Ganz spontan eine Woche zuvor hatten Meike und ich uns entschlossen, an der diesjährigen Harztour unseres Radsportvereines teilzunehmen. Nachdem die Unterbringung der Kinder von Freitag bis Sonntag geregelt war, konnte es losgehen!
Trotz Vollsperrung der A7 auf Höhe des Elbtunnels gelang es uns halbwegs unversehrt vor dem Ansturm des Pfingstwochenendes über die Elbe zu kommen... Dank Rolfs Tip zur Anfahrt genossen wir die autobahnartig ausgebaute B 6 bis Benzingerode und trafen nach knapp 4 Stunden Fahrt an der Jugendherberge in Thale ein. Wunderschön liegt diese im Bodetal direkt unterhalb geheimnisvoller Gesteinsformationen und wir bedauerten ein wenig, hier nicht untergekommen zu sein. Nach kurzer "Anmeldung" bei den schon anwesenden Endspurtlern setzten wir die Reise fort, um unseren gebuchten Campingplatz am Bremer Teich zu suchen. Hierzu mussten wir noch ca. 20 km Richtung Südosten durch Gernrode hinein in das Ramberggebiet fahren.
1. Tag (7.6.2003)
Am nächsten Morgen startete die erste Runde um 10.00 Uhr an der Jugendherberge. Munteres Treiben herrschte auf dem Platz vor der Herberge, über 20 Personen hatten sich zusammengefunden. Drei Wagemutige nutzen unseren Start nur als Einstieg, um von hier einen sog. Flèche Allemagne zu starten. Neben den Herren waren insgesamt 4 Frauen am Start (Ute, Gaby, Katharina und Meike).
Pünktlich startete unsere Truppe, jeder ausgerüstet mit einem von Rolf erstellten Tourenplan. Das Wetter war nahezu perfekt, gut 20° C und Sonne... Jan Hocke erwies sich als ortskundiger Führer ;-) und geleitete den Pulk direkt in den ersten Anstieg hinauf zur Roßtrappe.
Bissige Kehren mit bis zu 12 % Steigung liessen den Schweiß fliessen, schnell waren die ersten 250 Höhenmeter erklommen. In ruhiger Fahrt mit zahlreichen Stopps um die an den Anstiegen versprengte Truppe zu sammeln genossen wir die wunderbare Landschaft. Nach 38 km dann die Trennung von den Audaxfahrern. Mit 19 verbliebenen Radsportlern setzten wir die Fahrt fort.
Die geplante Umfahrung der B 4 liess sich aufgrund des desolaten Wegeszustandes nicht realisieren, tat aber wie sich herausstellte, auch gar nicht not, so dass wir in rauschender Abfahrt auf der nahezu unbefahrenen Bundesstraße einen ersten Stopp zum Auffüllen der Flüssigkeitsreserven am Netzkater einlegten. Meike hatte mangels Trainingszustand gewisse Probleme an den längeren Anstiegen, so dass wir bereits einige Kilometer weiter fuhren und hinter einen langen Baustelle in Ilfeld auf den Rest der Gruppe warteten.
Nach der willkommenen Rast im historischen Stollberg mit wunderschöner Fachwerkarchitektur (einzig die Bedienung im Cafe trübte den Eindruck...) begann ein schwerer Aufstieg, der von einigen kurzen Abfahrten abgesehen, eigentlich erst in Friedrichsbrunn auf 580 m sein Ende fand. In rasender Fahrt vorbei am Hexentanzplatz hinunter nach Thale endete dann die Tour des ersten Tages nach 113 km und 1450 Höhenmetern.
Erster Halt in Thale |
Seid Ihr alle da? |
In Stolberg |
Kaffeepause |
Das Profil des ersten Tages |
Tag 1:
Technische Daten: 113 km, 1450 HM, max. Steigung 12%, max Gefälle 11%, Schnitt: 24,1 km/h |
2. Tag (8.6.2003)
Ganz so zertreten, wie erwartet, fühlten wir uns beim Aufwachen zum Glück nicht, das Bad im See lockerte zudem die Muskeln...
Wiederum pünktlich um 10.00 Uhr startete die zweite Runde mit vollzähliger Truppe. Gleich zu Beginn musste der lange, ca. 380 Höhenmeter zählende Aufstieg über den Hexentanzplatz nach Friedrichsbrunn bewältigt werden. Bei ziemlicher Schwüle heute und 23°C bereits am Start war dieses eine schweißtreibende Angelegenheit.
Die ersten 50 Kilometer hatten es bereits in sich, galt es doch immerhin bis zur Basisstation am Brocken knapp 1000 Höhenmeter zu überwinden. Entsprechend anspruchsvoll war auch das Profil, so dass die Gruppe immer wieder recht weit an den langen Anstiegen auseinander fiel. Als besonders unangenehm empfand man das Stück unmittelbar vor Schierke, wo bis zu 15% Steigung im Weg standen und eine lange Kopfsteinpflasterpassage eingebaut war.
Aber von vorne. Auf der Anfahrt zum Brocken, dessen Bezwingung der Höhepunkt der heutigen Tour werden sollte, hatte nur Katherina den Wunsch geäußert, eine eigene verkürzte Runde fahren zu wollen. Rolfs Knie schien trotz der hohen gestrigen Belastung heute besser zu laufen, auch Ute zeigte sich nach gestriger Anstrengung regeneriert. Jens hatte schon am ersten langen Anstieg über dicke Beine geklagt und hielt sich ein wenig zurück. Über Allrode, Stiege, Hasselfelde, Trautenstein und Tanne ging es über teilweise wunderschöne Anstiege in duftenden Wäldchen weiter nach Sorge, Elend und schließlich Schierke, wo ein Teil der Gruppe (Jens, Meike, Gaby, Ute) eine Rast in einem netten Cafe einlegte während der Rest der Mannschaft nach kurzem Halt und dem Nachfüllen der heute sehr schnell schwindenden Getränkereserven den Weg auf den Brocken begann.
Ich hatte meine Umkehr für den Fall eines zu großen Menschenauftriebes angekündigt, aber lediglich der letzte Kilometer war gruselig, das Slalomfahren um die Menschenmassen herum einfach bescheuert. Mindestens genauso bescheuert war die schlechte Qualität des noch nicht erodierten (Rest-)Asphaltes, aber der Gruppenzwang trieb uns voran ;-)
Mit erstaunlich geringen Abständen kleckerten von Guido bis zu Rainer dann auch alle Willigen auf der Spitze von Norddeutschlands höchstem Berg auf 1142 m ein. Nach kurzem Fotostopp ging es schon wieder hinab, geniessen konnte man allerdings keinen der 9 Kilometer. Witzigerweise traf ich auf der Abfahrt noch Andreas Spiegel, der sich gerade auf einem MTB hinaufwagte.
Zurückgekehrt und um die Erfahrung reicher, beim nächsten Mal auf den Aufstieg zu verzichten, ließ ein köstliches Eis im Cafe die Qualen vergessen.
Fleming, Meike, Gaby und Jens hatten sich bereits eine halbe Stunde vor uns auf den Rückweg gemacht. Trotz heftigster Bemühungen eines an der Spitze arbeitenden Rolfs gelang es uns nicht, sie wieder einzuholen. Teile des Rückweges führten leider über die viel befahrene B 27, zudem verlief der letzte Schlenker ungeplant, da erste Regenschauer einen Wetterwechsel ankündigten. Über die Roßtrappe hinab - anstatt nördlich an Thale heranzufahren - verbrachten wir schließlich die letzten Kilometer.
Entschädigend für die Strecke an der Bundesstraße war der Verlauf der Straße im Bodetal sowie der letzte Anstieg auf schmaler, aalglatter, kurviger Route vor Treseburg.
Zusammengefasst ein tolles Wochenende mit reibungslosem Ablauf, freundschaftlicher Gruppe und hervorragenden Rahmenbedingungen! So müsste es immer sein...
Einige Brockenbezwinger |
Rast in Schierke |
Das Profil des zweiten Tages |
Tag 2:
Technische Daten: 116 km, 1770 HM, max. Steigung 18%, max Gefälle 11%, Schnitt: 23,5 km/h |
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