Radreise nach Gran Canaria 2014

 

 

 

 

 

 

5.2.2014 

Sitze im Mondlicht vor dem Zelt auf 1540 m Höhe im Kiefernwald. Zum Einstieg ein herrlicher, aber auch anstrengender Tag... Mein Vater brachte mich zum Flughafen, nachdem ich tags zuvor mit Moni den Vorabend- Checkin absolviert hatte und das Rad schon mal losgeworden war. So ein 5-stündiger Flug ist ganz schön zäh. Aber meine Nachbarn waren sehr gesprächig... Den Flughafen verlasse ich erst eine Stunde nach Landung, das Rad kommt als allerletztes. Den einziger Weg weg vom Flughafen neben der Autobahn zeigt mir zum Glück das GPS, einen Kilometer entfernt deponiere ich die Fahrraddecke und den großen Packsack im Gebüsch unter einem Pappkarton, mal sehen....über Carrizal und Ingenio, wo ich den erstbesten Supermarkt stürme, geht's auf die imposanten Berge zu. Es ist klar, beste Sicht, wolkenlos und noch 21 Grad warm. Hinter Ingenio komme ich irgendwie von der GC 120 auf eine Nebenstrecke ab, die den wunderbaren Barranco de Guayadeque hinaufzieht. Leider endet dieser Canyon an zwei gut besuchten Restaurants und die glatte Teerstrasse geht in einen Wanderweg über, der nur zum einem Teil fahrbar ist. Von Höhenmeter 900 bis ca. 1200 passiere ich einige Bauernhäuser mit bellenden, teils freilaufenden Hunden und schinde mich arg. Es ist inzwischen stockdunkel und ich schiebe im fahlen Mondschein oder mit Stirnlampe. Plötzlich wieder Teer, aber bei Steigungen bis 20 % fangen die Beine an zu krampfen. Ich ackere voran und erreiche glücklich wieder die GC 120, die steil bergan zieht. Tief unter mir erstrahlt die Küstenebene. Der Platz, den ich auf Google Earth ausgesucht hatte ist leider nicht eben und nah an der Strasse, aber nur ein paar hundert Meter weiter ist ein ideales Revier unter hohen Kiefern, wo ich das Zelt aufbaue.

 

25 km, 1550 HM, 3:12 h, Ü auf 1540, 11-21 Grad, wolkenlos

 

6.2.14  

Kaum zu toppen dieser Tag! Ich schlafe 11 Stunden und wache erst um 8.00 h auf. Der Himmel ist wolkenlos. Schnell packe ich zusammen, freue mich schon auf die Fernsicht. Diese ist sensationell, unten alles voller Wolken! An der nächsten Kurve wird der Blick auf Teile Teneriffas und den Teide frei. Es ist wunderbar! Ich passiere die Caldera de los Marteles, einen alten Vulkankrater.

Den Anstieg zum Pico de las Nieves lasse ich mir nicht entgehen, der höchste erreichbare Punkt der Insel unterhalb der „Brüste“, Los Pechos, zweier Radarkugeln, ist um diese Zeit menschenleer. Die ganze Insel liegt mir zu Füssen, immer noch sind das Meer und die Küste Wolken verhangen.  Bei der Abfahrt besichtige ich noch die beiden Schneelöcher.  Am Cruz de Llanos de la Paz halte ich mich gen Tejeda, die Ruta de Las Cumbres will ich gegen den Uhrzeigersinn fahren. Der Mirador de Becerra gibt sensationelle Blicke frei, alle markanten Roques sind im Blick. Am Paso Cruz de Tejeda ist schon fast die Hölle los, jede Menge Menschen, das erste Mal auch Touristen. Nach Tejeda geht es weitere 400 m hinab, dort ist ein gut sortierter SPAR, ich Fülle meine Vorräte auf, die Preise sind moderat, ähnlich den unserigen.

Dann geht's wieder hinauf zum Roque Bentaiga, an dessen Fuß ein Museum liegt. Ich stelle das Rad ab und erklettere auf dem Wanderweg den heiligen Berg der Urkanarier. Direkt nach mir kam eine Busladung Menschen an, die zum Glück zunächst die Toilette des Museums bevölkert... Oben bin ich ganz allein und genieße den mystischen Ort, entdecke Höhlen und Felslöcher und genieße Ruhe und Aussicht. Die Strecke steigt wiederum zum Asseradorpass um dann bis zur Kreuzung in Ayacata leicht zu fallen. Hier fahren Dutzende von im Süden stationierten Rennradfahrern herum und bevölkern die Bars/Restaurants. Wieder geht's bergan zum Parkplatz La Goleta, wo der Generator eines Kiosks lärmt, hier beginne ich die Wanderung zum Roque Nublo.

Diese ist etwa doppelt so lang, wie die vorige. Es sind noch etliche Menschen unterwegs, viele in Sandalen. Angebracht sind Turn- oder Wanderschuhe. Der Berg ist höher und noch spektakulärer als der Bentaiga. Ein großes Plateau vermittelt alpinen Charakter. Ich treffe den schwedischen Rucksacktouristen, der mich gestern auf den ersten Kilometern ansprach. Zurück am Rad nehme ich die letzten Kilometer des Tages in Angriff, ich habe mich entschlossen bei dem hervorragenden Wetter noch eine Nacht hoch oben zu schlafen. Es gibt auf engsten Raum vier öffentliche Campingplätze, die nun vor mir liegen. Der „Llanos de la Pez“ hat sogar Toiletten und fließend Wasser, so dass ich ein paar Kilometer weiter zunächst einen großen leckeren Salat im Restaurant esse und dann zurück kehre und nach einer kalten Dusche im Wald das Zelt in einem sichtgeschützten Bereich oberhalb des Platzes aufstelle.

51 km, 1702 HM, 4.10 min, Ü auf 1670 m, 7-18 Grad, wolkenlos

 

 

7.2.14 

Wow, diese Insel ist wirklich wie ein kleiner Kontinent... In der Nacht wache ich vom Regen auf und rette noch meine Schuhe, das Handtuch liegt auf dem Rad und wird nass. Beim Aufstehen sehe ich keine Wolke am Himmel, seltsam. Es ist kalt, gerade mal 0 Grad meldet die Technik, Schnee liegt aber auch auf dem knapp 300 m höheren Pico nicht. Ich habe mir eine schöne Runde ausgesucht, ziemlich Zickzack, aber landschaftlich attraktiv. Zudem möchte ich nichts doppelt fahren und daher biege ich heute am Cruz de Llanos de la Paz nach Osten ab. Kaum getan, fällt die Strasse nach San Mateo ab und feuchter Nebel umgibt mich. Eine tolle Stimmung, der Kampf der Sonne mit den tiefliegenden Wolken. Am Ende der GC 600 links ab, zum Cruz de Tejeda geht es durch eine grüne, zauberhafte Terrassenlandschaft, die in krassem Gegensatz zu den trockenen Felsformationen der Caldera steht. Auf dem Pass gewinnt die Sonne überhand und ich Schraube mich die GC 150 hinauf zum Mirador de Las Paloma. Auch wieder ein wahnsinniger Blick ins Innere der Insel, kein Mensch weit und breit.

In Maspalomas wird wohl gerade gefrühstückt…  Etwas später biege ich links in einen Waldweg ein, eine meiner besten Ideen bisher. Dieser führt, nie zu steil, weiter bergan zu den Cuevas de Caballero, die viele hundert Meter über dem Talgrund liegen und in der wärmenden Sonne sehr eindrucksvoll sind. Hinab nach Artenara, wo ich einkaufe, esse und die Aussicht vom Mirador de Unamuno aufsauge.

Anschließend schaue ich mir noch das ansprechende Höhlenmuseum an. Der ganze Ort ist quasi in die Felswand gebaut. Ein Rumäne sieht mein Zelt in der Sonne trocknen und fragt nach Campingmöglichkeiten, er hat die Nacht im Auto geschlafen... 

Die GC 21 hinauf, es ist kurz nach 14.00 h und warm in der Sonne, insgesamt aber deutlich kühler als tags zuvor. Ich entdecke die erste echte Quelle auf meiner Reise direkt am Straßenrand. Am Mirador Pinos de Galdar kann ich wegen Nebels erst nichts sehen, dann reißt es aber auf. Die GC 70 und dann die 702 zeigen wieder ein völlig anderes Landschaftsbild. Saftig grüne Weidelandschaft, fast wie Almen.

Der Abstecher nach Westen auf die GC 223 ist wunderschön aber letztlich fast eine Sackgasse. Der Barranco Hondo, den es hinab geht ist paradiesisch, grün, feucht, tropisch. Höhlen kleben an den Wänden.

Am Ende erreiche ich den Stausee de los Perez, hier gibt es drei Strecken, zurück auf anderer Route an die Hauptstraße, nach Süden gen Artenara und auf zermürbter Strasse nach El Hornillo, von wo ein Wanderweg die Verbindung zum Barranco de Agaete herstellt - müsste doch gehen...   

Unterhalb einer Kapelle am Marktplatz ist der Weg mit 3 km beschildert. Ich brauche eine gute Stunde dafür, wuchte das schwere Reiserad über glitschige Steine und durch Gebüsch, immerhin sehe ich Fußspuren im Matsch. Ich bin froh als ich nach dieser halsbrecherischen Aktion wieder an eine Strasse komme, gut 350 HM ging es so bergab.  

Eine Gegensteigung hinauffahrend entdecke ich an einem Aussichtspunkt einen geeigneten Biwakplatz. Es sind aber aktuell noch etwa 20 Einheimische auf ihrem Feierabendspaziergang unterwegs, so dass ich zunächst die Tourenplanung für morgen mache, dann dusche, als alle weg sind und esse. Nach Sonnenuntergang stelle ich dann erst das Zelt auf, wenn ich auch 250 m oberhalb des Ortes bin, sicher ist sicher. Wegen der Kühle habe ich bewusst einen deutlich tieferen Schlafplatz angesteuert, was eine gute Idee war. Das hat immerhin heute 2400 HM bergab eingebracht ...

60 km, 1280 HM, 5.18 h, Ü auf 550, 0 - 16 Grad, heiter

 

8.2.14 

Die Nacht war irgendwie unruhig, lag ich kopftief? Noch vor Sonnenaufgang baue ich ab und rolle die gut 500 HM nach Agaete hinab. Der Ort ist völlig untouristisch, der vorgelagerte Puerto de Las Nieves absolut sehenswert in seinem weiß-blauen Stadtbild. Der große Katamaran der Olsen-Line legt gerade nach Teneriffa ab. Ich kaufe noch ein Frühstück bei SPAR und erklimme die ersten Serpentinen der mächtigen Küstenstraße, die mich nun für die nächsten Stunden beschäftigen wird. Diese ist wahrlich traumhaft und windet sich über der Steilküste auf und ab mit spektakulären Blicken entlang derselben.

In El Risco erreiche zunächst wieder fast Meeresniveau, dann geht es noch einmal auf über 500 m hinauf. Der vielgepriesene Mirador del Balcon ist nichts gegen die zahlreichen großartigen Ausblicke, die unterwegs zu erhaschen waren. Der Blick hinab auf La Aldea ist enttäuschend, karg und hässlich, schon wegen der vielen Gewächshäuser. Ich besuche zunächst den Hafen und esse mich in einer der Fischtavernen mit einem Menü für 8 Euro pappsatt. 

Anschließend muss ich mich entscheiden, ob ich hier bereits wieder den Barranco hinauf fahre oder weiter der einsamen Trasse nach Süden folge. Ich beschließe angesichts der besseren Versorgungslage nach Süden zu fahren. In der fast unerträglichen Nachmittagssonne kämpfe ich mich steil bergan und erreiche abermals von Null kommend den Pass Degollada de Altea auf knapp 700 m. Hier oben hat ein Deutscher, der seit fast 40 Jahren auf Gran Canaria lebt, einen Kiosk, es gibt Mangokuchen und frisch gepresste Obstsäfte und ein sehr informatives langes Gespräch, sogar Campingtipps kann ich erhalten.

Als ich weiterfahre ist es schon spät und kalt durch den Wind. Bis zum Abzweig nach Veneguera geht es bergab, dann noch einmal fies bergan. An der Stelle, wo es rechts nach Mogan gehen würde, zweigt ein unscheinbares, frisch asphaltiertes Sträßchen nördlich hinauf zu den Stauseen ab. Das Tal ist wunderschön, Palmen im milden Abendlicht. Angeblich soll ein guter Biwakplatz mit Kieferbestand kommen, kaum habe ich diesen erkurbelt schlagen mehrere Hunde an und offenbar ist der Grund privat....

Also weiter, der nächste Platz ist zu exponiert, der übernächste von einem Paar im Auto blockiert, der weitere zu steil. Eh ich mich versehe ist die Sonne untergegangen und ich habe fast 1000 m Höhe erreicht. Direkt hinter einer kleinen Passhöhe dann endlich ein Baum bestandenes flaches Areal. Schnell die Klamotten vom erhitzten Körper und eine Dusche aus dem Wassersack, nicht ohne vorher einen Liter Trinkwasser für morgen abzufüllen, ich komme ziemlich knapp, in den nächsten Stunden sind keine Orte zu erwarten. Während ich das Zelt aufbaue schiebt sich eine Wolkendecke herauf von Norden und hüllt alles in gespenstischen Nebel...

81 km, 2325 HM, 6:31 h, Ü auf 970 m, 8-21 Grad

 

9.2.14 

Ein eher gemütlicher Tag. Schon als ich gestern zu Bett ging hatte es sich ja vollkommen zugezogen und ein grauer feuchter Nebelschleier senkte sich auf den Wald. Morgens ist nun alles klitschnass.

Entspannt breche ich auf, es soll heute nicht zu anstrengend werden... Der weitere Weg passiert zunächst den großen Stausee de la Cuevas de Las Niñas. Der Campingplatz dort wird gerade komplett renoviert und ist geschlossen. Langsam bahnt sich die Sonne den Weg und es wird wärmer. In Ayacata erreiche ich wieder die Hauptstraße und genehmige mir einen frischen Orangensaft in einer Bar. Noch sind die Strassen völlig unbefahren und das trotz oder wegen des Sonntags. Ich fahre die nun bekannte Strecke nach Tejeda rückwärts, wo der SPAR Supermarkt erfreulicherweise geöffnet hat und kaufe insbesondere Getränke und Brot für den Tag. Den Weg hinauf nach Artenara kenne ich dann aber nicht mehr, zuletzt erreichte ich diesen sympathischen Ort von oben kommend. Ich trockne erneut meine Sachen am Mirador und beschließe etwas zu Mittag zu essen. Auf Empfehlung des Wirtes in der Bar Tamadaba nehme ich einen Eintopf mit Kichererbsen, sehr lecker. Weiter geht es die wenigen Kilometer bis in das Erholungsgebiet Tamadaba, die Strasse führt mal wieder wunderschön mit atemberaubenden Blicken um einen Berg herum. Bald ist ein herrlich gelegener Campingplatz erreicht, auch einer der sog areas recreativas

Dieser ist vom  Wochenende noch völlig überfüllt mit Kinder- und  Jugendgruppen, leert sich aber relativ schnell. Das Areal fällt steil ab nach Westen mit einem wirklich spektakulärem Blick über die Berge der Küste und nach Teneriffa. Der Platz an dem ich das Zelt aufstelle ist zudem besonders nett.

Den Nachmittag verbringe ich mit Sonnen und Musikhören und dann dem Beobachten des Sonnenuntergangs, vielleicht des dramatischsten, den ich je gesehen habe. Denn innerhalb von wenigen Minuten wieder einmal wird aus einem wolkenlosen Traumhimmel ein vom Passat getriebener Wolkenfetzenhimmel. Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, nieselt es und die Sichtweite beträgt keine 50 m....

48 km, 1059HM, 3:44 h, Ü auf 1175, 6 - 15 Grad, 8 Stunden wolkenlos, morgens und abends Wolken bzw.Regen

10.2.14 

Alle Pläne über den Haufen geworfen und das erste Mal verplant...

Es hat die ganze Nacht geschüttet! Nun zum dritten Mal packe ich mein pitschnasses Zeug ein. Und es kommt noch schlimmer... Es ist weiterhin total neblig, kalt und windig. Eigentlich wollte ich meine Reise so langsam im Norden ausklingen lassen, mir z.B. das Städtchen Teror ansehen. Wenn ich aber irgendwie mein Zeug heute trocken kriegen will, muss ich über den Nordgrat der Insel hinweg. Zunächst fahre ich wie geplant von Tamadaba hinab in das Gebiet der Stauseen Lugarejos und Perez. Eine sehr schöne Fahrt, noch ist teilweise die Sonne da. Kaum dass ich aber den Aufstieg zur Hauptstraße beginne, zieht es blitzschnell zu und nieselt. Auf einer 20 % steilen Rampe presse ich gegen den Wind bergan, fast muss ich schieben!

Hier fällt die Entscheidung doch noch den äußersten Süden anzusteuern. Ich fahre hinauf zum Mirador Pinos de Galdar, dann zum Cumbrepass und erst am Cruz de Llanos de la Paz habe ich die Wolkendecke durchbrochen. Unterwegs traf ich übrigens das ältere österreichische Paar, welches ich schon wandernd zwei Tage zuvor gesehen hatte. In der wärmenden Sonne läuft es nun wie von selbst und ich stoppe zunächst in Ayacata zum Trocknen meiner Ausrüstung und dann am Chirastausee zum Essen. Im Ort hat nur eine etwas heruntergekommene Bar geöffnet, ich fahre zunächst vorbei, kehre dann aber wieder um. Die fast zahnlose Besitzerin ist aber sehr freundlich und macht mir Pollo con Patates und ein Spiegelei dazu. Vorweg Oliven und Brot und als Überraschung gibt's noch Pfannkuchen mit Sahne. Als ich gehen will bekomme ich noch 5 Orangen in die Hand gedrückt und sie lobt meine spanischen Kenntnisse - Wow...

Die Piste, die am des Stausees beginnt hatte ich etwas unterschätzt! Nicht nur, dass sie erst einmal weiter bergauf zieht, sie ist auch in afrikanischen Zustand und so holpere ich mit vier Liter Wasser im Beutel auf dem Gepäckträger schwankend daher. Die Ausblicke sind aber wieder einmal grandios. Irgendwie hat die Strecke kein Ende, ich wollte kurz vor Erreichen des Asphaltes campen, aber der kommt nicht...

Endlich eine aalglatte Teerstrasse aus dem Nichts. Ich nutze die erstbeste Gelegenheit das Zelt auzustellen, eigentlich zu nah an der Strasse, aber es kommen in zwei Stunden nur vier Autos...

Auf der einen Seite blicke ich aufregend in den Nachbarbarranco, auf der anderen leuchtet Maspalomas in der Ebene. Und es ist endlich mal wieder warm! 

85 km, 1604 HM, 6.13 h, Ü auf 713 m, 6 - 17 Grad, wolkig, neblig, ab mittags heiter

11.2.14 

Die Hitzeschlacht...

Tatsächlich fahren in 12 Stunden nur noch zwei Fahrzeuge vorbei. Es ist völlig windstill und der Mond ist so hell, dass die Stirnlampe getrost ausbleiben kann. Morgens ist das Zelt durch Tau völlig feucht. Ich stehe vor Sonnenaufgang auf und rausche hinab nach Maspalomas... Der obere, nördliche und höher gelegene Teil hat den Charakter einer spanischen Kleinstadt. Irgendwie erwische ich die Uferpromenade eines künstlichen Bachbettes, welches den Ort in Nord-Süd Richtung quert und gelange so völlig stressfrei zwischen dem Dünengürtel und dem Leuchtturm an die Strandpromenade, wo ich bei milden Temperaturen und Meeresrauschen frühstücke. Der südlichste Punkt, den ich in meinem Leben besucht habe... Breitengrad 27 - ganz schön weit weg von Zuhause ....

Zurück auf selben Weg mache ich noch einen Abstecher in den Ortsteil El Tablero und kaufe ein. Der Einstieg nach Norden bietet mehrere Alternativen, ich wähle die GC 504, die hinter dem Aquasur Wasserpark beginnt. Langsam steigt sie lieblichen Barranco an, Frösche quaken, Wasser plätschert. Dutzende Rennradler und Mountainbiker sind unterwegs. Mit Erreichen des Örtchen Ayagaures geht meine Route nach Osten in eine halbwegs vernünftige Piste über, was sofort dazu führt, dass ich alleine bin. Inzwischen ist es mächtig warm geworden, sicher der wärmste Tag bisher! Schier endlos in weiten Schlaufen, immer auf und wieder ab, zieht sich die Strecke, die auf der Kompasskarte auch asphaltiert sein könnte. Ich sehe ein wanderndes Paar und einen Läufer, sonst in den ca. 90 min niemanden, landschaftlich ist es sehr schön, wild und canyonartig. Plötzlich, kurz vorm Erreichen der asphaltierten GC 60 winken mir zwei Wanderer, die essend auf einem Stein oberhalb der Piste sitzen wild zu. Erneut treffe ich die beiden Braunauer am Ende der Welt. Wir klönen ewig  lang über das Reisen, es ist sehr nett.

Auf der Asphaltstraße erreiche ich in glühender Sonne Fataga und mache einen kleinen Bummel durch den Ort. Die weiteren fast 400 HM auf den Pass hinauf sind wegen der Nachmittagshitze echt anstrengend, zum Glück passiere ich eine Quelle. Dutzende Rennradler kommen von ihren Tagesrunden zurück. In San Bartolome genehmige ich mir das Menü im Restaurant la Cueva und fliehe von der Sonne gezeichnet in den Innenraum, draußen ist es trotz knapp 1000 m Höhe nicht auszuhalten....  

Anschießend genieße ich die Fahrt nach St. Lucia im Barranco Tirajana und fasse dort Wasser zum Duschen, hinter dem Ort entscheide ich mich für die Höhenstrasse GC 550 und finde nach wenigen km einen traumhaften letzten Biwakplatz! Terrassenartig steigt das Gelände hier oberhalb der wenig befahrenen Strasse an und eine Erdpiste führt hinauf, direkt unter dem Pico de Las Nieves schlage ich das Zelt auf. So einsam war ich noch nicht in den vorherigen Nächten, ein Traum. Nur der später erst einschlafende böige Wind nervt, denn er lässt mich ums Zelt bangen und wirft zweimal mein Rad um, wobei mein treuer Spiegel kaputt geht. Grmppff.

Ein herrlicher Sonnenuntergang beschießt meine bis hierhin nahezu perfekte Outdoorwoche... 

PS. heute habe ich tatsächlich die 10000 Höhenmeter geknackt :-)

83 km, 1650 HM, 6.04 h, Ü auf 890 m, 7- 24 Grad, wolkenlos.

12.2.14 

Ein würdiger Abschluss...

Beim Aufstehen ist es wolkenlos, die Sonne taucht die Berge in orangerotes Licht. Ich schieße 600 HM hinab, böiger Wind erfordert volle Konzentration im Sattel zu bleiben. In Incenio kaufe ich ein Schokobrötchen und wenig später im Mercadona-Supermarkt ein paar Dinge für den Tag. Ich beschließe doch, die Strände nördlich des Flughafens anzusteuern, da ich dann schon einmal die Packmaterialien einsammeln kann und schlichtweg näher dran am Abflug bin.

Leider stelle ich fest dass meine Verpackung und der Ortliebsack verschwunden sind. Mist! Die beiden Orte nördlich an der Küste Ojos de Garza und Tufia sind so nah am technischen Geschehen des Flugverkehrs wirklich überraschend ursprünglich, ja fast schon einzigartig. Wieder zeigt die Insel ein neues Gesicht. Da ich in der ersten Bucht keine Dusche entdecke, ich aber noch schwimmen möchte, fahre ich zunächst durch die Gewächshäuser und entlang der Dünen weiter gen Norden. Dort zeigt sich schon die geschützte Bucht von Tufia. Traumhaft! Ich rolle durch die schmalen Gassen zur kleinen geschützten Bucht hinab. Weiße Wellen rollen an den schwarzen Strand. Die weiß-blau getünchten Häuser bilden einen fotogenen Kontrast. Ein Mann steigt aus dem Wasser und spricht mich an, berichtet von seinem „pequeño paradiso“... Wir kommen ins Gespräch, Luis hat mehrere Häuser und Restaurants und lebt davon. Ein netter, 50 jähriger, gebildeter Typ. Er bietet mir an, in seinen Haus zu duschen und serviert eine kühle Buttermilch auf der Terrasse direkt am Wasser. Später steigen wir noch den Berg hinauf und betrachten die alten Siedlungsformen der Steinhäuser und besuchen eine Höhlenwohnung von Nachbarn. Ich bin begeistert, der Vormittag verrinnt mit interessanten Gesprächen wie im Flug.

Luis muss noch Las Palmas und so trennen wir uns gegen Mittag, ich rolle zurück in die erste Bucht nach Ojos de Garza und esse im einzigen urigen Restaurant einen Salat. Herrlich im Februar in der Sonne Sommergefühle zu haben.

Auf dem Weg zum Terminal sammele ich noch eine herumliegende Decke als Notverpackung ein. Der Abflug verspätet sich leider um eine Stunde, dafür muss ich in einer aufwändigen Prozedur das Fahrrad bei der Polizei aufgeben und dafür komplett zerlegen, da der Röntgenapparat der kleinste Europas ist...

Danach läuft alles problemlos und wir heben um 16:50 h Ortszeit ab…. 

34 km, 216 HM

 

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