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Leider war es in diesem Jahr mal wieder nicht besonders reichhaltig um die Auswahl der Flüge von Hamburg nach Marokko bestellt, eigentlich passte nur der Air Berlin Flug, den ich dann auch im November schon buchte. Bei einer Woche Urlaub noch im Anflug über Lanzarote zu fliegen, so wie Condor es wollte, kostet fast einen halben Tag und macht keinen Sinn...
Nach den kühlen Tagen auf den Reisen der letzten Jahre plante ich ein wenig später, also wie 2008, Anfang März zu reisen. Durch den strengen Winter und die völlig vereisten Straßen hatte ich so wenig, wie noch nie im Vorfeld trainieren können...
In der Wahl der Mitfahrer gab es ein paar Kontakte, Roland konnte aber erst später, alles andere spontan angedachte zerschlug sich, was mich aber bei 7 Tagen auch nicht wirklich störte. Einen netten Kontakt aus dem marokko-per-rad.de Forum hatte ich geknüpft, mit Albrecht und seiner Tochter wollte ich ein lockeres Treffen ausmachen.
Im Vorfeld der Reise erwischte mich ein hartnäckiger Virusinfekt, der mich erst am Vortag des Fluges entscheiden ließ, überhaupt zu fahren.
26.2.10
Meike bringt mich zum Flughafen, in Nürnberg warten wir 30 min - die französischen Fluglotsen streiken, das Land wird umflogen, dadurch sind wir über eine Stunde später in Agadir. Es ist brüllend heiss auf dem Rollfeld, aber alles klappt problemlos und um 14.00 h rolle ich gen Westen. Verschiedene Gründe ließen mich die Runde nun doch wie geplant fahren:
Irgendwie fühlte ich mich besser, wollte nicht noch länger bewegungslos hocken, nicht in der Hitze in die Wüste - das wichtigste aber war, dass ich meine Tracks und Wegpunkte nicht dabei hatte!! Habe dann eine Stunde lang in Biougra im Internetcafe Mapsource und Treiber installiert und dann meine Datei von Meike geschickt bekommen und aufgespielt...
Der Einstieg in Barbaras Piste nach gut 30 km ist entmutigend, völlig zerstört vom Regen ist diese. Später wird es immer besser, landschaftlich ist es zudem sehr schön und ziemlich einsam.
Im Sonnenuntergang stelle ich das Zelt auf und genieße meine erste wilde Nacht. Passend tönt der Muezzin aus den Bergen, ich bin wieder da.
39 Km, 2 h30 min, 15,4 Schnitt, 350 Höhenmeter, Temp. 21 -31 , Ü auf 410 m
27.2.10
Ein verrückter Tag. Beim Aufstehen sind schon 25° C... Schon nach knapp 2 km geht die Piste in Asphalt über. Leider bläst mir ein heißer Fön entgegen. Ziemlich bergan versuche ich meinen Rhythmus zu finden, aber die lange Krankheit und die nie dagewesenen geringen Trainingskilometer nach unserem Schneewinter sind nicht zu kaschieren. Nach gut 20 km, leider bevor ich meine Getränkevorräte auffüllen konnte, stehe ich schon am Pistenabzweig nach Toufelaszt. Sind die erstem km noch ok, so deutet nach kurzer Zeit ein aufrecht stehender Stein die "Sperrung" der weiteren Strecke an. Ich versuche es dennoch, muss aber nach vielleicht drei weiteren mühsamen km kapitulieren, nachdem ich etliche Stücke hier schon schieben musste - und die steilen Passagen kommen noch. Die Fluten haben ganze Arbeit getan. Tiefe Querrillen, lockerer Gerölluntergrund, dazu 35° in der Sonne und 4 Windstärken von vorne - nein das muss ich mit meinen Puddingbeinen nicht antun.
Ich fahre zurück an die Straße und nehme Kurs auf das lange angekündigte Hilala, das ich mit ersten Oberschenkelkrämpfen erreiche. In diesem Weiler finde ich im einzig geöffneten Cafe Minztee und eine Cola. Die Leute sind total freundlich und interessiert, angeblich sei die Straße zwischen Ait Baha und Tafraoute gesperrt und diese diene zur Zeit als Ausweichroute. Seit 1986 habe es nicht so stark geregnet. Diese gut asphaltierte Strecke ist ein schöne Alternative zur Hauptroute, kaum Verkehr, einsam, ein Paradies zum Campen! Kurz vor dem Agadir Tislan erreiche ich nach dem höchsten Punkt auf knapp 1400 m die R 105. Der Wind hat auf SW gedreht und peitscht mich fast von der Strecke, selten zeigt der Tacho mal mehr als 10. Durch die Hitze steuere ich alle 5 - 10 km eine Softdrinkbar an und trinke wie ein Loch. In Souk Khemis Ida Ou Gnidif finde ich endlich einmal Jogurt aber wieder keinerlei Obst. Die Straße nach Tabant steigt nun steil in die schroffen Felsen, in der Tiefe ein Fluss, manchmal sehe ich kleine Wasserfälle! In einem der wenigen Orte rauscht glasklares Wasser in ein Bassin, herrlich, schnell erfrische ich mich, wasche die Haare.
Weiter steigt die Strecke, bis auf 1760 m soll es gehen. Meine Beine machen bei vorsichtiger Belastung noch erstaunlich gut mit. Den ganzen Weg sehe ich nur 2 Autos. Ok, die Straße ist stellenweise malträtiert, aber immer fahrbar. Nach dem schön trassierten Paß Tizi-n-Tagounit geht der Blick weit über die Ebene - zum nächsten Anstieg. Mist, ich hatte gehofft noch etwas Höhe verlieren zu können. Aber was ist das? Zu Füßen eines Wasserfalls ein großes Bassin mit klarem Wasser! Anhalten, Ausziehen und Hineingleiten sind eines. Als ich wieder angezogen bin hält Auto Nr. zwei und der Fahrer freut sich über meine Schwimmeinlage... Nochmals 200 Höhenmeter müssen erklommen werden, dann laden terrassenförmige, grasbewachsene Plateaus auf knapp 1700 m zum Biwak ein. In der Ferne grüßt der nächste (letzte) Anstieg. Ein einsamer Wanderer kommt vorbei und lädt mich zu sich in sein Haus im Dorf ein - aber das Zelt steht schon...
90,45 Km, 8 h 09 min, 11,0 Schnitt, 2143 Höhenmeter, Temp. 14 -27 , Ü auf 1691 m
28.2.10
Die ganze Nacht rüttelt der Wind wie wild am Zelt, ich schlafe sehr unruhig. Morgens bekomme ich gerade noch das Zelt abgebaut, bevor es beginnt zu tröpfeln. Ein letzter kleiner Anstieg - dann geht es 800 Höhenmeter bergab an die Straße nach Tanalt. Die spätere Überquerung des Höhenrückens nördlich von Tafraoute ist zäh, erst Steigungen bis 17 %, dann Sägezahnprofil, das alles begleitet von dicht aufziehender Bewölkung. Rasch fahre ich die gut 50 km nach Tafraoute im beginnenden Regen herunter, vielleicht zu schnell, denn den Rest des Tages muss ich es wohl locker angehen lassen. Zunächst gehe ich ins Internetcafe, dann im Restaurant Marrakesch Harira und Tajine essen. Anschließend rolle ich aus dem Ort nach Süden, lege mich nach wenigen Kilometern an einen Bach auf die Wiese und gehe in mich. Wirklich fit bin ich nicht, kleinste Anstrengungen lassen den Puls rasen. In der wunderschönen Umgebung entscheide ich mich, nach Tafraoute zurück zu fahren. Hier nehme ich das Hotel Redouane für 50 DH, ein ruhig gelegenes Zimmer, eine sonnige Dachterrasse, ein netter Chef. Anschließend gehe noch zum Barbier, der Bart muss weg, dabei eine Ortsbesichtigung, abends wenn viele Besucher weg sind, ein typisch marokkanischer Ort...
Zufällig treffe ich noch ein nettes Schweizer Radlerpaar, sie sind drei Monate unterwegs und auf der Rückreise nach Marrakesch.
Zum Abschluss des Tages kehre ich nochmals auf ein Couscous Poulet ein. Morgen sehen wir weiter ...
66 Km, 4 h 21 min, 15,1 Schnitt, 950 Höhenmeter, Temp. 9 -18 , Ü auf 1000 m
1.3.10
Das war fahrtechnisch das Schwerste seit Langem! Ich schlafe zunächst herrlich, wolkenlos grüsst der Himmel.
Stetig bergan in der Morgenkühle geht es auf der sehr schönen Strecke nach Süden - bis zu den Painted rocks, anschließend verliere ich die Höhe leider wieder. Nach 20 km in Tnine Tarsouale gibt es ein anständiges Frühstück mit Tee, Eiern und Baguette. Trotz modernster Technik war mir der Pass hinter dem Ort entgangen, mal eben 400 außerplanmäßige Höhenmeter, Izerbi muß warten, wird aber letztlich erreicht. Wenig Wind heute und der blaue Himmel machen das Fahren zum Genuss, in den ersten drei Stunden passieren mich keine 10 Fahrzeuge. Der Einstieg in die Gandinipiste, die das Titelblatt seines zweiten Bandes ziert ist nicht zu verfehlen - breit trassierten und ein großes Schild kündet wohl vom Ausbau. Es zieht sich zunächst unspektakulär in der Mittagshitze dahin, die Piste wird ständig schmaler - und schlechter. Nach 20 km kündigt sich zum linken an, was man auch Stunden später kaum glauben kann. Ein spektakulärer Canyon tut sich plötzlich auf, die Piste klebt am Hang, fällt abartig steil und ist, ehrlich gesagt, kaum zu befahren. Ich halte mehrmals an, um den Felgen Abkühlung zu gönnen und mir Zeit diese geniale Aussicht zu genießen. Der Ort Igmir klebt im Tal, es gibt sogar eine Gite dort. Zu meine Freude stehen dort auch zwei Autos, weg kommt man hier also auch wieder ... Aber wie, die Piste läuft auf den nächsten 12 km überwiegend im Flussbett, knöcheltiefer Schotter bremst den Vortrieb. Durch den Regen und die walzenden Fluten ist alles aufgelockert und muß erst wieder durch Fahrzeuge verdichtet werden, so ist es grausam und zwingt wiederholt zum Schieben. Teils wird schon mit Baggern ausgebessert. Zwischendurch geht zweimal aus fast heiterem Himmel ein Schauer nieder, durch die engen Felswände hatte ich diese Wetterveränderung gar nicht bemerkt.
Später wird es pistentechnisch besser, ich nähere mich der Verbindung zum nächsten Tal. Hier fälle ich auch die Entscheidung: Wüste oder Berge! Unterwegs hatte ich überlegt, dass die Rückkehr nach Tafraoute über das Mansourtal und dann das Probieren der neuen Straße zurück nach Ait Baha, die ich Samstag entdeckte, auch eine schöne Sache wäre und mir Gelegenheit gäbe, Albrecht und Annabelle zu treffen sowie ohne Transfer zurück zum Flughafen zu kommen. Unterwegs zweifele ich, ob das die richtige Entscheidung war, auch diese ohnehin nicht gute Piste ist durch den Regen teils völlig zerstört und oft nur mit dem vorhandenen Track wieder zu finden. Da sie oft im Oued läuft hat das Wasser sie völlig verlegt. Nun zieht auch noch ein Gewitter auf, es blitzt und donnert! Als wäre das noch nicht genug, habe ich zwei Plattfüße durch die lästigen Dornen und das viele querfeldein Geschiebe. Als ein heftiger Guss herunter kommt baue ich einfach an hochgelegener Stelle ( Autos gibts hier eh keine...) das Zelt auf und schlüpfe hinein. Zum Abendbrot habe ich nicht mehr viel, ein Berberbrot und eine Dose Lachs, nach diesem Tag genial. Ich hoffe, ich komme hier morgen weg?
94 Km, 8 h 15 min, 11,4 Schnitt, 1080 Höhenmeter, Temp. 3 -25 , Ü auf 880 m
2.3.10
In der Nacht ziehen stundenlang Gewitter vorbei, in der engen Schlucht ein Heidenspektakel, zum Glück ist das Blitzen nicht direkt in der Nähe. Einmal reißt eine Windböe einen Hering aus dem kiesigen Grund.
Am Morgen klart es zum Glück rasch auf, aber die Sorgen bleiben. Die Piste kann man sagen, existiert an vielen Stellen nicht mehr, Abbrüche einen Meter hoch, oft verliere ich sie aus den Augen, Schieben. Minutenlang im Kiesbett, mehr als Schritt-Tempo ist nicht drin. Unglaublich kraftraubend das Ganze und an der Psyche nagend, jetzt ein paar weitere Plattfüße und meine Wasserreserven werden eng. Ich sehe zwei, drei Nomadenzelte, Hundegebell, einmal drei Mädchen sonst seit 30 km keinen Menschen. Später graben zwei Männer einen Brunnen, die Piste wird etwas besser nur um sofort wieder katastrophal zu werden. Endlich erreiche ich die Kreuzung, ein riesiger Caterpillar steht am Rand, zwei Bauarbeiter hausen dort, laden mich prompt zum Frühstück ein! Sardinen mit Zitronensauce um halb Zehn sind gewöhnungsbedürftig aber eine willkommene Stärkung. Meinen Käse möchten sie nicht essen ... Noch 6 km seien es bis Afella, für die benötige ich noch mal fast eine Stunde so desolaten ist das, was von der Piste übrig blieb. Aufgrund der neuen Teerstraße, die weiter westlich läuft, wird sie wohl aufgegeben. Im Ort kaufe ich endlich nach zwei Tagen wieder ein, fahre noch ein Stück nach Westen, die Querstrecke zum Mansourtal ist aber weiterhin Piste und darauf habe ich heute keine Lust mehr. Daher rolle ich zurück und frage nach dem Zustand der Straße durch das Mansourtal, gestern sei ein Mercedesbus hier gefahren, ok. Auch dieser Strecke haben die Fluten zugesetzt, es ist aber alles passierbar, ein paar Mal muss gefurtet werden. Wunderschön windet das schmale Sträßchen sich durch die Palmenoase, Vögel zwitschern und es ist frühlingshaft mild. Hinter dem Örtchen Mansour zieht die Strecke mächtig an und schraubt sich durch karge Berge von 1300 auf knapp 1700 m.
Es zieht sich zu und wird ziemlich kühl, zum eigentlich wärmsten Punkt des Tages messe ich hier oben gerade 11° C. Erstmals seit gestern Vormittag habe ich hier oben Handyempfang und schicke Albrecht und Annabelle eine sms und muss erfahren, dass sie dem Flug wegen einer plötzlichen Erkrankung Albrechts stornieren mussten! Was für ein Pech... Ich muss alles anziehen für die Abfahrt und stemme mich gegen einen tosenden Wind bergab gen Tafraoute. Wohl eine gute Entscheidung heute nicht zu zelten, es sieht auch wieder nach Regen aus. Unten checke ich wieder im Redouane ein, waschen meine Sachen, dusche und hänge schnell das Zelt zum Trocknen auf. Später wird im Internetcafe nach dem Wetter geguckt (morgen noch instabil), eingekauft (endlich Apfelsinen) und zu Haus angerufen. Zum Abendbrot geht's ins Restaurant Marrakesch Tajine Kefta aux legumes speisen, anschließend besuche ich noch die leider etwas dürftig bestückte Patisserie.
70 Km, 6 h 18 min, 11,0 Schnitt, 1047 Höhenmeter, Temp. 11 -21 , Ü auf 1000 m
3.3.10
Ein toller Tag... Erst einmal verschlafe ich und komme erst um 7.30 h los. Überraschend warm ist es mit 12°, noch ahne ich nicht, dass das das Wärmsten für heute bleiben soll. Gut läuft es hinauf zum Tizi-n-Mili, allerdings zieht es sich immer weiter zu. Oben frühstücke ich im Nieselregen. An der nächsten Kreuzung biege ich zunächst rechts ab, gen Igherm. Noch will ich meinen Plan umsetzen, über Tnine-Toufelaszt zurück zu fahren. Aber der Regen, und die 5°C bei dichter Bewölkung bis zum Horizont lassen mich umplanen, nach 3 km drehe ich zähneknirschend wieder um. Gegen einen scharfen Nordwind kämpfe ich mich bergab. Zwei kleinere Pässe müssen ja noch genommen werden, der Tarakatine und die Steigung bei Sidi Mzal, mittels Mp3 Musik finde ich gegen den Wind meinen Rhythmus, erreiche Khemis de Ida Ou Gnidif und flicken dort erstmal einen Plattfuß an Hinterrad, in dem sich noch ein Dorn befindet.
Unterkünfte gab es unterwegs übrigens 12 km hinter Tafraoute und in Madao. Jetzt möchte ich die auf dem Hinweg aufgefallene und mir völlig unbekannte Alternativstrecke nach Ait Baha ausprobieren, die mit "Tizi-n-Takoucht" ausgeschildert ist.
Zunächst geht es bergab, um dann gewaltige 300 Höhenmeter wieder zu steigen. Völlig menschenleer ist es auf den ersten Kilometern, kein Verkehr nur ein ausgestorbener Ort. Auf 1400 m pendelt sich das Niveau der Straße ein, aber zum Pass sollen es noch 12 km sein? Schroffe Berge in Wolken gehüllt, immer wieder Nieseln, einsame Gehöfte. Diese Strecke hätte, wenn sie auf der Michelin verzeichnet wäre, die grüne Markierung verdient. Eine wundervolle Alternative. Noch einmal zieht die Strecke an, um dann gut 200 m auf den Pass hinab zu fallen... Dann hält sich das Niveau lange, zuletzt schlängelt sich die Route als Panoramasträßchen andauernd um 900 m, Versorgungsmöglichkeiten gibt es so gut wie keine. So stehe ich auch mit nur 0,5 Litern an einer wunderschönen Übernachtungsstelle. Da es weiter instabil aussieht verwerfen ich den Gedanken und rausche hinab nach Ait Baha. Hier ist es quirlig, es gibt aber nur noch ein Hotel, Al Adarissa, das sehr edel aussieht. Für erstaunliche 150 DH (da verkneife ich mir mal das Handeln) gibt es ein prima Zimmer. Ich schlendere durch den Ort, entdecke ein schönes typisches Restaurant (das skurriler weise Hilton heißt) und speise Suppe und Tajine mit Getränk für 28 DH... Anschließend treffen ich noch die beiden holländischen Liegeradfahrer (2 x Peter), deren Maschinen ich schon in der Garage sah, wir klönen eine gute Stunde, sie sind heute auch aus Tafraoute gekommen und zum vierten Mal in Marokko.
108 Km, 7 h 23 min, 14,6 Schnitt, 1900 Höhenmeter, Temp. 5 -14 , Ü auf 550 m
4.3.10
Der Tag des Abschieds vom in den letzten Tagen so lieb gewonnenen Anti-Atlas. Ich hatte verschiedene Überlegungen angestellt, diesen noch sinnvoll zu nutzen. Die erste Variante war, eine Querverbindung hinüber nach Massa zu finden. Hierzu startete ich früh bei echtem Kaiserwetter (windstill, wolkenlos, mild) nach Südwest, auf den 21 km ließ sich aber keine sinnvolle Strecke ausmachen. Die wundervolle Landschaft dieser westlichsten N-S Variante des Anti-Atlas entschädigte aber ausreichend. Zurück in Ait Baha entschied ich mich, die Verbindung nach Amechtoutel zu prüfen. Etwa 500 m südlich des Abzweiges von der R 105 nach Ait Baha windet sich ein Sträßchen nach Westen. Auch diese Variante ist empfehlenswert, gut ausgebaut und stößt ca. 8 km vor Hilala auf die von mir auf dem Hinweg gefahrene Route. Also links ab und tendenziell hinab, letztlich endet die Strecke kurz vor Imi-m-Gorn an der R 105. Auch hier überall freundlich, interessierte Menschen, wenig Infrastruktur und grüne Wiesen soweit das Auge reicht. Meine letzte kleine Exkursion heute sollte eine Querverbindung nach Anou Jdid gen Westen auftun, scheiterte aber nach 6 Kilometern. Das war einfach ein tollen Tag zum Radeln heute nach den "Entbehrungen" der letzten Tage....
In Biougra suche ich eine halbe Stunde, das einzige Hotel ist das vor 13 Monaten errichtete Targante direkt am östlichen Ortsende an der Straße nach Imi-m-Gorn. Dieses wirkte ein wenig zu steril, weshalb ich es erst meiden wollte, aber letztlich ist es keine schlechte Wahl. Auch hier zahle ich 150 DH, was mir absolut angemessen erscheint. Vorher hatte ich übrigens noch dem Material eine Handwäsche gönnen lassen :-) an der Afriquia-Tankstelle gegenüber. Am Hoteltresen sitzt Habib, der gut Englisch spricht und jede Menge zu berichten weiß. Im Ort gehe ich noch zum Barbier zum Rasieren sowie ins Internetcafe. Hier lerne ich Hassan und Tayeb kennen, die interessiert meine Bilder gucken, mich zu Kuchen und Saft einladen, angeregt mit mir diskutieren und mich am Ende nichts bezahlen lassen! Unglaublich. Später gönne ich mir noch eine Art Döner mit Pommes, köstlich, mal sehen ob es ohne Folgen bleibt.
126 Km, 6 h 48 min, 18,4 Schnitt, 804 Höhenmeter, Temp. 9 -20 , Ü auf 150 m
5.3.10
Ich schlafe bis 7.30 h und mache mich dann ganz langsam reisefertig. Im Ort kaufe ich noch leckeres Gebäck in der Patisserie, dann rolle ich bei trübem Himmel die insgesamt 20 km zum Al-Massira Flughafen. Um 10.00 h bin ich dort , beim Einchecken wird natürlich das unbepackte Rad moniert und beim Zoll muß unbedingt ein Hotel für den fiche her - Afrika ....
Ich kaufe noch jede Menge Souvenirs, einen Tajinetopf, kleine Tonschalen, Arganienöl und einen tief im Stein vergrabenen Trilobiten für den Schwiegervater natürlich!
Etwas verfrüht heben wir mit Rückenwind und einer Flugzeit von 3:30 h nach Nürnberg ab.
Leider ist nur kurze Zeit etwas zu sehen, zu dicht und tief ist die Bewölkung.
Der Flug geht recht ungewöhnlich, quasi über Taroudant wird der Atlas gequert. Ich empfinde die Schneesituation als sehr gering. Die tief gefurchten Täler von oben einzusehen ist immer wieder ein Erlebnis.
Was ab Nürnberg folgt ist eigentlich eine Geschichte für sich, und lässt die Reise leider unschön enden.
Bereits der Start verzögert sich um 45 Minuten, da der Flughafen Fuhlsbüttel wegen Schneefall gesperrt sei.
Im Anflug auf Hamburg kündigt der Captain Probleme und Warteschleifen an. Wir nähern uns der 23.00 h Grenze zu der in der Weltstadt das Nachtflugverbot einsetzt. Angeblich sind wir jetzt die Maschine mit der nächsten Landerlaubnis, inzwischen in Schleife 5 und seit 45 Minuten über Hamburg, es steht im Raum, dass wir nach Berlin ausweichen sollen. Am Ende wird es Hannover, Hamburg bleibt gesperrt. 23.30 h Landung, 0.15 h Gepäck da, tumultartige Szenen an den drei Bussen, die etwa 130 der 250 Passagiere aufnehmen können, Räder kommen naturgemäß nicht mit. Jetzt werden Hotels angeboten, Hinfahrt per Taxi, diese nehmen natürlich keine Räder mit, da es auch keinen Direktflug Hannover - Hamburg gibt, besteht ein echtes Problem, wie kommt das Rad nach Haus?
Ein paar Stunden, etliche Diskussionen und mehrere Internetrecherchen später entschließe ich mich für die S-Bahn um 5.06 h zum Hbf und den Zug um 5.40 h nach Hamburg, den ersten mit Radmitnahme am Samstag.
Umsteigen in Uelzen, Weichenstörung, weitere 30 Minuten Verzögerung. Alles ist von einer dicken weißen Decke überzogen, wunderbare Winterlandschaft, die Sonne blendet meine müden Augen. Endlich ohne eine Minute seit meinem Aufbruch in Biougra geschlafen zu haben, erreiche ich kurz nach 9.00 h mein Zuhause.
20 Km, 1 h 3 min, 19,4 Schnitt, 50 Höhenmeter, Temp. 12 -18
kleines Fazit:
Seltsam war das Wetter, Sommerhitze zu Beginn, einer der kältesten Tagen meiner Reisen in Marokko überhaupt am Ende, absolut instabile Bedingungen, das war wirklich ungewöhnlich.
Auf irgendeine Art war dieses eine besondere, eine besonders schöne Reise. Obwohl wenig wirklich spektakuläre Dinge passierten oder zu sehen waren, hat mich besonders fasziniert, wie viel Potential in der oftmals verkannten Region des Anti-Atlas steckt. Zusammen mit den sicher ungewöhnlich grünen Vegetationsverhältnissen und der großen Auswahl an Straßen ergab sich eine schöne Achtertour durch dieses Gebirge. Leider musste ich ja am Ende die Wüste sausen lassen, die ich aber wegen der erlebten Einsamkeit der Gegend, sowie der Freundlichkeit und Unaufdringlichkeit der Menschen nicht vermisst habe.
Ich habe unterwegs dennoch mehrfach darüber nachgedacht, ob oder wann ich wieder nach Marokko kommen werde. Ich muss ehrlich sagen, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt so wenig sicher darüber bin, wie am Ende keiner meiner Reisen nach Marokko bisher...
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