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21.1.16
Es hatte sich gestern schon angedeutet, Moni ist krank...
Schlapp, Gliederschmerzen und ein bisschen Temperatur. So ein Mist. Während sie
zerschlagen im Bett liegt, kümmere ich mich um die letzten Verrichtungen. Um
9.30 h holt mein Vater uns ab, kurze Zeit später sind wir am Flughafen und der
Check in verläuft problemlos. Der Mensch am Sperrgepäckschalter witzelt noch,
die Kette sei gerissen... Der Flug zieht sich, es ist eng und auch die Dame
rechts neben mir schluckt Grippostad - ob das wohl gut für mich ausgeht...? Bei
Landung ist es heiter, man sieht Fuerteventura in der Ferne und die
Strandpromenade unter uns. Der Versuch die Kartons am Flughafen zu lassen
scheitert, auch unser Verpackungsmaterial für den Rückflug will keiner
einlagern, auch nicht an der Tankstelle am Flughafen. Es ist herrlich mild, der
Wind bläst merklich aus NO und so planen wir angesichts Monis Situation um und
fahren zunächst mit dem Wind im Rücken gen Puerto del Carmen. Im ersten
Radgeschäft fragen wir nach dem Einlagern des Materials und Giuliano muss erst
den Chef anrufen, für einen Euro/Tag geht es klar. Schön, den Riesensack endlich
vom Gepäckträger los...
Ein Geschäft reiht sich nun kilometerweit ans andere.
Dafür gibt es einen relativ vollständigen Radweg an der Promenade, der durch
sehr schöne Ecken der Stadt führt und am Ende in einem ebenfalls sehr
ansprechenden Wanderweg übergeht. Entlang von Steilküste zieht sich dieser nach
Süden, ein Traum zum Einstieg in Lanzarote. Die tiefstehende Sonne blendet, wir
füllen Wasser auf und passieren Puerto Calero und Playa Quemada bis wir in
nahezu Dunkelheit endlich in einem kleinen Barranco einen schönen ruhigen und
halbwegs ebenen Zeltplatz finden. Zwar gehen nicht alle Häringe in dem Boden,
aber das Zelt steht irgendwie ...
Moni schläft ohne Zähneputzen ein, ich mache noch einen
kleinen Spaziergang, checke nochmal die vordere Scheibenbremse und sichte die
morgige Fortsetzung der Tour auf Karte und GPS. Hoffentlich geht's morgen
besser.
17-21 Grad, 2 h, 22 km
22.1.16
Es war unglaublich ruhig, der Vollmond schien. Monis geht es geringfügig besser, wir lassen es langsam angehen. Der Weg ist zunächst recht ansprechend zu befahren, als Trail windet er sich teils spektakulär über der Küste entlang. Leider wird die Qualität zunehmend schlechter und wir benötigen für die ersten 8 km satte 90 Minuten. Immer wieder müssen Barrancos gequert werden, teilweise sind die Ein- und Ausstiege so steil, dass selbst das Schieben kaum möglich ist. Wir treffen insgesamt vier MTBiker. Später ist gleichmässiges Fahren möglich und mit dem Rückenwind machen die letzten Kilometer bis zu den Papagayo-Stränden auch wieder Spaß... Dort essen wir oberhalb der Playa de Papagayo zu Mittag, anschließend ruht sich Moni an der Playa de Pozo noch aus, während ich einkaufen fahre. Es ist sommerlich warm, wenn die Sonne einmal völlig herauskommt, sucht man den Schatten - und das im Januar.... Die Fahrt entlang der Promenade von Playa Blanca ist abwechslungsreich, zieht sich aber fast 10 km lang. Zwischendrin an der Marina Rubicon gibt es noch ein Eis. Hinter dem Faro de Pechiguera wendet sich die Route überwiegend auf Piste nach Norden und damit in den Wind. Es dauert noch lange bis die letzten Häuser passiert sind, dann wird es einsam und die Suche nach dem Biwakplatz beginnt. Heute stehen wir windgeschützt oberhalb der felsigen Küste an einer Mauer und die Häringe gehen gut in den Sandboden...
45 km, 5 Stunden, 19 - 23 Grad, heiter bis wolkig
23.1.16
Morgens ist es erstaunlich feucht, bei 13 Grad. Moni geht
es schlecht, es ist klar, dass wir ein Zimmer brauchen. Wir warten bis die Sonne
das Zelt trocknet und uns wärmt, dann packen wir zusammen. Schnell haben wir das
schon seit langem sichtbare verfallene Hotel erreicht, das eine skurrile Kulisse
an dieser unzugänglichen felsigen Küste bildet, an die die Wellen mit brachialer
Gewalt donnern. Moni ist echt kaputt und schiebt an den vielen felsigen Passagen
aus Angst vor einem Sturz, so dass wir nur sehr langsam voran kommen. Es ist
eine unwirkliche Szenerie, eine Wüstenpiste direkt am Meer, in der Ferne die
Feuerberge, mächtige Brecher die mit lautem Getöse an die Felsen klatschen. Auf
teils übler Piste erreichen wir die Meerwasserentsalzungsanlage und über einen
felsigen Trail die Lagune mit der Saline. Spontan entscheiden wir um, statt nach
El Golfo nach Yaiza zu fahren, da dort die Unterkunftslage besser scheint.
Leider müssen wir daher noch etwa 200 Höhenmeter bergan. Im Ort gibt es eine
Apotheke und einen gut sortierten Supermarkt und am Restaurant El Campo werden
auch Zimmer vermietet. Für 35 € gibt es ein wirklich schönes DZ mit allem
Komfort. Moni schläft gleich ein und ich mache mich auf den Weg zu einer kleinen
Runde... Durchs Valle de Fenauso gelange ich über einen Trail am Hang auf die LZ
703 unterhalb Femes und arbeite mich hinauf über die Rampe in den Ort. Hinab
nach Uga beschliesse ich noch einen Abstecher zu den nahegelegenen Kratern zu
machen und wühle mich im lockeren Lavasand hinauf. Zurück in Uga teste ich zudem
den ersten Teil des GR131 Wanderweges, der durch ein spektakuläres Lavafeld
führt, wunderbar! Moni hat gut geschlafen ist aber völlig durchgeschwitzt und
weiter sehr krank. Der abendliche Versuch, ein Antibiotikum zu besorgen
scheitert, die Apotheke hat schon zu. Die Sonne versinkt direkt im Meer, der
Blick aus dem Zimmerfenster ist eindrucksvoll, die Wäsche nach einer Stunde
getrocknet. Teilweise war es mir heute fast zu warm zum Radfahren. Verrückt.
51 km, 4:30. h, 850 HM, 13-23 Grad
24.1.16
Moni ist weiter krank. Leider hat sie auch gar keinen
Appetit, so dass ich die Mahlzeiten allein einnehmen muss. Es ist höllisch
windig heute, locker 4-5 Windstärken. Ich breche gegen 9.00 h auf und fahre von
Yaiza den kompletten GR 131 bis nach St. Bartolome... Zunächst geht es hinter
Uga kräftig bergan bis auf über 400 m durch das Weinbaugebiet La Geria, wo in
hunderten schwarzer Lavasandtrichtern Reben zu finden sind. Der Weg ist eine
schwarzsandige Piste, die manchmal sehr tief ist. Später zieht der Weg an der
östlichen Flanke der Berge mit Blick hinunter zu Küste entlang. Noch ein
weiterer Anstieg zur Montana Blanca folgt, dann sind die Ausläufer von San
Bartolome erreicht. Hier biege ich nach Westen ab, über kleine Pisten und
Lavafelder geht es durch Mondlandschaft gen Mancha Blanca. Beim Erreichen der
Hauptstrasse wende ich mich nach Süden und habe nun den Wind mit voller Kraft im
Gesicht. Mehr als 13 Kmh sind trotz Vollgas nicht drin, selbst die vielen
Rennradfahrer scheinen zu stehen. Nach 4 km biege ich zum Krater del Cuervo ab,
der pittoresk aus dem schwarzen Sand aufsteigt. Die Fahrerei mit dem tiefen Sand
und dem Wind ist echt der Hammer. Ich fühle mich wie beim Ironman... Über die LZ
30 gelange ich halbwegs entspannt über Uga nach Yaiza nach 50 km zurück.
Moni geht es etwas besser, sie ist wach und liest. Wir
hören Musik und studieren die Karte, diskutieren ob es morgen weitergeht. Ich
glaube das nicht .... Ich fahre noch
zum Supermarkt und kaufe ein paar Dinge, die Moni gerne möchte. Heute ist
Sonntag und selbiger hat nur vormittags geöffnet.
Nach der kleinen Mittagspause mache ich noch eine kleine
Runde auf den höchsten Berg im Inselsüden, den Atalaya de Femes. Der im
Rotherführer als Wanderung 28 beschriebene Aufstieg wird gering modifiziert und
ist tatsächlich zu über 90% fahrbar. Der Blick vom 614 m hohen Gipfel reicht
weit, leider ist es ziemlich diesig und durch den scharfen Wind auch etwas
ungemütlich. Zurück geht's hinunter nach Femes und dann etwas komfortabler über
Teer zurück nach Hause. Moni badet noch, bekommt einen Tee und schwitzt schon
wieder...
72 km, 5.15 h, 1350 HM, 17 - 22 Grad
25.1.16
Es geht Moni so schlecht, dass ich ein Antibiotikum und
Nasentropfen kaufe, die Sinusitis hat sie voll erwischt. Das Wetter ist top
heute, keine Wolke und nur wenig Wind. Ich breche auf zu den Feuerbergen... Die
Straße steigt stetig hinauf in den Parque Nacional de Timanfaya, um nach einem
kleinen Pass zum Kontrollposten für den zentralen Parkzugang abzufallen. Kurz
danach geht links eine Piste ab, die gut 10 km durch einsames Gebiet zieht und
stellenweise ruppig und weichsandig verläuft. Der Wind bläst mich hinab zum
Wasser, später schwenkt der Verlauf nach Osten und die Piste ist breit geschoben
und stark wellblechig. Tinajo ist eher eine Streusiedlung mit teils
katastrophalem Teerbelag, in der Ferne leuchtet das berühmte Hotel La Santa.
Hinter Tinajo führt eine unscheinbare Teerstrasse
nach Süden sehr schön durch ein Weinbaugebiet um dann in eine
ansprechende schwarze Piste überzugehen, die an der LZ 58 endet. Als diese auf
die LZ 30 (Teguise -Yaiza) mündet, erwischt mich der Rückenwind und ich fliege
die letzten 10 km förmlich nach Hause...
Nach einer kleinen Mittagspause mit Moni in der Sonne der
Hotelterrasse mache ich mich noch einmal auf und erkunde den Teil des GR131, der
Yaiza umrundet und auf der Kompasskarte falsch eingezeichnet ist. Von dort
geht's es zur Laguna de Janubio und weiter zu den Hervideros, den
wasserspuckenden Lavalöchern der rauen Westküste. Auch El Golfo statte ich einen
Besuch ab, selbiges finde ich aber enttäuschend touristisch, auch wenn die Boote
am Lavastrand pittoresk daliegen kann ich angesichts der Menschenmassen dem Ort
nicht Idyllisches abgewinnen. Zurück bei Moni beschließen wir gemeinsam noch
lecker zu essen, ich bekomme einen Red Snapper und Moni eine kanarische
Gemüsesuppe und wir teilen uns einen Salat dazu.
78 km, 4:30 h, 930 HM, 18 - 22 Grad
26.1.16
Es ist noch immer nicht and Weiterfahren zu denken. Ich
hatte zwar schon die Taschen ans Rad gehängt, weil Moni meinte, sie würde mit
dem Bus weiterfahren und wir hatten philosophiert, dass wir noch zwei Tage in
Teguise Quartier beziehen könnten, aber schon das Duschen war so anstrengend,
dass Moni sich erstmal wieder hinlegen muss.
Ich breche also zu einer weiteren Tagestour auf. Erneut
durchquere ich Timanfaya-Park und frage diesesmal ab Abzweig zur Ruta de los
Volcanos, ob ich sie mit dem Fahrrad befahren könnte, aber das geht tatsächlich
auch nur gehen eine Eintrittsgebühr von 9€...
Leider ist heute das Centro de Visitantes geschlossen, so
dass ich meine Fahrt über Mancha Blanca nach Tiagua fortsetze. Hier quäle ich
mich über eine auf der Karte verlockend aussehende Piste exakt gegen den Wind
nach Osten, die genau auf Teguise zuläuft. Noch vor Erreichen der ehemaligen
Inselhauptstadt wechsele ich aber wegen Versandung und Wellblech auf Teer und
arbeite mich hinauf und Zentrum. Nach Besichtigung desselben verlasse ich die
Stadt auf dem GR131, der direkt nach San Bartolome führt. Leider quert der
Wanderweg das Gebiet El Jable, welches sehr sandig ist, insbesondere bergauf
kann man das Rad trotz mächtigen Rückenwindes kaum in Fahrt halten. Im Ort folge
ich dann nur noch der LZ 30 und kurbele entspannt 20 km mit feinstem Schiebewind
über nun schon gut bekannte Strecken durch das Weingebiet zurück. Es ist wieder
vollkommen wolkenlos heute und damit allerfeinstes Wetter. Moni hat schon auf
mich gewartet und einen kleinen Spaziergang unternommen! Wir sonnen uns und
dösen ein bisschen, gegen 17.00 h breche ich noch zu einer abendlichen Runde
über die Saline und El Golfo auf, was in der Sonnenuntergangsstimmung einmalig
schön ist. Später gehen wir im Ort in einer Bar am Supermarkt essen, was aber
sehr enttäuschend, da aufgewärmt und geschmacklos ist.
82 km, 4:30 h, 900 HM, 18 - 21 Grad
27.1.16
Wir diskutieren nach dem Aufstehen, ob es Sinn macht,
dass Moni mit dem Bus weiterfährt, es stellt sich aber die Frage wohin und die
Zimmersuche für eine Nacht ist sicher zeitraubend. Also doch noch einen Tag
bleiben... Ich komme früh los und fahre in das Zentrum der Feuerberge... Dort
nehme ich an der Bustour teil, die eine sehr interessante dreisprachige Führung
durch die Krater- und Lavalandschaften darstellt, lohnenswert! Leider darf man
nicht aussteigen... Später beobachte ich die Erdwärme in Form kochenden Wassers
und brennender Büsche. Es ist sehr windarm heute für bisherige Verhältnisse und
so rolle ich relativ locker weiter über Tinajo nach Tinagua, biege aber vorher
auf bekannten Wegen nach Süden ab. Über die LZ 56 erreiche ich rasch La Geria
und schon bald unsere Unterkunft, es ist gerade 12:30 h und Moni geht's so gut,
dass wir doch beschließen aufzubrechen... Mein Vorschlag war, an den Strand nach
Playa Quemada hinunter zu fahren, dort lecker zu essen und dann an der Stelle
der ersten Übernachtung zu zelten.
Gegen den nun lebhafteren Wind kämpfen wir uns hinab in
die Endzeitstimmung des Ortes und sitzen am Wasser, ich halte meine Füße länger
hinein, gäbe es eine Dusche würde ich sogar baden...
Plötzlich fällt mir auf, dass wir den Zimmerschlüssel
nicht abgegeben haben! Also nochmals die 9 km überwiegend hinauf nach Yaiza und
wieder zurück :-) Anschließend essen wir sehr gut und teuer am schwarzen Strand,
die Tische stehen direkt am Wasser, sehr cooles Ambiente.
Kurz vor Sonnenuntergang schieben wir die Räder wie schon
einmal über die Kuppe hinter den Ort, wo wir bald den von der ersten Nacht
bekannten schönen Platz zum Übernachten entdecken.
77 km, 4:30 h, 1003 HM, 16-21 Grad, wolkenlos
28.1.16
Wir haben den ganzen Vormittag Zeit, da der Flug erst kurz vor Vier geht. So trödeln wir, die letzten Sonnenstrahlen für einige Wochen aufsaugend, die gut 20 km an der Pronenade entlang, kaufen ein, holen unsere Verpackungsmaterialien ab und frühstücken ausgiebig im Englischen Viertel von Puerto del Carmen. Der Urlaub wäre entspannt geendet, wenn die Menschen beim Check-In nicht solchen Streß mit der Verpackung der Räder gemacht hätten. Unsere mit den altbewährten und in der Regel ausreichenden "Pferdedecken" und reichlich Luftkammerfolie verpackten Drahtesel müssen auf den letzten Drücker noch miz PLastikfolien umhüllt werden, nicht nur teuer sondern auch ziemlich sinnlos. So bleibt der letzte Nachgeschmack ein fader...
Kleines Fazit:
Die Insel hat mich - ebenso wie Furteventura im Vorjahr - begeistert. Auch hier gilt, dass man sehr schöne Radreisen machen kann. Ich fand anspruchsvolles Tourengelände vor (6000 HM in 6 Fahrtagen) auf im Wesentlichen guten und wenig befahrenen Straßen und Pisten. Interessant ist auch die Möglichkeit die großen Orte auf gut ausgebauten Strandpromenaden umrunden zu können. Es gibt im Landesinneren mehrere sog. "Vias CIclistas" de Lanzarote, auf denen Fahrräder theoretisch Vorrang haben und nur 50 km/h für Autos erlaubt sind. In der Realität halt sich aber nicht jeder dran...
Der Wind war anders als im letzen Jahr beständig, teilweise unerträglich, hier gilt, morgens möglichst viel der Strecken gen Nord oder Ost zurückzulegen.
Das Wildzelten auf der stärker als Fuerteventura, aber dennoch recht dünn besiedelten Insel war total unkompliziert, allerdings konnten wir es nur in drei Nächten austesten.
Das Rad sollte robust und geländegängig sein, um alle
Facetten der Pisten und Topographie nutzen zu können. Trinkwasser unterwegs muss
immer gekauft werden, die Versorgungslage ist erwartungsgemäß gut, selbst am
Sonntag sind etliche Läden geöffnet. Die Preise, auch der Restaurationen, liegen
unter dem was wir aus der Heimat gewohnt sind.
Der Januar als Reisezeit war extrem günstig, es war sehr
mild, eigentlich nie unter 12 Grad auch nachts, selten bedeckt, tagsüber erlebten
wir immer mehr als 20 Grad.
Nach meinem Erfahrungen mit Radreisen auf Gran Canaria,
Teneriffa, La Gomera, Lanzarote und Fuerteventura würde ich nun gerne noch
La Palma beradeln...
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