger
und essen Berberomelett und Spaghetti in einem Restaurant in Ait Youl.
Hier erklärt man uns, dass die nördliche Piste nicht nach Amejgag führe. Also
nehmen wir die mir bekannte Strecke nach Bou Thrarar.
Hier ist die Hölle los, etliche Quads und Geländewagen begegnen uns! Endlich
wird es ruhiger und wir finden einen schönen Biwakplatz abseits der Piste. Moni
duscht noch, wir essen etwas Süßes und während ich Tagebuch schreibe ist Moni
schon eingeschlafen...
122 km, 7:49, 1409 HM, Ü auf 1650 m
7.5.13
Die ganze Nacht bellen Hunde...
Mit dem ersten Sonnenstrahl stehen wir auf. Ein kleiner Hirtenjunge guckt uns
beim Zusammenpacken zu. Die Piste ist stellenweise bescheiden und manchmal
richtig gut. Nach 7 km treffen wir auf ein Camp aus vier Geländewagen, nach 10
km ist der Ortsrand von Bou Thrarar erreicht. Dort frühstücken wir für 100 DH
(den Preis vorher vergessen auszuhandeln) ein aber sehr reichhaltiges Mahl mit
Terrassenblick auf das Asif Mgountal.
In unangenehmer Wärme winden wir uns auf und ab nach Alemdoun, die Strasse ist
inzwischen bis Ait Toumert asphaltiert. Auf dem Piste nach Amejgag, dann vorm
Ort weiter über die neue Strecke hinauf auf 2360 m, kein Fahrzeug begegnet uns.
Leider büßen wir die gesamte Höhe wieder ein und rauschen hinab ins Tal. Man
hätte auch die Strecke über Amesker nehmen können...
Am Ende des Tals am Fusse des Tizi-n-Ahmed ist ein kleiner Ort auf 2100 m mit
zwei Gîtes. In der zweiten trinken wir ausgiebig Tee und fliehen vor der
unbarmherzig brennenden Sonne. Wir überlegen hier zu übernachten, aber nach
Kalkulation der verbleibenden Zeit und Strecke fällt die Entscheidung, noch ein
paar Hundert HM zu fahren. Wir duschen kalt, um uns zu erfrischen und essen noch
ein Berberomelett, zusammen zahlen wir 50 DH.
Es ist immer noch heiß, als wir um 17.40 h aufsatteln. Das Thermometer zeigt 40
Grad in der Sonne. Der Pass zieht fürchterlich steil am Oued den Hang hoch. Nach
200 HM entscheiden wir weitere 200 zu fahren, bzw. zu schieben. Auf 2600 m eine
erste Übernachtungsmöglichkeit im Ziegenstall. Wir fahren weiter, da wir
fürchten, dass die Ziegen noch kommen... Auf 2700 Dromedare, Esel und Hunde. Wir
passieren einen Hirten, kurz danach auf 2750 m entdecke ich an der alten Piste
eine ebene, geschützte Stelle.
Die Sonne ist weg und es kühlt rapide ab. Ein Mercedesbus (das einzige Auto seit
Stunden) quält sich noch an uns vorbei, dann ist Ruhe und Dunkelheit. Ein Traum!
50 km, 5:46 h, 1694 HM, Ü 2750
8.5.13
Ein brutaler, aber auch wunderschöner Tag. Zunächst wachen wir bei strahlendem
Sonnenschein und 7 Grad plus auf. Der Rest des Passes liegt im Schatten, die
restlichen 300 HM sind fahrbar und schnell ist die Passhöhe erreicht. Oben warte
ich in der wärmenden Sonne kurz auf Moni, ein Mercedesbus kommt vorbei. Man
sieht das Tal zwischen den Pässen, dort wird die Piste ausgebaut, eine
Hirtenfamilie lebt dort.
Der zweite Anstieg führt noch etwas höher, 3012 zeigt das GPS als Maximum. Ich
warte auch hier kurz und wir essen etwas zusammen. Die Abfahrt gibt erstmals den
Blick auf das Mgountal frei. Es liegt traumhaft mit einer mächtigen, nach Norden
begrenzenden Kette. Schön ist auch das Farbenspiel auf der Abfahrt. Die Piste
ist ok und endet auf 2200 m. Dank Ralfs Track queren wir auf einem Holzstamm
zunächst das Oued. Ein schmaler Trail führt an der Nordseite an zahlreichen
Häusern vorbei, durch Felder und wir gelangen in ein Dorf mit einem Laden. Die
Temperatur ist selbst hier so hoch, dass wir etwas zu trinken kaufen und die
Verhandlungen bzgl. des Maultiertransportes beginnen. Aus 300 werden am Ende
175DH.
Schnell wird das Tier geholt und aufgeladen. Zunächst wandern wir noch etliche
Kilometer im Flusstal entlang, bis der eigentliche Anstieg beginnt. Das Maultier
legt einen strammen Schritt vor... An der Südflanke des Tizi-n-Ait Imi gewinnen
wir schnell an Höhe. Eine Gruppe Wanderer begegnet uns, die Beine werden schwer.
Der Grat rückt näher und nach gut drei Stunden und etwa 15 km erreichen wir
erschöpft die Passhöhe auf 2910 m. Der Blick nach Tabant lässt das Ende des
Tages erahnen, 1100 m unter uns. Doch leider entpuppt sich die Strecke dorthin
als zu 90% unfahrbar, was sicher zum Teil an unserer Ausgelaugtheit liegt, aber
auch an den beladenen Rädern ohne HR-Federung.
Der Boden ist völlig ohne Grip, staubig und rutschig.
Nochmals gut 2,5 Stunden brauchen wir, bis wir an eine Piste gelangen, die
endlich ins Paradies Tabant führt.
Dort essen wir Apfelsinen und trinken Softdrinks, wir haben es geschafft, es war
ein bisschen viel für einen Tag, aber eine weitere Nacht in den Bergen hätte die
Planungen völlig durcheinander gebracht, so können wir noch eine komfortable
Nacht in der Gite von Beatrice und Lahoucine in Agouti verbringen, welche wir
völlig erschöpft am späten Abend im letzten Licht erreichen. Zum Glück können
wir noch eine Tajine bekommen! Lutz Raedecker, der Autor des MM-Führers
Südmarokko wäre eigentlich auch da, wäre, aber er hat seine beiden
Begleiterinnen abgesetzt und ist nun mit einem Teppichhändler im Off, schade,
ich hätte ihn gerne persönlich kennen gelernt.
55 Km und 1400 HM
9.5.13
Wir wollten erst um 9.00 frühstücken, sind aber um kurz nach 7 wach und legen es
daher auf halb neun. Auf der Terrasse genießen wir die wärmende Sonne und laden
dann die Räder ins Auto von Beatrice, die sich angeboten hatte, uns 30 km gen
Demnate auf den höchsten Pass zu fahren, damit wir es noch nach Marrakesch
schaffen. Die Strecke durch das tiefer (1500m) liegende Nachbartal ist ebenfalls
sehr reizvoll, es gibt viele Kulturpflanzen, sogar Wasserfälle, dann folgt der
Aufstieg auf einen 2050 m hohen Pass, der gerade trassiert wird. Ab hier fahren
wir nach dem Abschied von Beatrice per Rad weiter, es sind überall Bauarbeiten
und es ist extrem staubig. Leider ist es unerträglich heiß heute, der Wind
gleicht einem Fön, es geht zudem immer wieder bergauf und mühsam gewonnenen
Höhenmeter werden sofort vernichtet. Wir quälen uns Kilometer um Kilometer
dahin, das Thermometer am Tacho zeigt 42 Grad und wir sind dem Hitzschlag nahe.
Ich halte an einem Haus, um ein bisschen Wasser zu erbitten. Das bekommen wir
auch, eiskalt, als wir gehen wollen, folgt ein Salat mit Buttermilch, Brot. Als
wir das verspeist haben, kommt noch einen kleiner Topf mit Tajine und eine
weitere Buttermilch. Wir sind völlig überrumpelt von der Gastfreundschaft und
bedanken uns bei den Kindern mit den Schokoriegeln aus unseren Vorräten.
So gestärkt schaffen wir die letzten beiden Anstiege zur Naturbrücke Imi-n-Ifri.
Von dort nach Demnate ist es ein Katzensprung und nach einem Eis und reichlich
Softdrinks erreichen wir den Busbahnhof nach 55 km gegen 17.00 h.
Der nächste Bus nach Mraksch fährt um 18.15h, die Fahrt kostet 30 DH pP und 10
pF. So bleibt noch Zeit für einen Cafébesuch und eine Tüte Gebäck aus der
Patisserie.
Die Busfahrt ist heiß und unspektakulär, gegen 20.00 h erreichen wir die rote
Stadt im Sonnenuntergang.
Der Verkehr ist erstaunlich gering und wir steuern den Platz und das Hotel
Sherazade auf dem direkten Weg an, checken ein, schalten die Klimaanlage ein und
duschen, Marrakech erlebt den bisher heißesten Tag des Jahres!
Wir verabreden uns noch mit Daniel, den wir auf dem Hinflug kennen gelernt haben
und essen am Stand 14 leckeren Fisch, ein ausgezeichneter Tipp. Als Vorspeise
gibt es eine Auberginenpaste, Brot und Tomatendip, alles zusammen für 100 DH für
uns alle. Vorher haben wir noch den köstlichen Orangensaft für 4 DH genossen.
Ein Einkauf (Gewürze und Tee) und ein Eisenkrauttee auf der Dachterrasse eines
Cafés beschließen den Tag.
59 km, 4:02 min, 1000 HM, Ü auf 480
10.5.13
Wir schlafen bis 10.00 h. Die Moschee ist direkt nebenan, dennoch...
Frühstück auf der Dachterrasse gibt es bis 11.00 h, die Auswahl ist lecker,
frischer O-Saft, Eier, Pfannkuchen usw.
Anschließen schnacken wir noch nett mit Sabina, der deutschen Besitzerin und
suchen unsere vergessenen Handtücher im Hotel Essaouira vergeblich. Ein kleiner
Einkauf mit Mitbringseln für uns und die Kinder beschließt den Urlaub, gegen
13:45 h brechen wir zum Flughafen auf. Wegen des Freitags-Mittagsgebetes sind
die Strassen leer.
Daniel bringt das Verpackungsmaterial freundlicherweise vorbei und wir sind
froh, als alles verpackt ist und wir in die klimatisierte Abfertigungshalle
gelangen.
Der Rückflug verläuft ohne nennenswerte Erlebnisse.
8 km
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