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Das war endlich mal wieder eine Reise vom Feinsten. Ohne gesundheitliche Probleme im Vorfeld, ohne unterwegs zu schwächeln. Auch das Wetter spielte nach vielen Jahren einmal wieder wirklich mit und so konnte ich 6 von 7 Nächten echtes Biwakfeeling genieße, sogar ohne einmal zu frieren.
Hinzu kam der unerwartet angenehme Direktflug mit sehr günstigen Ankunftszeiten in Agadir (9:30 h) und Hamburg( 15:40), der zum Gesamtensemble passte. So muss Urlaub sein, eine Woche die zu einem völlig freien Kopf führt und einem das tolle Gefühl eines gelungenen Urlaubs gibt.
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13.3.2012
4:15 h ist Aufstehen angesagt. Fahre mit Monis Auto nach Langenhorn und laufe
zum Terminal. Entspannter Flug, nervige Einreise, Condor hat die falschen Karten
ausgegeben... Gepäck vollständig und unversehrt, allerdings wird alles im Zoll
durchleuchtet. Die Frage ob ich Metall in den Taschen hätte, verneine ich. In
den kleinen Läden gegenüber den Terminals lasse ich meine Verpackung. Das Wetter
ist genial, warm und fast windstill. So rolle ich entspannt die ersten 40 km,
allerdings wird es richtig heiß... Es duftet überall, die Leute grüßen - welcome
back.
Die Straße gen Tidsi ist fast unbefahren und in guten Zustand. In ? Trinke ich
den ersten Minztee und werde zum Essen eingeladen, lehne aber dankend ab. Es ist
mir zu heiß... Jetzt steigt die Strecke ziemlich abrupt an und windet sich ohne
nachzulassen auf über 1000 m. Immer wieder kaufe ich Wasser und Softdrinks, fast
5 Liter trinke ich heute. Endlich lässt die Hitze ein bisschen nach. Alles ist
sehr staubig und trocken, ganz anders als nach den letzten beiden feuchten
Wintern ist die Landschaft daher eher unspektakulär. Ich merke dass ich noch
nach Toufelaszt schaffen kann, was auch gut ist, da ich dringend Wasser zum
Duschen brauche. Im Laden mache ich den Großeinkauf, der Typ will 25 DH, viel zu
viel, ich komme auf 17,5. Wir trennen uns im Frieden. Die Zeltplatzsuche wird
zur Hatz gegen die Zeit. Beine dick, Straße steigt, viel Besiedlung - war
klar.... Endlich ein Notplatz. Man kann nicht alles haben, der Tag war halt
schon perfekt...
97 km, 6:07 h, 1484 HM, Ü 1420, 7-28°
14.3.12
Bis Mitternacht fahren fast im Minutentakt Fahrzeuge vorbei... Der Zeltplatz
liegt an einem Pistenabzweig ins Nirwana, aber offenbar ist dahinten eine
Disco...mit Ohrstöpseln geht’s, selbst die permanent bellenden Hunde werden so
leiser. Um kurz vor 7.00h bin ich los, es ist genau so warm wie beim
Einschlafen, der Wind kommt leicht von vorne. Es geht stetig bergan und wird
immer karger. Nach etwa 25 km treffe ich auf die Hauptstraße und mache eine
lange Planungspause. Am Ende reizt mich die angeblich neue Teerstraße nach
Issafen am meisten. Also Richtung Ait Abdallah. In Tiouli geht es dann
tatsächlich links auf frischem Teer weiter. Teils unangenehm steil zieht die
Strecke auf der Trasse der alten Piste nach Tazalarhite, über den Tizi-Bou
Zouguert bis auf fast 1900 m. Kurz nach dem Ort schwenkt die neue Route ohne
Beschilderung nach Osten ab um in weitem Bogen auf die im Kohlbachführer
beschriebene Piste zu stoßen, nachdem diese das Oued verlassen hat um sie zu
ersetzen. Über karge Höhen und Hochebenen zieht die Strecke endlos dahin, wenn
der Wind nicht stimmt, sicher brutal...
Das tief eingeschnittene Oued zur Linken das durch stark zerklüftete Berge
mäandert. Endlich verliert die Strecke an Höhe, die Landschaft wird enger,
interessanter. Nach gut 40 km ist Issafen auf etwa 1200 m erreicht. Ich habe
exakt ein Auto gesehen und keinen Ort seit Tazalarhite...
Hier genehmige ich mir eine Tajine mit Huhn und reichlich Cola. Es ist wieder
sehr warm heute, ich messe hier am frühen Nachmittag 26°C. Mit Kuchen zahle ich
40 DH. Als ich aufsteigen will ist das Hinterrad platt! Na toll... Eine Ursache
lässt sich nicht finden, das Loch ist aber felgenseitig, das Band unversehrt.
Komisch, flicken und los. 5 km hinter Issafen wieder platt, selbe Stelle.
Vorsichtshalber klebe ich ein bisschen Klebeband hinzu, vielleicht rutscht doch
das Felgenband? Ein ungutes Gefühl beschleicht mich, stehen doch in den nächsten
Tagen zwei längere Pistenabschnitte an. Ich passiere den Abzweig zur Piste interdite, die auch eine Option wäre, muss aber erstmal mein Hinterrad
beobachten...
Nun läuft mir die Zeit weg, die verlorene gute halbe Stunde fehlt. Überall wo
man zelten könnte, drücken sich junge Frauen herum und sitzen in Gruppen
zusammen, genießen die Wärme und palavern. Am Ende muss wieder ein Notplatz
herhalten - in einer engen Schlucht am Rande des Flußbetts. Nicht völlig
sichtgeschützt, aber es ist schon fast dunkel.
108 km, 7:35 h, 1817 HM, Ü 1580, 7-26°
15.3.2012
Des Reiseradlers erster Griff am Morgen ist enttäuschend, wieder Luftverlust...
Ich entscheide mich zunächst zu Pumpen... Die Nacht war für den Platz sehr gut,
ich wache erst auf, als es schon hell ist.
Dennoch komme ich gegen 7.00 h los. Es ist relativ kühl, der Wind hat gedreht
und kommt von vorne. Nach wenigen km zeigt das GPS eine Piste, die Igherm
südlich umgeht, auf der Michelinkarte liegt eine Kupfermine dort. Ich fackele
nicht lange und merke bald, dass hier schon länger niemand gefahren ist. An
allen Ouedquerungen ist schieben und tragen angesagt. Einmal stürze ich heftig,
zum Glück trage ich die dicken Handschuhe noch.. Die Mine ist verlassen, eine
Geisterstadt. nach 7 nervigen km erreiche ich die Asphaltstraße.
Überraschenderweise steigt diese heftig an, zieht durch öde Hochebenen um dann
spektakulär etwa 400 Höhenmeter zu verlieren. Schroffe schwarze Berge geben der
Szenerie etwas Besonderes. Später läuft die Strecke entlang des Oueds mal offen,
mal durch Palmenhaine. Ich muß leider wieder flicken. 27 km hat es gehalten...
In Tagmoute gibt es ein zweites Frühstück. Leider versäume ich hier genügend
Wasser aufzufüllen. Dieses und das mangelnde Vertrauen in mein Hinterrad lassen
mich 11 km später den Pistenabzweig nach Akka Irhen ignorieren. Es ist mir
alleine zu gefährlich. Ein paar km später kommt mir ein Toyota aus München
entgegen. Wir halten spontan an und klönen eine Stunde auf der Straße. Das
Ehepaar Schubert hat mehr Zeit als ich, aber Reifenprobleme, daher ist es auf
Teer unterwegs. Nach Tata quäle ich mich 15 km gegen nun heftigsten Südwind,
dazu knapp 30° - da muss ich mich erstmal belohnen. Klebrig süße Teilchen aus
der Patisserie...
Ich verharre eine Stunde auf dem Platz, es ist drückend heiß. Endlich löse ich
mich und verlasse die angenehme Stadt. Noch gut 10 km und ein nettes Plätzchen
abseits der Straße ist gefunden. Es ist so warm, dass ich nur das Innenzelt
aufbaue.
104 km, 6:29 h, 611 HM, Ü 690 5-30°
16.3.12
Schon wieder ein wabbeliger Reifen. Bin schon beim ersten Licht unterwegs. Die
Straße ist völlig leer, der Sonnenaufgang in der Wüstenszenerie herrlich. Um
kurz vor 8.00h erreiche ich Imitek und frühstücke. Es gibt kein Brot, aber der
Ladenbesitzer kommt mit pain de la Maison, einem Riesenteil, für das er nichts
annehmen möchte. Marokko!
Ich brettere weiter zum Pistenabzweig, km 41. Heute will ich endlich das
Geheimnis der Mine lüften... Die Piste nach Bou Zarif ist breit und gut
trassiert. Dennoch kommen eine Höhenmeter zusammen, denn gerade in der ersten
Hälfte geht es oft auf und ab. Den Ort Angarf nach 25 km verpasse ich, da die
neue Streckenführung den Ort links liegen lässt. Den Abzweig zum Weiler Bou
Zarif kann ich Dank GPS Karte auch nachvollziehen, die breite neue Trasse aber
zieht geradeaus....ich möchte aber ein bisschen Wasser nachlegen, es ist
ziemlich warm wieder heute. 500m vor den Häusern habe ich keine Luft mehr
hinten. Immerhin, fast 70 km hat es gehalten. Wieder ein Loch an derselben
Stelle... Der betagte zahnlose Bewohner lässt den Eimer in den Brunnen hinab und
füllt kühles Naß in meine Flasche. Auch kann ich klären, dass der eben passierte
weitere Abzweig wohl der beste gen Mine ist. Hier tauchen alsbald mehrere Häuser
auf, wohl das wahre Bou Zarif. Aber erstmal wieder Plattfuß. So sehr ich suche,
ich kann nichts finden. Noch mindestens 15 km Piste, kein Fahrzeug bisher, ohne
ein gewisses Gottvertrauen kann man nicht weiter fahren. Ich gebe ordentlich Gas
um die Zeit im Nirwana zu reduzieren, es ist recht eben, immer um die 1000 m.
Bald schon erkenne ich auf dem Plateau die Minenanlage. Die Piste geht in
Asphalt über und schraubt sich an der Flanke des Djebel noch, erst schnurgerade
dann folgen einige Serpentinen. Ich pumpe derweil alle 500 m nach und muss dann
flicken, das Thermometer zeigt beim Fahren in der Sonne 40°! Schon einen km
weiter wieder platt. Ich nehme einen neuen Schlauch und sehe, dass auch der
Draht der Decke sich verabschiedet. Für den Rest des Tages war es das zum Glück.
Insgesamt habe ich heute sicher 2 Stunden verplempert... Nach einer rauschenden
Abfahrt fahre ich ein Stück zurück nach Afella und kaufe ein. Zudem gratuliere
ich meiner Lina, die heute 5 geworden ist, telefonisch. Erstmals auf dieser Tour
kann ich das Biwak zelebrieren, es ist erst 17.00 h und das Tagesziel erreicht.
Auf einer Anhöhe lasse ich den tollen Tag ausklingen. Es ist bewölkt und relativ
windig.
103 km, 6:50 h, 1265 HM, Ü 1140 9-25°
17.03.12
Ich habe schlecht geschlafen, der Wind knatterte die ganze Nacht am Zelt...
Der Reifen hat die Luft gehalten - al hamdulilah. Erleichtert breche ich auf,
bin ziemlich fertig wie ich merke. Nach 500 m Holperpiste löst sich Reifen samt
Schlauch von der Felge, zum Glück bremse ich spontan und verhindere die
Explosion. Schöner Mist. Die Reifenflanke ist ausgeleiert, hält nicht mehr am
Felgenrand. Hatte ich vor etwa 10 Jahren schon mal bei einem Marathon XR. Also
den Notmantel in der Faltversion 1,75" drauf - reicht der für die heutigen
Anforderungen?
Ich holpere über die groben Steine, immer wieder ängstliche Blicke nach hinten
werfend. Offenbar soll der Einstieg in die Timguelchte Schlucht geteert werden,
die Spur ist frisch trassiert, Baumaschinen aller Orten. Verkehr gibt es mal
wieder keinen, lediglich ein alter Mann auf einem Rad rumpelt mir entgegen.
Immer wieder werden schöne, enge, palmenbestandene Abschnitte passiert. In
Tizerkine dann tatsächlich alter, fast wieder abgetragener Asphalt - aber
immerhin erleichtert es das Fortkommen ungemein. Gerade, da die Straße nun auch
deutlich steigen beginnt, noch 400 HM sollte erklommen werden. Über Taghaoute
thront ein mächtiger Agadir, ob die vier Touri-Landcruiser, die mir jetzt
begegnen dort hinwollen? Zäh zieht sich der löchrige Asphalt aufs Hochplateau.
Aber danach folgt eine der schönen Abfahrten des Antiatlas, 700 Höhenmeter mit
einer kleinen Gegensteigung hinab nach Tafraoute.
Als ich die Hauptstraße erreiche, sehe ich doch tatsächlich den Münchener Toyota
wieder und erneut klönen wir ausgiebig.
In Tafraoute angekommen steuere ich direkt das Hotel Tanger (Zimmer 40 DH) an
und bestelle eine Tajine. Nach dem Duschen treffe ich Mohammed und Said von der
Maison Touareg, gehe zum Rasieren, checke Mails und genieße die Stadt.
Am Abend gibt es noch eine Harira, ein Couscous poulet und zum Nachtisch etwas
aus der Patisserie.
50 km, 3:33 h, 633 HM, Ü 1000 14-27°
18.03.12
Nächte in Travellerhotels an beliebten Orten sind in der Regel laut. Wie sehnen
ich mich nach meinem Zelt und die Ruhe der Natur...
Dafür kann ich aber einen harmonischen Radfahrtag geniessen. Zunächst genehmige
ich mir das sensationelle Frühstück im Hotel. Für 20 DH gibt es ein
Schokocroissant, frischem Orangensaft, Minztee, Brot, Butter, Honig und
Marmelade. Ich verabschiede mich von Khalid dem freundlichen Besitzer. Dem
Anstieg auf den Tizi-n-Mili folgen ja noch zwei weitere Zacken So dass man fast
1000 HM intus hat, bevor es dann So richtig schön rollt. Zudem ist der Wind mit
mir. Ich nach dem ruhigen gestrigen Tag gut drauf und mache einige längere
Pausen, da ich heute Ait Baha nicht erreichen möchte. In Madao nach 45 km gibt
es ein leckeres Omelette. Bei Ida Ou Gnidif wechsele ich auf die Nebenstrecke,
die ich schöner finde, die aber knapp 500 HM mehr bis Ait Baha produziert...
Nach gut 70km raste ich an einer Quelle mit Wasserhahn. Da es sich bedeckt hat,
ist die Hitze gut zu ertragen. Hier begehe ich den folgenschweren Fehler, eine
reife köstliche Kaktusfrucht zu essen. Noch Stunden später pule ich die Stacheln
aus Zunge und Gaumen!
Mehr oder weniger zufällig finde ich gut 10 km vor Ait Baha den ersten und
vielleicht einzigen offenen Laden der Strecke. Dadurch kann ich mir noch ein
leckeres Abendbrot mit frischem Brot und einer Dose Thunfisch gönnen. Nur
wenigen Minuten steuere ich den Übernachtungsplatz an, den ich vor zwei Jahren
wegen des schlechten Wetters auslassen musste. Es ist erst 15.15h und ich döse
noch entspannt zwei Stunden im Schatten einer großen Arganie bevor ich das Zelt
aufbaue. Natürlich kommen noch drei kichernde Berberdamen vorbei, aber da bin
ich schon fertig mit Duschen.
86km, 5:51 h, 1589 HM, Ü 920 14-26°
19.03.12
Den letzten Reisetag starte ich entspannt.
Ausschlafen, in Ruhe zusammenpacken, nach 10 km tendenziell bergab ein leckeres
Frühstück mit frischem Orangensaft in Ait Baha. Nachdem ich das Internetcafe
besucht habe, drehe ich noch eine kleine Abschiedsrunde und fahre den Umweg über
Telaat nach Imi-m-Gorn. Hier ist man mit dem Abbau eines Festes beschäftigt. Es
ist richtig warm heute, der Wind wie eine Wand, später messe ich 33° im
Schatten. In Biougra raste ich lange im Stadtpark im spärlichen Schatten und
später in einem Cafe mit Minztee. Am frühen Nachmittag mache ich mich auf den
Weg. Landschaftlich ist ja mit Verlassen des Antiatlas tote Hose, der Verkehr
stinkend, laut und erdrückend im Vergleich zu den letzten Tagen. In dem kleinen
Laden wo meine Fahrradverpackung lagert kaufe ich einiges ein und radebreche mit
dem freundlichen Besitzer, der dann jedem der vorbeikommt erzählt, dass ich in
einer Woche bis Tata gekommen bin...
Irgendwann quäle ich mich hinaus in die Hitze und suche einen geeigneten
Schlafplatz. Knapp zwei km vom Terminal auf einem vertrockneten Acker entdecke
ich eine gute Stelle. Auf dem umgebenden Feldern ist noch Hochbetrieb und So
döse ich erstmal auf der Plane. Dabei entdecke ich fürchterliche,
akazienähnliche Dornen, die mir, wie ich beim Abendbrot feststelle, bereits zwei
Löcher ins den hinteren Reifen gemacht haben. Auch bohren sie sich mühelos durch
die Teva-Sandalen... Die Therm-a-Rest bleibt heute eingerollt, ich bevorzuge die
Fahrraddecke :-)
87km, 4:40 h, 433 HM, Ü 77 11-33°
20.03.12
Seltsame Tiergeräusche ums Zelt herum gibt es hier... Zum Glück sind morgens die
Reifen prall, aber zum ersten Mal das Zelt feucht. Gegen 7.00h treffe ich bei
"meinem" Laden ein ubd werde zu Tee und einem Käsebrot eingeladen.
Der Chevk-in verläuft unspektakulär, nur mit dem Rad tut man sich mal wieder
schwer, nur mit Mühe passt es auf das Transportband. An der Handgepäckkontrolle
werden meine Zeltstangen argwöhnisch betastet, ebenso die Pumpe. Ich kaufe noch
eine schöne Schüssel und zwei Lampen. Auf dem Flug sitze ich neben einem
pensionierten Lehrer, es ergeben sich anregende Gespräche. Ein medizinischer
Notfall wird versorgt, aber der Flieger ist ein halbes Krankenhaus...
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