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Gut über dreißig mal habe ich Griechenland bereist. Das letzte Mal war es aber nun gut 4 Jahre her und ich war sehr gespannt, ob und wie die Krise der letzten Jahre das Land und die Menschen verändert haben würde. Mit Easyjet fand sich ein preisgünstiger Flug, der direkt von Hamburg nach Athen führte. Wettermäßig hatte ich die Hoffnung, noch ein paar schöne Spätsommertage zu erwischen, wer ahnte bei Buchung im Norddeutschen Sommer schon, dass wir einen der schönsten Herbste der Geschichte haben würden...
29.10.2014
Nachdem Moni mich am Terminal 1 abgesetzt hat, suche ich
erst einmal den Easyjet-Schalter und wuchte die Sachen hinüber. Probleme machen
die Jungs am Sperrgepäckschalter, nach langem Palaver muss ich den Karton mit
dem Rad wieder aufmachen, da er nicht durch das Röntgengerät passt... Zum Glück
kommt der Easyjet-Chef persönlich mit einer Kleberolle vorbei und so kann der
Karton auch wieder verschlossen werden.
Ich bekenne mich ja als jemand, der gerne mit den
Billigfliegern reist. Die Gäste sind meist routiniert und entspannt, kein
Vergleich zu den Charterbombern mit Allinclusive Gästen. Alles läuft
reibungslos. Zudem sind die Ein- und Ausstiegsaktionen herrlich kurz. So sind
wir auch schon nach knapp drei Stunden Flugzeit, die durch Gespräche mit meinen
polnischen Nachbarn schnell vergehen, in Athen.
Keine 20 min nach Landung bin ich Abmarsch bereit und sucht den
Prostiakos, den Vorstadtzug, der bis nach Korinth fährt. Eine gute Entscheidung,
denn auf dem Weg zum Bahnhof beginnt es wieder zu regnen.
Die gut 90 min Fahrtzeit sind durch viele wechselnde
Passagiere kurzweilig, leider ist es um 18.00 h schon dunkel so dass ich nicht
viel der Umgebung mitbekomme.
In Korinth angekommen sind die Straßen unter Wasser, ich
fülle meine Vorräte auf und radele im leichten Nieselregen die 10 km nach
Loutraki. Das Hotel Isthmia ist nicht beleuchtet, so dass ich zweimal daran
vorbeifahre... Es kostet 25 € pro Nacht, die Betreiber sind extrem offene und
freundliche Menschen und nach einem Besuch am Wasser, welches warm und völlig
ruhig ist, klönen wir noch lange.
Das Zimmer ist soweit ok, allerdings herrscht ein
gewisser Renovierungsstau...
30.10.2014
Der Wecker ist auf 6.15 h gestellt, da die Tage kurz
sind, möchte ich früh los. Gestern habe ich noch mein Verpackungszeug im Hotel
zurücklegen lassen.
Die Straßen sind nass, aber der Himmel fast wolkenlos.
Am nördlichen Horizont ist ein komplett schneebedeckter Berg!
Der Tag beginnt dennoch ziemlich blöd. Ich verfahre mich
reichlich, denn die Ausschilderung beschränkt sich auf die Autobahnrouten. Da
ich diese nicht nehmen möchte, irre ich im Zickzack umher, dabei muss ich
etliche Hundeattacken abwehren...
Über eine ziemlich stark befahrene Straße fahre ich
endlich gen Argos. Akrokorinth thront malerisch auf einem Hügel. Langsam nehme
ich den Rhythmus des steten Auf- und Abs an und kurbele mit dem ungewohnt
beladenen Rad voran. Schön beginnt die Gegend erst nach einigen km zu werden.
Auch lässt der Verkehr spürbar nach, nachdem Hiliomodi passiert ist. Nach gut 60
km die erste größere Pause am antiken Argos am Südrand der Stadt. Das
Amphitheater fasste 20000 Zuschauer und ist praktisch in den Berg hinein gebaut.
Kurze Zeit später ist der Argolische Golf erreicht und eine herrliche
Küstenstraße beginnt. Vor Astros biete ich zur Küste ab, pausiere am Strand und
wate durch das immer noch lauwarme Wasser. Hinter Agios Andreas der zweite Teil
der Panoramastrecke am Wasser. Leonidio oder gar Plaka noch vor der Dunkelsten
zu erreichen scheint vermessen, ist es doch um 18.00 h bereits stockfinster.
Zudem ziehen dunkle Wolken auf. Ich entscheide daher spontan nicht zu zelten und
biege in Tyros zum Paralia Tyrou ab. Mein nunmehr 11 Jahre alter Reiseführer
berichtet über etliche Zimmer und Hotels dort. Diese Reihen sich tatsächlich an
der idyllischen Bucht entlang. Ich klingele am ersten Hotel, ohne Erfolg, auch
beim Zweiten muss ich lange warten, aber Tassos bietet mir dann ein tolles
Zimmer für 25 Euro an, das Frühstück würde dazu nur drei Euro kosten. Während
ich das Gepäck abnehme, beginnt es zu tröpfeln.
Tassos, der Besitzer ist sehr freundlich, erzählt viel
und freut sich offenbar über seinen einzigen Gast.
Er schenkt mir Granatäpfel und eine mir unbekannte
Frucht, die ich morgen probieren werde...
Erstaunlicherweise beruhigt sich das Wetter wieder. Mein
Spaziergang entlang der gesamten Bucht bleibt trocken, allerdings kommt
kräftiger Wind auf. Ich Skype mit Moni und gucke die Wettervorhersage. Es soll
nicht so schön werden morgen.
130 km, 1058 HM, 6:56 Fahrtzeit. 10 - 21 Grad, heiter
31.10.2014
Der Tag startet super. Bei aufreißendem Himmel kurbele
ich die knapp 20 km nach Leonidio im üblichen Auf- und Ab der Küstenstraße.
Leider hat dort wegen der frühen Stunde nur der Bäcker
auf. Der Ort gefällt mir, ist sehr untouristisch und irgendwie typisch
griechisch, Ich habe mich gegen die Strecke über Kosmas entschieden, da ich die
weiter östlich gelegene Variante probieren möchte. Fies steil steigt die Straße
in Poulithra an, um dann hinter dem Ort in einen schönen Pass überzugehen, der
erst auf knapp 700 m endet. Verkehr gibt es hier eigentlich gar nicht. Schwarze
Wolken regnen über dem Meer ab, wo ich fahre brennt die Sonne vom Himmel. Kurz
hinter Pelera windet sich ein breites, neues Asphaltband nach Süden, ein dickes
Schild weist nach Kremasti. Lustiger weise ist die Ausbaustrecke nach wenigen
Kilometern unterbrochen und eine steile, löchrige Piste schraubt sich die
letzten Höhenmeter auf eine Hochebene, welche auf knapp 900 m durch eine schöne,
einsame Bergwelt führt. Nur Ziegen und Hirten sehe ich hier oben, es hat sich
zugezogen, kühl ist es. Bis auf knapp 1000 m steigt die Strecke zweimal an,
bevor es gen Lambokambos bergab geht. In den kleinen Orten unterwegs herrscht
Totenstille, keine Menschen unterwegs, kein Laden, so hoffe ich auf Richia, dem
wohl größten Dorf 25 km Radius, aber auch hier werde ich enttäuscht. Stattdessen
beginnt es zu regnen. Immer stärker werden die Tropfen und nachdem ich zunächst
noch versucht habe Höhe zu verlieren, bin ich nun trotz Regenklamotten völlig
durchnässt und halte an einem Rohbau zum Unterstellen. Mehr als 90 min hoffe ich
auf ein Ende des Regens, der sintflutartig heruntertrommelt. An Weiterfahren ist
nicht zu denken. Eigentlich wollte ich heute endlich Zelten... Endlich lasst es
nach und so brettere ich die verbliebenen 20 km nach Monemvasia im letzten Licht
über tiefe Pfützen. Gegenüber vom ersten Supermarkt sind Zimmer zu vermieten,
für die obligaten 25 € checke ich ein. Nach der wärmenden Dusche gibt es
Skordalia und Moussaka im Ort.
115 km, 2065 HM, 7:29, 10 - 19 Grad, bis Mittag heiter,
dann bewölkt und regnerisch
1.11.14
Die Nacht über stürmt es wie verrückt, was meine Schuhe
erfreulicherweise komplett trocknen lässt. Ich schlafe ein Stündchen länger, um
meinen Beinen nach den gestrigen Strapazen ein bisschen mehr Erholung zu gönnen.
Es sind 6 Bft. In Böen 9 aus NO angesagt, also im Prinzip aus der Richtung, in
die ich die nächsten vier Tage fahren möchte...
Das Erreichen des südlichen Zipfel des Fingers habe ich abgeschrieben,
denn noch mehr km gegen solchen Wind zu fahren ist unsinnig. Zudem habe ich so
einen Reservetag, der wahlweise verwendet werden kann. Auf der Hauptstrecke
fahre ich gen Molai. Was ein Versuch werden sollte, bleibt die nächsten 35 km
meine Route. Selbst auf dieser Straße ist derartig wenig Verkehr, dass man sich
wundert, zudem ist sie sogar recht hübsch. Es geht sanft bergan entlang eines
Taleinschnittes. Die Sonne verdrängt langsam die Wolken, nach 25 km finden sich
Bäcker und Supermarkt und neben einem leckeren Frühstück bunkere ich nach dem
gestrigen Erfahrungen jede Menge Essbares...
Was mich immer wieder erschreckt sind die Müllberge an
den Straßenrändern. Ich reise nun seit 40 Jahren nach Griechenland und man hat
es immer noch nicht im Griff. Peinlich! Auf jedem Kilometer liegen Hunderte von
Plastikflaschen und Coffee to go Becher. Nun ja, wer jeden Meter im Auto
zurücklegt, sieht natürlich nicht, was er da anrichtet...
10 km hinter Molai biege ich nach Norden, gen Ag.
Dimitrios. War die Strecke bisher noch halbwegs windgeschützt bläst mich der
kalte Wind nun fast um. Im Schutz der kleinen Berge geht es hübsch daher, Geraki
ist bald erreicht und ich versuche hier zum zweiten Mal vergeblich meinen Tacho
zu reparieren inkl. Tausch aller Batterien. Die Mittagssonne brennt warm, ich
esse eine Dose Dolmadakia. Hinter Geraki zieht die marode Straße wie schon
befürchtet direkt schnurgerade und schutzlos den Hang hinauf. Der Wind ist
grausam, die Temperatur fällt mit jedem Höhenmeter und bald fahre ich im Pulli
bergan. Wo soll ich hier nur zelten? Kallithea ist ein schönes großes Dorf mit
tollem Marktplatz. Keiner ist bei dem Sturm draußen, die Öfen laufen... Hinter
dem Ort beginnt der Anstieg zu einem knapp 1000 m hohen Pässchen. Schon hinauf
aber Au h dahinter auf den von Bergen umrahmten Hochebene ist es völlig
windstill, wie ein Wunder! Ich überlege schon zu zelten, aber es ist zu früh.
Der weitere Weg zieht sich wieder hinauf durch kleine Wäldchen, traumhaft. Am
Wegesrand auf einmal eine Art Hydrant, wohl zum Löschen der üblichen Waldbrände.
Drumherum terrassenartige Wiesenflächen. Und natürlich kommt zum Duschen noch
einmal die Sonne heraus. Bald fällt die Temperatur in den einstelligen Bereich,
den sie verschwindet hinter den Gipfeln.
Ziegenglocken bimmeln, der Parnass bleibt
wolkenverhangen. Windböen schütteln mein Zelt. Irgendwie schöner als alle drei
der letzten Übernachtungen zusammen!
83 km, 1596 HM, 6:00, Ü auf 980 m, 4-17 Grad, heiter,
extrem windig
2.11.2014
Es bleibt auch in der Nacht windig. Beim Aufstehen nur
vier Grad. Schnell packe ich frierend zusammen und fahre bergan weiter.
Polidroso ist der nächste Ort und liegt verschlafen auf 1000 m in einem
Talkessel, die Straße führt am Ort vorbei. Ich passiere überraschend viele
geteerte und beschilderte Abzweige, viele davon gibt die Karte nicht her, ebenso
das GPS. Am Abzweig nach Veria geht's rechts weiter bergab, überall Jäger. An der
nächsten T-Kreuzung wieder rechts, unaufhörlich geht's bergan, Nebel zieht auf.
Plötzlich eine Rotte Wildschweine mit etlichen Jungtieren, die schnaubend vor
mir flieht. Boah. Nach einer Schlange heute früh das... An einer Art Berghütte
vorbei endet der Anstieg auf etwa 1550 m. Was dann folgt ist eine gigantische
Abfahrt von über 1000 Höhenmetern nur kurz unterbrochen von der Durchquerung des
wunderschönen Bergdorfs Kastanitsa, welches auf 800 m in herrlichem Herbstwald
liegt. Im Rausch der Abfahrt verpasse ich einen Abzweig und so endet der Weg aus
den Bergen in Agios Andreas und nicht wie geplant über Platanos direkt in
Astros. Seis drum, eine sensationelle Durchquerung der Parnonasberge geht
zuende, ich bin zwar völlig durchgefroren aber unheimlich zufrieden. Zu erwähnen
wäre noch, dass in den letzten drei Tagen fast jeder Autofahrer grüßte, was an
den stärker befahrenen Routen zur absoluten Ausnahme geworden ist. Über die
Hauptstrecke düse ich nach Paralia Astros, wo ich einkaufe und mich zum Laden
des Handies in einer Taverne zwei Stunden aufhalte, natürlich nicht ohne
ausgiebig zu essen. Der Wirt ist super freundlich, eine vorbeigehende Dame
schenkt mir Apfelsinen, das ist ja wie vor 25 Jahren...
Heute scheint endlich wieder die Sonne, der Wind bläst
deutlich abgeschwächt aus Nord und das Fahren macht Spaß. So rolle ich die 30 km
nach Nauplion entspannt weg. Ich habe die letzten beiden Tage bewusst so gelegt,
dass ich auch an einem zurück nach Loutraki kommen könnte, so habe ich genug
Zeit nach Lust und Laune herum zu gucken und mich treiben zu lassen. Vielleicht
ist auch noch ein Bad im Meer drin? Morgen soll es noch einmal über 20 Grad
werden. In Nauplion noch ein paar Besorgungen und ein Sack voll heißem Wasser.
Ich fahre zur Hafenmole, schaue nach Burtzi hinüber und fahre im späten
Nachmittagslicht hinaus geh Epidaurus, wo ich 5 km hinter dem Ort einen
vernünftigen Platz im Olivenhain entdecke, der noch eine halbe Stunde Sonne hat.
Leider bellen sämtliche Köter der Umgebung um ihr Leben, aber auch die werden
hoffentlich einmal müde.
104 km, 1385 HM, 3-18 Grad, Ü auf 44 m, heiter, in den
Bergen neblig
3.11.14
Wow, schon wieder ein kühler Morgen, gerade einmal 6 Grad
zeigt das Thermometer. Dafür soll es aber heute den ganzen Tag nahezu wolkenlos
bleiben. Zudem liegt ordentlich Tau auf allem, was klitschnass verstaut werden
muss. Nach ein paar Kilometern Hauptstraße biege ich wieder gen Wasser ab und
erwische eine sehr ansprechende Strecke, die entlang hübscher Hügelketten durch
einsames Land zieht. Am Wasser angekommen geht es direkt am Strand entlang des
gesamten Paralia Irion entlang. Jetzt sind hier im wahrsten Sinne des Wortes die
Bürgersteige hochgeklappt! Dadurch hat sogar diese typisch griechische
Siedlungsstruktur etwas, zumal direkt hinter der Straße Landwirtschaft beginnt.
Es ist windstill und die Sonne brennt bei klarer Luft. In Iria ist ein leckerer
Bäcker und der einzige Mini Market verkauft selbst gemachten Honig. Jetzt
beginnt die Strecke zu steigen. Erst locker, dann schmerzhaft, aber da kein
Verkehr herrscht dennoch ein Genuss. Erst hinter Stavropodi geht es wieder
bergab bis Neohori. Dort nur einen guten km nach Norden, dann wieder heftig
bergan über Agia Eleni bis Ano Fanari. Ein Traum jedes Reiseradlers, Blumen am
Rand, hügeliges Terrain, kein Verkehr, angenehme Luft, es könnte ewig so weiter
gegen, allein die Höhenmeter begrenzen den Spaß, mehr als 1000 sind es schon
wieder... Die Abfahrt hinunter zur
neuen Hauptstraße kann sich sehen lassen. Diese wurde breit und schon in die
Felsen gesprengt und zieht völlig im Schatten in dieser Jahreszeit oberhalb des
tiefblauen Meeres entlang. Kurz vor Palea Epidavros noch schnell den AB
Supermarkt geentert, dann zum Hafen, um die mir bekannte Pitabude zu besuchen.
Diese ist aber geschlossen, so ein Totaljoghurt mit Honig ersatzweise herhalten
muss. Am Strand am Südende der Bucht bade ich in herrlich, weit über 20 Grad
warmen Wasser. Anschließend dusche ich noch, zuvor habe ich meine Ausrüstung in
der Sonne getrocknet. Am Hafenbecken entdecke ich eine tolle Taverne, zudem am
Nordende der Bucht eine Wiese zum zelten, wo zwei Weisswände parken, mit den
Schotten halte ich einen längeren Klönschnack. Ich esse Taramas und Kalamaris,
das Wasser plätschert zu meinen Füßen, die Nachmittagssonne brennt, ein Traum.
Später entdecke ich, dass noch ein kleiner Fußweg in die
nächste, völlig leere kleine Badebucht führt, wo ich ganz alleine sein kann.
Dort hat man einen tollen Blick über den gesamten Ort und ich sitze noch lange
und lasse meine Gedanken kreisen...
87 km, 1217 HM, Ü auf 0m, 6-18 Grad, wolkenlos
4.11.14
Der letzte Radfahrtag, ein eher unspektakulärer. Zunächst
muss ich lernen, dass ein einzelner Hund ununterbrochen, ja sogar stundenlang
bellen kann... Auch der Lärm von Schiffsmotoren pflanzt sich über das Wasser
kilometerweit lautstark fort. Ich bin daher doch schon wieder sehr früh auf der
Strecke, was den Vorteil von sehr wenig Verkehr auf der an der Ostküste der
Argolis autobahnähnlich ausgebauten Straße hat. Und die hat heftige Steigungen,
mehrmals geht es mehr als 150 HM
hinauf, der höchste Punkt liegt gar oberhalb von 400 m. Von dort rauscht man
dann spektakulär hinab in die Ebene. Ich fahre noch einmal quer über Xylokeriza
um dem nun lästigen Verkehr zu entgehen und um Ausschau nach einem späteren
Nachtplatz zu halten. In der Tat entdecke ich in den Nähe einer Kirche
mit üblichem Wasseranschluss einen gut geeigneten Olivenhain. Aber zunächst zum
Bahnhof, fragen ob der Zug morgen fährt und dann hinüber nach Loutraki, mein
Verpackungsmaterial einsammeln. Anastasios (Tassos), der ältere der beiden
Brüder der Betreiberfamilie sitzt im Café und wir unterhalten uns sehr angeregt,
wie schon auf dem Hinweg. Zwischendurch versuche ich die neue Auflage meiner in
die Jahre gekommenen Peloponneskarte zu ergattern, scheitere aber in drei
Läden... Zuhause stelle ich dann fest, dass der Verlag im Rahmen der Krise
pleite gegangen ist...Zurück wird weiter diskutiert über den Griechen an sich, seine Arroganz
und Bequemlichkeit, ein sehr interessanter Gedankenaustausch. Ich genehmige mir
noch zwei Bifteki mit Salat und Pommes und rolle zurück zum Lidl und fülle ein
letztes Mal die Vorräte auf.
Schnell den Wegpunkt des Schlafplatzes angesteuert, aber
leider ist dort die Hölle los, an einen ruhigen Ausklang des Tages ist nicht zu
denken, also weiter, verschiedene Olivenhaine ausprobiert, überall Stimmen,
Hunde oder kein Sichtschutz. Ok, also nochmal schnell 10 min bergan, hinauf auf
den Hügel, wo die Besiedlung dünner scheint, ein toller flacher Hang in der
Sonne, große Bäume, Blick auf Akrokorinth - großartig. Gerade suche ich mein
Duschzeug, da rollt ein Auto vor und eine Familie genießt wie ich den tollen
Ausblick. 30 min später bin ich wieder alleine. Da stehen plötzlich zwei wilde
Hunde vor mir. Ein Steinwurf und endlich kann ich in Ruhe den üblichen
Verrichtungen nachgehen. Eine, wie ich finde, abwechslungsreiche Tour geht zu Ende. Der Plan ist aufgegangen, bei
noch schönem Herbstwetter ein paar Tage die Beine kreiseln zu lassen und dabei
die alte Griechenlandliebe aufleben zu lassen.
83 km, 970 HM, Ü auf 160 m, 9-19 Grad, wolkenlos
5.11.2014
Früh bin ich hoch, das Zelt klitschnass. Um 7:39 stehe ich am Bahnsteig in Korinth, der sich immer mehr füllt. Zum Glück ergattere ich noch ein schönes PLätzchen für mein Rad, denn mit jeder Station quellen Pendler in den Vorstadtexpress und irgendwann ist es richtig eng. Der Tag ist trüb alles grau, Industrie und Wohngebiete rauschen vorbei, nach gut 1,5 Stunden erreichen wir die Endstation Airport Athen-Eleftherios Venizelos. Völlig unkompliziert erfolgt der Check-In, die Aufgabe des Sperrgepäcks, selten so entspannt abgereist... Schon gegen 14.40 h erreiche ich Hamburger Boden, auch das ist mal was Neues, noch einen halben Tag zum Ankommen zu haben. Einmal mehr habe ich es genossen in Griechenland zu sein - ich freue mich schon wieder auf meine nächste Reise nach Griechenland im Herbst kommenden Jahres!
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